Angezockt – »Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis« – Paparazzi des Makabren

Vor 15 Jahren erblickte »Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis« auf der Wii das Licht der Welt. Dies allerdings nicht im Westen. Entsprechend kamen Fans der Survival-Horror-Reihe nie in den Genuss des vierten Ablegers. Dem wurde in Form eines Remakes nun Abhilfe geschaffen und Phil Brülke hat sich für euch hinter den Kamerasucher geklemmt.

Project 0 Cover
Titel: Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis
Genre: Survival-Horror
Publisher: Koei Tecmo
Entwickler: Koei Tecmo
Release: 9. März 2023
USK: Ab 18 Jahren
UVP: 49,99 Euro

»Project Zero«, in Japan nur »Zero« und in Amerika »Fatal Frame« genannt, ist ein Survival-Horror-Franchise, das mittlerweile aus fünf Haupttiteln besteht. Der vierte Teil namens »Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis« hat dabei nie den Weg aus Japan herausgefunden. Nur wer der japanischen Sprache mächtig war und eine japanische Wii besaß, durfte sich gruseln. Nun aber sorgte letztes Jahr die Ankündigung eines Remakes für Furore, denn der Titel verliert zeitgleich seine Exklusivität zur Nintendo-Hardware. Seit dem 9. März 2023 kann sich nun auf allen gängigen Konsolen und dem PC gegruselt werden. Der einzige Haken: Die physische Version können Sammler trotzdem nur aus dem asiatischen Raum importieren. Alle anderen werden sich mit einer digitalen Version zufriedengeben müssen.

 

Drei Blickwinkel des Grauens

Project 0 01Eine kleine Insel, welche den Namen Rōgetsu trägt, wird Zeuge eines Rituals, das nicht in Worte zu fassen ist. An diesem nahm Ruka Minazuki mit ihren zwei Freundinnen Misaki und Madoka unfreiwillig teil, nachdem sie entführt wurden und im Rōgetsu-Sanatorium unterkamen. Die Erinnerung daran ist bei allen Beteiligten in Vergessenheit geraten und sie lebten bisweilen ein normales Leben. Doch die Insel Rōgetsu scheint nach ihnen zu rufen, woraufhin Misaki und Madoka aufbrechen, um ihre Wissenslücke zu schließen … und nicht mehr zurückkommen. So bleibt es an Ruka herauszufinden, was ihren Freundinnen widerfahren ist. Doch nicht nur die Mädchen sind zurück, auch den Polizisten Chōshirō hat es zurück nach Rōgetsu verschlagen. Dieser hegt nun die Hoffnung, den damaligen Entführer der Mädchen zu finden, da dieser sich bei der damaligen Rettung aus dem Staub machte.

Die Geschichte wird in mehreren Kapiteln erzählt und lässt euch die Geschehnisse aus Sicht dreier verschiedener Charaktere erleben. Diese spielen zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Geschichte von »Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis«, sodass es sehr wenig Interaktion zwischen den Charakteren gibt. Trotzdem sind ihre Erlebnisse geschickt miteinander verwoben. Was sich auf der Insel Rōgetsu zugetragen hat, erfahrt ihr über diverse Notizen, Tagebücher und Tonaufnahmen. So erschließt sich Stück für Stück, welch makabre Dinge vonstattengingen und was es mit der Mondschein-Krankheit auf sich hat. Störend dabei ist, dass ihr immer wieder dieselben Gänge entlanggeht und dieselben Türen öffnet, weshalb sich das Spiel schnell repetitiv anfühlt. Allerdings erzählt euch »Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis« in ungefähr zwölf Stunden Spielzeit die wohl beste Geschichte der ganzen Spielreihe. Federführend war hierbei Makoto Shibata (»Nioh«), der ebenfalls auch als leitender Entwickler des Titels fungiert und ein Urgestein der Spielreihe ist.

 

Exorzismus mit Hindernissen

Project 0 02Hauptsächlich werdet ihr in »Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis« damit beschäftigt sein, durch die dunklen Gänge und Hallen des Rōgetsu-Sanatoriums zu wandern. Dabei deckt ihr die Erinnerungen an die Ereignisse auf, die die Charaktere auf Rōgetsu erlebt haben. Es gilt in klassischer Genre-Manier Hinweise zu finden und Rätsel zu lösen. Euer stetiger Wegbegleiter ist eure Taschenlampe, deren Lichtkegel ihr gezielt durch die Räume schweifen lassen könnt. Trifft dieser auf einen wichtigen Gegenstand, entsteht ein Funkeln und ihr könnt besagten Gegenstand aufheben. Damit ihr nicht jede Ecke ableuchten müsst, hilft euch eine Anzeige am Bildschirmrand, die stärker aufleuchtet, wenn etwas in der Nähe zu finden ist. Die Rätsel sind nicht besonders schwierig, bieten aber immerhin viel Abwechslung. »Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis« nimmt euch oftmals an die Hand, zeigt euch beispielsweise wichtige Orte auf der Karte und markiert in Notizen die Wörter und Zahlen, die ihr zum Lösen von zukünftigen Aufgaben braucht. So finden auch Genre-Neulinge schnell rein und dürften sich in den dunklen Gängen des Sanatoriums nicht verloren fühlen.

Doch es geht in »Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis« selbstverständlich nicht nur um das Aufdecken von Geheimnissen und Knacken von Rätseln. Wie in jedem Teil der Reihe verfolgen euch nämlich die Toten und tauchen in Form von Geistern auf. Durch die berüchtigte »Camera obscura« gilt es, den bösen Geistern den Garaus zu mache. Sobald ihr in Gefahr seid, solltet ihr schnell die Kamera in den Anschlag nehmen, um von der Third- in die First-Person-Sicht zu wechseln. Die Kamera bietet verschiedenste Funktionen, die ihr durch diverse Linsen modifizieren und auch mit besonderen Items aufwerten könnt. Durch das gezielte Abdrücken des Auslösers fügt ihr den Geistern Schaden zu, um sie endgültig in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Schnappschüsse im richtigen Moment richten verheerenden Schaden an, erfordern aber schnelles Reaktionsvermögen. Fotos aus sichererer Distanz sind weniger effektiv, erhöhen aber eure Überlebenschancen. Insgesamt eine spaßige Art, die Gegner zu bekämpfen, welche oftmals auch einiges an Skill erfordert, da die Geister nicht immer starr in einer Position verharren und natürlich auch aus Wänden, Decken und Böden erscheinen können.

Project 0 03Die größte Herausforderung sind allerdings nicht die Geister oder Rätsel per se, sondern die Steuerung. Diese ist sehr altbacken – ihr habt bei Kämpfen beispielsweise wenig Möglichkeiten, euch frei zu bewegen oder Angriffen auszuweichen. Zwar könnt ihr auf Knopfdruck eine schnelle 180-Grad-Drehung ausführen, diese hilft euch allerdings nicht so viel, wenn die Gänge eng und vollgestellt mit diversen Hindernissen sind. Diese Einschränkung in der Steuerung bringt jedoch den größten Horror-Faktor des Spiels. Durch die wenigen Optionen, sich zu wehren, und der steifen Steuerung wirkt der Geister-Terror noch viel intensiver. Allerdings ist dies alles nicht mehr zeitgemäß und an vielen Punkten werdet ihr euch vermutlich eher ärgern als gruseln. Veteranen des Genres werden sich trotzdem schnell zurechtfinden, während Neulinge sicher lange rumprobieren müssen, bis die Bewegungsabläufe ins Blut übergehen. Dabei raten wir vor allem, einen Blick auf den Schwierigkeitsgrad zu werfen. Wenn ihr keine Erfahrungen mit der Reihe habt, empfehlen wir die Schwierigkeit »Einfach«, da der normale Schwierigkeitsgrad schon sehr fordernd ist und ihr durch die Steuerung eine hohe Frustrationsgrenze braucht. Außerdem sind Speicherpunkte spärlich gesät und ein Tod kann euch gut und gerne mal bis zu 30 Spielminuten zurückwerfen.

 

Der Farbfilm wurde nicht vergessen

project 0 04Die wohl größte Änderung im Remake ist die Grafik und Farbgebung des Spiels. Während das Original der Wii durch eine Art Sepia-Filter sehr karg wirkte, wurden nun gänzlich andere Farben verwendet. Beim Remake wurde hauptsächlich mit Blautönen gearbeitet, die der gesamten Atmosphäre eine gewisse Tiefe und Mystik geben. Gerade der Lichteinfall, den der Mond weitestgehend in die Räume wirft, ist schön anzusehen. Die Texturen der Umgebung wurden ebenfalls komplett neu gemacht und unterstreichen den Zerfall des alten Sanatoriums nur noch mehr. Die Charaktermodelle bekamen ebenfalls komplett neue Texturen und sind detailreich gestaltet worden. Gerade die Mimik der Hauptfiguren spiegelt die fürchterlichen Situationen, in die sich diese begeben, perfekt wider. Bei all diesen Änderungen wird wohl niemand mehr traurig sein, das Original nicht gespielt zu haben.

Für den größten Gruselfaktor (nach der Steuerung natürlich) sorgt allerdings das Sound-Design. Beim Knarzen der Dielen, dem Knacken der Wände und Heulen der Geister bekommt ihr ohne Ende Gänsehaut. Spärlich, aber stimmungsvoll lehren euch Umgebungsgeräusche das Fürchten. Besonders bedrückend wirkt allerdings die totale Stille, die es an vielen Punkten im Spiel gibt und wo ihr lediglich das Atmen eures Charakters hören könnt. Dabei wird klar, wie allein ihr auf dieser verfluchten Insel eigentlich seid. Für die perfekte Horrorstimmung empfehlen wir das Spielen mit Kopfhörern.

 

Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis: Mein Fazit

gruen»Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis« ist ein düsterer Horror-Klassiker, der wundervoll in neuem Glanz erstrahlt. Die Geschichte ist spannend erzählt und bietet durch die verschiedenen Charaktere auch unterschiedliche Sichtweisen auf die Geschehnisse. Ihr werdet gut durch das Spiel geleitet. Anfänger werden kaum Probleme haben. Ein zusätzliches Plus ist die tolle neue Grafik des Spiels. Lediglich die ungelenke Steuerung und die repetitiven Kapitel werfen einen langen Schatten auf das sonst gelungene Remake. Wer Fan von Horror ist und mit veraltetem Gameplay keine Probleme hat, wird mit »Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis« definitiv viel Spaß haben.

 

Plus Minus
  • spannende Story
  • düstere, gruselige Stimmung
  • furchteinflößendes Audiodesign
  • grafische Überarbeitung
  • übersichtliches Missionsdesign
  • ungelenkes Gameplay
  • wenig Spielbereiche, was zu viel Backtracking führt

rezensionsexemplar koeitecmo

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