Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Ersteindruck – »Somali und der Gott des Waldes« – als Menschenmädchen unter Anderwesen
Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.
Titel: | Somali und der Gott des Waldes |
Genre: |
Fantasy, Slice of Life |
Mangaka: | Yako Gureishi |
Start: | April 2015 (JP) |
Bände: | aktuell 6 in Japan |
Verlag: | Manga Cult |
Preis: | 10 € pro Band |
(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Band.)
Golems sind menschenähnliche Wesen, die aus Lehm und Ton geschaffen wurden, um Aufträge auszuführen oder wichtige Orte zu beschützen. Diese Wesen haben in der Regel keine eigene Seele oder ein Herz und dienen nur ihrem Zweck. Ursprünglich stammt diese Idee aus der jüdischen Mythologie. Laut dieser konnten nur besonders weise Gelehrte einen Golem schaffen. In der moderneren hebräischen Sprache, der Iwrit, bedeutet Golem so etwas wie »dumm« und »hilflos«, da man diese ohne die Zugabe eines Plättchens oder Zettels unter der Zunge des Golems nicht zum Leben erwecken konnte. Wie hilflos und dumm sich der Golem in »Somali und der Gott des Waldes« verhält, schauen wir uns an.
(Zusammenfassung)
Vor langer Zeit herrschte Krieg zwischen Menschen und Monstern. Die Menschen verloren. Vertrieben, gejagt und nahezu ausgelöscht, ist von den Menschen heute kaum noch eine Spur verblieben. Tierwesen, Sagengestalten und andere phantastische Monster leben in Frieden in den Städten.
Doch tief in einem Wald trifft ein Golem auf ein junges Mädchen. Der Golem ist ein Hüter des Waldes, der nur noch ein Jahr zu leben hat. Das Mädchen ist ein Mensch. Gemeinsam brechen die beiden auf, um die letzten Menschen zu finden …
Manga Cult
Fabelhaft gefährlich!
Yako Gureishi zaubert eine Welt mit vielen Details: Städte im altertümlichen Baustil bewachsen mit Pilzen oder Edelsteinen, spiralförmiges Kraut oder Hasen mit Hörnern auf dem Kopf. Auch dessen Bewohnern passen ins (Stadt-)Bild und so erschuf er die sogenannten Anderwesen, welche es in unzähliger Art und Vielfalt gibt. Jedes dieser Wesen sieht zwar anders aus, die meisten sind allerdings zumindest tierähnlich, insektenähnlich, haben mehrere Augen oder sind Feen. Sie leben in den Städten ein idyllisches Leben und genießen Speis und Trank in den Wirtschaften. Mehr nicht?
Auf dieser märchenhaften Welt liegt ein dramatischer Schatten. Interessanterweise spielt sich die Story um den Golem und Somali in einer Nachkriegszeit ab. Die Vorgeschichte spielt jedoch nur bedingt eine Rolle. Trotzdem: Um Somali vor hungrigen Blicken der Anderwesen zu schützen, zieht der Golem Somali die Hörnchen-Kapuze über. Dass sie bisher nicht entdeckt wurde, ist vielmehr den Umständen geschuldet, dass Menschen als Folge ebendieses Krieges mit den Anderwesen als ausgestorben gelten, weshalb die neue führende Spezies nicht davon ausgeht, Menschen zu begegnen. Eine klare Entscheidung also, um den Fokus der Handlung auf weniger dramatischen Slice-of-Life-Szenen zu belassen.
Ein Golem mit Herz?
Auch der Golem im Manga existiert wie in der jüdischen Mythologie aufgrund eines Zweckes – in dem Fall als der Wächter eines Waldes. Neben Golems fungieren auch andere Wesen als Wächter des Waldes, doch Golems gelten als DIE »sagenumwobener Wächter des heiligen Waldes«. Trotz dieses Titels trägt der Golem keinen Namen und hat nahezu kein Gesicht, nur deutlich sichtbare Zähne. Mit Sonnenlicht, Sauerstoff und Wasser kommt ein Golem perfekt aus. Passender geht es gar nicht für ein Wesen der Natur! Wir lernen den Golem durch einen Flashback kennen, in dem er das geflüchtete Sklavenmädchen Somali bei sich aufnimmt. Durch sie gibt er sein Wächtertum auf und macht sich mit ihr auf die Suche nach ihren Eltern – statt den Wald beschützt er nun sie. »Somali und der Gott des Waldes« ist so etwas wie seine persönliche Coming-of-Age-Geschichte, denn …
… obwohl der Golem stets beteuert, er besitze keine Gefühle oder Emotionen, gibt es doch immer wieder Momente, die das Gegenteil zu beweisen scheinen. Beispielsweise als er Somali an sich drückt und sich beide mucksmäuschenstill hinter einem Baum verstecken, weil Anderwesen auf einer Kutsche vorbeifahren. Somali beharrt daraufhin auf ihre Sichtweise: »Du warst richtig zu Stein erstarrt« und auch wenn es vorstellbar ist, dass sich ein Körper aus Lehm wie Stein anfühlt, projizieren Somali, die zufälligen Bekanntschaften der beiden und der Leser so immer wieder Emotionen auf den Golem. Eventuell entsteht für den Golem durch Somali so etwas wie ein Grund ”zu leben” und er fühlt sich in einer Vaterrolle. Eventuell bestimmen wie bei Elias aus »Die Braut des Magier« aber auch andere unbekannte Faktoren sein Handeln. Mit der Zeit gewinnt der namenlose Golem immer mehr solche Züge, die man durchaus als menschlich interpretieren kann. Durch seine ruhige Art, den kurzen Aussagen und Nachfragen und dem Wissensdurst nach Informationen erkennt man die menschlichen Züge eines Philosophen in ihm … und das macht den Charme aus!
Lebensweisheiten serviert auf dem Silbertablett
Mit dem Entschluss, Somali zu den Menschen zu bringen und ihre Eltern zu suchen, starten die beiden eine Reise durch eine große Welt voller Gefahren und Eindrücken. Obwohl (oder gerade weil?) des Golems Lebenszeit begrenzt ist, beginnt diese Reise. Neben Ratschlägen, die der Golem Somali zum Überleben mit auf den Weg gibt, lernen die beiden auch viele neue Arten der Anderwesen kennen. Oder Menschenmänner wie Zaza, der dem Golem zeigt, wie aus dem verendeten Leben eines Waldwächters neues Leben entsteht. Somali spielt dabei nur die Rolle eines Statisten. Ein unbeschriebenes Blatt Papier.
Die Begegnung mit Zaza lehrt, dass selbst der Tod eines Wächters nicht sinnlos ist. Trotz einer für eine Mangageschichte noch relativ langen verbleibenden Lebenszeit des Golems von anderthalb Jahren frage ich mich, ob er es bei dem Tempo, in dem die Geschichte voranschreitet, rechtzeitig zurück in seinen Wald schafft, ehe dieser verendet. Denn: Ansonsten kann dort kein neues Leben entstehen. Foreshadowing? Witzigerweise treffen sie gleich darauf auf einen Kleinteufel mit spitzen Hörnern auf der Stirn, der statt klischeehaft böse zu sein, dem Golem im Austausch gegen neues Wissen einen Crashkurs in Sachen Medizinherstellung verpasst. So lernt der Golem gleich wieder etwas Neues dazu und der Leser gleich mit.
Fazit:
Yako Gureishi füllt seine altertümliche Welt mit vielen magischen Details aus. Das wichtigste Detail sind jedoch die beiden Hauptfiguren: Wir folgen einem Golem, der in seiner Vaterrolle aufgeht, Emotionen kennenlernt und die Geschichte vor allem von der Seite kommentiert, sowie Somali, einem Sklavenmädchen, das sich in der Rolle eines Statisten wiederfindet. Dadurch wird nicht nur der Welt, sondern besonders ihren Bewohnern und deren Gedanken viel Raum gelassen, den sie auszufüllen wissen. Eine echte Empfehlung für Fans episodischer Slice-of-Life-Geschichten aus dem Fantasy-Genre!