Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Angezockt – Tun die Änderungen Pokémon Sonne & Mond gut?
Wenn Anime-Fans nicht Anime schauen oder Manga lesen, tun sie was? Richtig, vermutlich zocken und darum geht es hier: Wir schnappen uns ein aktuelles Game und schreiben unsere Gedanken dazu nieder, um am Ende die Frage beantworten zu können, ob sich ein Kauf denn jetzt lohnt.
Jedes Pokémon der ersten Generation gefangen? Jeden Pokéstop dieser Welt besucht? Die Strecke von der Erde bis zum Mond dreimal zurückgelegt? Dann wird es nun Zeit, wieder nach Hause in die warme Stube zu kommen und sich gemütlich auf dem Sofa zu positionieren, um den im Herbst erschienenen Teil der Pokémon-Serie in den 3DS zu stecken. Nach Monaten der Entbehrung, abgelaufenen Schuhsohlen und nächtelangem Kloschüsselumarmen dürfen wir uns nun wieder den freudigen, gemütlichen Seiten der teilweise nicht ganz so kleinen Monster hingeben. Aber warum noch mal haben wir nächtelang die Kloschüssel umarmt? Ich würde vorschlagen, nach dem Schock geht jetzt jeder noch mal aufs Klo, dann reiten wir los.
Die Handlung
Nun, wären wir bei jedem anderen Spiel der Reihe, wäre die Handlung relativ schnell erklärt: Geh in die Arenen, schnapp dir acht Orden und pulversiere danach die Top 4 und den Champ. Lass dich dabei nicht von bösen Schurken oder deinem Rivalen aufhalten. Für diesen Teil jedoch hat Game Freak sich etwas Neues ausgedacht. Zunächst aber zur Alola-Region. Die Region ist aufgeteilt in 4 Hauptinseln und einer künstlichen Insel. Unser Startpunkt ist die Insel Akala und wie der Zufall es eben so will, sind wir erst kürzlich hierhergezogen. Mit fortschreitendem Spielverlauf werden wir dann per Schiff auf die verbleibenen Inseln übergesetzt, können aber jederzeit – diesmal per Poké-Mobil – an Orte fliegen, die bereits besucht wurden. Auf den vier Hauptinseln gibt es jedoch keine Arenen, sondern Captains und Inselkönige. Die Captains stellen verschiedene Prüfungen, die es zu lösen gilt, darunter fällt es zum Beispiel, Zutaten für ein Rezept zu suchen, Fehler in Bilder ausfindig zu machen oder aufsteigenden Blubberblasen auf den Grund gehen – also Rätsel mit denen höchstens Säuglinge ihre Probleme haben. Am Ende einer Prüfung wartet ein Herrscher-Pokémon, das ein nicht zu unterschätzender Gegner ist. Sind alle Inselprüfungen auf einer Insel bestanden wartet der letzte Test, die Große Prüfung, in Form des Inselkönigs. Liegt dieser im Staub, ist die nächste Insel zum Greifen nahe. Im Laufe des Spiel wird unter der Leitung von Professor Kukui dann auch die Pokémon-Liga aus Inselcaptains und Inselkönigen fertiggestellt, der Stuhl des Champs ist allerdings noch frei. Hat man ihn erst mal bestiegen, erwarten uns auf dem Weg zu unserem Thron verschiedene alte Bekannte, die uns herausfordern, um den Titel des Champs für sich zu beanspruchen. Narren!
Das Gameplay und meine Eindrücke
Musikalisch erneut ganz großes Kino kommt der Soundtrack zwar nicht an Weiß & Schwarz ran, jedoch hat man nicht versäumt, wieder einen Ohrenschmaus zu kreieren. Für die Augen gab es dafür weniger zu sehen –auch wenn optisch wieder einige kleine Verbesserungen getroffen wurden. Vielleicht bin ich inzwischen auch verwöhnt, aber grafisch bleibt Pokémon mal wieder weit hinter der Konkurrenz. Schwer wiegt natürlich der Verlust der 3D-Funktion. Weder beim 3DS noch beim New 3DS lassen sich die Spielinhalte dreidimensional darstellen, da die Geräte nicht genügend Leistung dafür bringen. Recht deutlich zeigt sich das vor allem bei Doppelkämpfen, da schon hier das Spiel ordentlich ruckelt. Lediglich über Einsatz des Pokémon-Suchers, eine Funktion des Pokédex, mit dem sich wilde Pokemon fotografieren lassen, darf die Umgebung in 3D bewundert werden. Die Frage, ob auch der New 3DS wirklich schon am Limit ist, bleibt natürlich im Raum. Der Rest ist fast wie immer. Der Spieler steuert die Figur mehr oder weniger von oben herab, hin und wieder verändert sich dann der Kamerawinkel, so dass mehr von der Umgebung zu sehen ist. Die Kämpfe sind schön animiert und das Gefühl mehr und mehr selbst auf dem Feld zu stehen wurde vor allem auch dadurch verstärkt, dass man den Protagonisten und seine Gegner nun öfters auf dem Screen sieht.
Unterschiede in den Editionen
Bisher waren die Unterschiede in den Editionen meist nur beschränkt auf wenige Pokémon, die man in der jeweiligen Edition nicht fangen konnte – ein Relikt aus der Zeit ohne Internet. Lediglich in Schwarz & Weiß gab es mit der Schwarzen Stadt und dem Weißen Wald unterschiedliche Orte. Sonne & Mond spielen zumindest 12 Stunden zeitversetzt. Ist es in Sonne also Tag, ist es in Mond Nacht und umgekehrt.
Freunde und Rivalen
Gleich zu Beginn der Geschichte stößt man auf Lilly und ihr mysteröses Pokemon Wölkchen. Lilly ist die Assistentin von Professor Kukui und verabscheut Pokémon-Kämpfe. Die Hintergründe bleiben lange Zeit ungeklärt und auch was es mit Wölkchen auf sich hat, erfahren wir erst später. Aber Lilly ist ein munterer und netter Charakter mit gelegentlichem Drang, Dinge überzudramatisieren. Wenig später stößt auch der Rivale hinzu. Tali ist gefühlt den ganzen Tag am Grinsen und ein unverbesserlicher Optimist. Als Enkel von Hala ist es sein großes Ziel, diesen zu übertrumpfen und selber Inselkönig zu werden. Sein hyperaktiver Charakter ist es aber auch, der mit völlig unnötigen Kommentaren nicht selten die dramatische Stimmung zerstört. In dieser Edition nimmt sich der Rivale übrigens nicht das Pokémon, das unserem Starter überlegen ist, sondern schnappt sich das Unterlegene.
Neue Pokémon
80 Kreaturen an der Zahl sind es, die sich völlig neu im Pokédex eintragen lassen. Dazu kommen mehrere Alola-Formen von Pokémon, die schon früher ihr Debüt feierten. So ist Digda beispielsweise unter die Rocker gegangen und Rattfratz hat ein paar Stunden zu viel im Geisterhaus verbracht. Sandan und Vulpix gehören plötzlich zum Typ Eis und Kleinstein neben Stein nun auch zum Elektrotyp. Mauzi jedoch wäre bei Germany’s Next Topmodel wohl in der ersten Runde rausgeflogen, weil es zu Diva ist.
Z-Kraft
Nicht nur wunderschön gestaltet, sondern auch mächtig stark: Da sich die Mega-Evolutionen offenbar großer Beliebtheit erfreuen, wurden nun die Z-Kräfte eingeführt. Ausgestattet mit einem Z-Ring erlaubt dieser dem Protagonisten typenspezifische Z-Attacken auszuführen. Nachdem ein Captain, ein Herrscherpokémon oder ein Inselkönig besiegt wurde, gibt’s dafür jedes Mal einen Typenstein verliehen, der einem oder gar mehreren passenden Pokémon einmal pro Kampf erlaubt, seine Z-Kraft zu entfesseln. Teilweise sind die Attacken in ihrer Ausführung so waghalsig, dass man den eigenen KP-Balken schon dahinschwinden sieht. Starter bekommen übrigens eigene Steine verliehen. Nach Beendigung der Handlung erhält man dann auch den Ring, um die Mega-Evolutionen auszulösen. Eine Frage bleibt aber ungeklärt: Was soll dieses merkwürdige Rumgehopse vor der Attacke?
Neue Kampfvariationen
Nach Doppel- und Dreierkampf folgt nun natürlich auch der Viererkampf – das Battle Royal. Aber glaubt nicht, dass hier zwei Trainer vier Pokémon in den Ring schicken: Vier Trainer schicken jeweils ein Pokémon in den Ring und es kämpft Jeder gegen Jeden. Sobald ein Trainer keine kampffähigen Pokémon mehr hat, ist der Kampf vorbei. Gewonnen hat derjenige, der die meisten Pokémon der Gegner auf die Bretter geschickt hat. Antreten kann man in diesem Spielmodus jedoch nur im Dome Royal und abgesehn vom ersten Kampf, schicken die Kontrahenten erst Pokémon ab Level 50 ins Rennen. Schön hätte ich gefunden, wenn dieser Kampftyp auch im freien Feld seinen Platz gefunden hätte.
Ebenfalls besteht im Kampf mit wilden Pokémon nun die Möglichkeit, dass dem wilden Pokemon eins zur Hilfe eilt und das eigene nun einen unfairen 2-gegen-1-Kampf bestreiten muss. Im Regelfall nicht weiter schlimm für das eigene Pokémon, geht einem das aber mit der Zeit doch ziemlich auf die Nerven, beim Versuch das wilde Pokemon zu fangen. Da seine Beschränktheit nicht in der Lage ist, einen Pokéball zu werfen, wenn ein zweites wildes Pokemon auf dem Feld ist, muss erst eins besiegt werden. Schlägt das fehl, kommt es nicht selten vor, dass direkt erneut Hilfe naht. Nicht, dass es bei manchen Pokémon nicht sowieso schon lange genug dauert, darf man sich nun auch damit rumplagen. Doch es hat auch sein Gutes: Durch Verkettung lassen sich mehr EV-Punkte verdienen und seltene Pokémon haben teilweise nur hier ihren Auftritt. So kann es vorkommen, dass einem Kindwurm ein Brutalanda auf Level 10 zur Hilfe eilt.
Poké-Mobil
VMs sind gestern, es lebe das Poké-Mobil. Noch nicht lang ist es her, da musste im Team immer ein Platz für ein Pokémon geschaffen werden, das zumindest vier der unbeliebten VMs erlernen konnte – umgangssprachlich auch VM-Schlampe. Der Rest musste auf das Team verteilt werden, was wertvollen Attacken den Raum nahm. Doch mit Einführung des Poké-Mobil ist damit jetzt Schluss. Das Poké-Mobil ruft einfach Pokémon, die die Funktionen der VMs übernehmen. Auf Gluraks Rücken lassen sich besuchte Orte bereisen, Tauros zertrümmert Felsen, Lapras erfüllt den Zweck der Luxusjacht. Sieben verschiedene Einsatzmöglichkeiten müssen nun nicht teuer erlernt werden, sondern werden im Laufe des Spiels dem Poké-Mobil hinzugefügt. Die beste Erfindung seit Schokolade.
Poké-Pause
Rest in Peace Pokémon-Ami aus X & Y. Deine Minispiele, in denen es Poffles zu gewinnen gab, und die anpassbaren Hintergründe werden mir fehlen. Lediglich geblieben ist das Füttern mit Bohnen – als Ersatz für die Poffles – und das Streicheln, mit denen sich Zuneigung aufbauen lässt. Sämtliche negativen Statuseffekte lassen sich mit ensprechendem Zubehör dafür einfach wegrubbeln, egal ob Paralyse, Gift, Eis oder Dreck. Mit wachsender Zuneigung schalten sich für den Kampf auch tolle Boni frei. So erhält ein Pokémon mehr Erfahrung, rettet sich mit einem KP oder landet öfter Volltreffer. Wichtig ist auch die Wahl der Bohnen, denn nicht alle lassen die Zuneigung aufs Maximum ansteigen. Außerdem würde ich es euch nicht raten, einem Pikachu die Backen zu streicheln. Das Ergebnis ist schockierend! Bei einigen größeren Pokémon wird auch nur der Unterleib oder die Füße gezeigt und der Kopf muss erst mühsam in den unteren Bildschirm gezogen werden, bevor gefüttert werden kann. Hätte das nicht auch anders gelöst werden können?
Pokémon-Resort
Auf dem Rücken von Glurak gelangt man sogar aus Gebäuden und Höhlen heraus auf dieses Paradies. Bestehend aus erst einmal nur einer Insel lässt sich das Resort auf bis zu fünf Insel und diese wiederum von Level 1 auf 3 erweitern. Nötig für den Ausbau sind lediglich Poké-Bohnen und gefangene Pokémon. Keine Sorge, die gefangen Pokemon werden natürlich nicht geschreddert und als Fundament für die neue Anlage ausgelegt. Es ist lediglich eine bestimmte Anzahl an kleinen und großen Gästen nötig – aus rein kapitalistischen Gründen natürlich. Die Inseln haben unterschiedliche Effekte, die sich mit dem Level verstärken. Auf Insel 1 steht ein Beerenbaum, der wilde Pokémon anlockt und sie sogar freiwillig in einen Pokéball steigen lässt. Auf Insel 2 pflanzen Obstbauern Beeren an und auf Insel 3 trainieren Kämpfernaturen von Level bis hin zu Angriffs-, Verteidigungs-, KP-, und Initiativewerten alles. Auf Insel 4 suchen Abenteuerer nach Schätzen und auf Insel 5 lädt ein heißes Bad zum Entspannen ein.
Festival Plaza
Der Festival Plaza ist ähnlich der Einkaufspassage in Weiß & Schwarz. Als Unterhalter (und nicht Besitzer) des Plaza steht es euch frei, diesen indivuell zu gestalten und Buden nach eigenem Ermessen aufzustellen. Getränke- und Essensstände sind ebenso im Sortiment wie Trainingsbuden oder gar Geisterbahnen. Ohne einen Obulus zu zahlen, winkt sogar das große Glück bei einem der vielen Lotteriestände. Via Internet oder Streetpass gelangen Besucher auf den Plaza, womit sich Festival-Münzen verdienen lassen oder die zum Kämpfen und Tauschen bereit sind. Festival-Münzen lassen sich ebenfalls durch Teilnahme an einem Event verdienen. Diese Münzen werden verwendet, um den Plaza im Rang aufsteigen zu lassen und damit neue Features und Buden freizuschalten. Zudem ist das die Währung hier. Denkt beim Typenkonter-Minispiel aber daran, dass Vulpix jetzt dem Typ Eis angehören und Wasser nicht mehr das geeignete Element ist, um hier einen effektiven Treffer zu landen.
Team Skull
Team Rocket will die Welt erobern, Team Aqua mehr Wasser, Team Magma mehr Land, Team Plasma will die Pokémon befreien, Team Skull will mir so lange und ausdauernd auf die Nerven gehen, bis ich ihnen mit wachsender Begeisterung so richtig einen zimmere. Deren einziger Lebensinhalt ist es, mir mit ihren Monologen den Weg zu versperren. Machen wir uns nichts vor. Diese Typen sind struntzdumm. Nicht, dass das bei anderen Teams anders gewesen wäre, jedoch hatten die ein Ziel und somit eine Daseinsberechtigung. Außerdem fand man in der Führungsebene noch vereinzelt intelligentes Leben. Während mich bei anderen Teams noch der leise Verdacht beschlich, dass hier irgendwo Inzucht betrieben wurde, bin ich mir bei Team Skull sogar relativ sicher. Zusammengepfercht hinter großen Betonmauern werden sie nur zu ausgesuchten Anlässen freigelassen: Um mir auf die Nerven zu gehn.
Viele Änderungen – ein neues Spiel?
Der größte Unterschied ist mit Sicherheit der Verlust der Arenen. Den Arenaleiter zu besiegen und dann einen Orden in Händen zu halten, gehört irgendwie einfach dazu. Eine gesunden Kombination aus Arenen und Prüfungen wäre echt überragend. Die Handlung empfinde ich ebenfalls als ziemlich schwach – wenn auch mit Höhepunkten. Recht eingeschränkt ist dadurch auch die Spielzeit, die durch Plaza, Poké-Pausen und andere Features mehr oder weniger künstlich erhöht wird. Gut hingegen finde ich Pokémon-Resort und Z-Kräfte, wofür die Mega-Evolution aus dem letzten Teil allerdings wieder weichen mussten, und natürlich meinen persönlichen Favorit, das Poké-Mobil als VM-Ersatz. Vielleicht sprechen die Zahlen eine andere Sprache, aber für mich reiht sich dieses Spiel nur in der oberen Hälfte der Pokémon-Spiele ein, während mein persönlicher Favorit ganz klar Weiß & Schwarz bleibt. Es ist natürlich ein verdienter Gewinner der Anihabara-Awards und ein klasse Spiel, aber eher ein Sieg nach Punkten. Ich jedenfalls bin gespannt, ob das nächste Spiel die guten Elemente aus Altem und Neuem zu verbinden schafft.
Gibt es eigentlich noch Dreierkämpfe in Sonne/Mond?