Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Ersteindruck – »Nana« – Herzschmerz und Punkrock (Vol. 1)
Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.
Titel: | Nana |
Genre: | Drama, Romance |
Studio: | Madhouse |
Start: | April 2006 (Japan) Januar 2023 (Deutschland) |
Länge: | 47 Episoden à 24 Minuten |
Publisher: | KSM Anime |
Preis: | 59,99 € (4 Volumes) |
(Basis für diesen Ersteindruck ist die erste Blu-ray-Volume mit den Episoden 1 bis 12.)
Ai Yazawas »Nana« gilt als ein moderner Shōjo-Klassiker, der lange Zeit nicht in Deutschland als Anime verfügbar war. Nun bringt uns KSM Anime fast zwei Jahrzehnte nach Erstausstrahlung die deutsche Version. Daher nutze ich die Gelegenheit und schaue, ob die Serie noch halten kann, was sie damals versprach und wie gut die deutsche Lokalisierung gelungen ist.
(Zusammenfassung)
Die emotionale Nana Komatsu, stets auf der Suche nach der großen romantischen Geste, findet Erfüllung in niedlichen Dingen und der »Liebe« von Männern. Nana Osaki, von Schicksalsschlägen ernüchtert, gibt sich kühl und unnahbar. Ihr Leben sind die Musik und ihre Band Blast. Als sich die Wege der zwei unterschiedlichen Frauen kreuzen, entsteht eine unerwartete Freundschaft. Das Schicksal nimmt sie mit auf die gemeinsame Reise des Erwachsenwerdens. Begleitet von lauter Musik, wilden Partys, Freunden und den Dämonen der Vergangenheit lernen die beiden, worauf es im Leben wirklich ankommt.
KSM Anime
Bittersüßes Drama, befreite Situationskomik
©️ NTV/VAP/Shueisha/Madhouse |
So unterschiedlich wie die beiden Protagonistinnen Nana Komatsu, auch Hachiko genannt, und Nana Osaki trotz desselben Vornamens daherkommen, so sind es auch ihre Freundeskreise. Hachiko und ihre Clique von Kunststudenten haben alle die Schule abgeschlossen und sind in funktionierenden Familien aufgewachsen. Die Musikerin Nana Osaki hingegen ist ohne Eltern aufgewachsen, genauso wie ihr Freund Ren. Beide haben während oder nach der Mittelstufe die Schule geschmissen und treten mit ihrer Rockband Blast in schummrigen Bars und Klubs auf. Trotzdem zieht es die beiden jungen Frauen gleichermaßen nach Tokyo.
Wenn diese so unterschiedlichen Protagonistinnen am Holztisch in Wohnung 707 zusammenkommen, ist das vor allem zu Beginn – wo das meiste Drama in Rückblicken stattfindet – leichtherzige und witzige Unterhaltung, die an amerikanische Sitcoms erinnert. Es baut die Figuren gut aus, sodass das darauffolgende Drama die richtigen Töne treffen kann. Allerdings sind beide Elemente nicht strikt voneinander getrennt, denn es gibt selten Folgen, die nur das eine oder das andere beinhalten.
Der Komik-Teil baut auf Reaktionen der Figuren, deren trockenen Sprüchen sowie ihren Eigenarten auf. So sind viele der Lacher Hachikos Schusseligkeit und ihrer Liebestollheit zuzuschreiben. Punk-Nana punktet eher mit coolen Sprüchen. Durch die Animationen und die herausragenden Sprecher*innen, sowohl in Deutsch als auch im japanischen Original, funktionieren die Witze auch meistens.
Der Drama-Aspekt kommt wie erwähnt auch nicht zu kurz. Hier stehen Interaktionen zwischen den Figuren im Fokus mit Themen wie Selbstständigkeit, Karriere, Lebensplanung und natürlich Liebe, Musik & das Leben im Rampenlicht. Dabei ist der Weg der Figuren selten geradlinig und es ist nie einfach für die Protagonistinnen, ihre Träume zu erfüllen.
Im Verlauf der Serie tauchen auch immer weitere Personen auf, die Nana und Nana durch die Interaktion mehr Tiefe verleihen und die Handlung weiter vorantreiben. Dafür treten andere Figuren immer mal wieder in den Hintergrund. Das fühlt sich zum Glück stets organisch an – so wird zum Beispiel ein Bassist eingeführt, als die Band einen sucht. In dem Moment, wo die Serie auf ihr Finale zugeht, tauchen die meisten Personen auch tatsächlich noch mal auf, um ihre Handlungsbögen abzuschließen. Somit bleiben keine losen Enden, obwohl sehr viele Menschen in der Geschichte auftauchen, und »Nana« wirkt weder eintönig noch rastlos.
Meisterliches Foreshadowing
©️ NTV/VAP/Shueisha/Madhouse |
Als »Nana« auf Netflix veröffentlicht wurde, habe ich mir die ganze Serie erstmals angesehen und für diese Review die ersten zwölf Episoden in der deutschen Fassung noch einmal geschaut.
Das lohnt sich besonders für die kleinen und großen Momente. Es macht Spaß, erneut zu sehen, wie Nana und Nana sich treffen, sie eine Wohnung mieten und Freundinnen werden. Was mich allerdings begeistert hat, sind die vielen Referenzen auf spätere Ereignisse. Dass Hachiko ihre imaginäre Nebenbuhlerin Sachiko nennt und sie das sogar zweimal im Verlauf der Geschichte wieder einholt, ist wohl niemandem entgangen. Aber die Relevanz der Erdbeergläser wird weder im ersten Opening noch beim Möbelkauf klar – erst wenn man ihre Symbolik kennt, fühlen sich diese Szenen bedeutungsvoll an. Deswegen hatte ich selbst bei dem etwas langsamen Start auch beim zweiten Schauen noch wirklich Spaß.
Dasselbe gilt für die oft kryptisch wirkenden Monologe zu Beginn und am Ende fast jeder Episode. Hier berichtet eine der beiden Nanas jeweils rückblickend, wie sie die Zeit, in der die Episode spielt, wahrnahm und was sie gedanklich beschäftigte. Beim zweiten Schauen liefert das noch mehr Kontext.
Deutsche Fassung
©️ NTV/VAP/Shueisha/Madhouse |
Gerade bei bekannten Shows ist es oft schwierig, eine deutsche Sprachausgabe abzuliefern, die Fans überzeugt. Besonders aufgekratzte, energische Figuren, wie Nana Komatsu, sind schwer in deutscher Sprache zu adaptieren, weil es sprachliche und kulturelle Unterschiede gibt, die die deutsche Variante oft fehl am Platz wirken lassen. Aber genau dieses Gefühl hatte ich bei dieser Lokalisierung nicht. Darüber hinaus funktionieren auch die häufigen Sprünge zwischen leichtherzigen und dramatischen Szenen gut. Auch wenn die Bedeutung des Spitznamens Hachiko leider etwas unter den Tisch fällt, ist dies verzeihbar, da man wohl kaum alle auftauchenden Elemente der japanischen Popkultur in einem natürlichen Dialog erklären kann.
Noch dazu wurde der Anime visuell noch einmal deutlich aufgehübscht, was diese Version zu der besten macht, die aktuell erhältlich ist. Die verwaschene Optik der ursprünglichen Fassung löst zwar sicher für viele nostalgische Gefühle aus, aber die klareren Linien und gesättigten Farben der überarbeiteten Version holen »Nana« in die aktuelle Zeit.
Fazit:
»Nana« hat eine ausgezeichnete Geschichte, die nicht nur immer wieder auf sich selbst referenziert, sondern auch Comedy und Drama gut balanciert. Ganz zu schweigen von der herausragenden Musik. Die deutsche Fassung ist noch dazu gut gelungen und die optische Überarbeitung gibt der Show einen frischen Look.
Um die Eingangsfrage also zu beantworten: Ja, »Nana« hält sich auch heute noch super und gehört zu den besten Drama-Serien, die ich in den letzten Jahren gesehen habe.
»Nana – The Blast! Edition Vol. 1« ist seit 26. Januar 2023 mit deutscher Synchronisation und im Originalton mit deutschen Untertiteln auf DVD und Blu-ray erhältlich. Enthalten sind die Episoden 1 bis 12 inklusive der ersten OVA.