Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Angezockt – »Forspoken« – Fantasy-Parkour mit Hindernissen
Das neue Entwicklerstudio Luminous Productions, das aus Square Enix’ Business Division 2, den »Final Fantasy XV«-Machern, hervorgegangen ist, hat sich mit »Forspoken« vorgenommen, eine neue Spielreihe in den Rollenspiele-Olymp aufzunehmen. Welche Hürden sich dabei auftun und ob »Forspoken« sein Ziel erreicht, hat Phil Brülke für euch getestet.
Titel: | Forspoken |
Genre: | Action-Adventure |
Publisher: | Square Enix |
Entwickler: | Luminous Productions |
Release: | 24. Januar 2023 |
USK: | Ab 16 Jahren |
UVP: | 79,99 Euro |
Seit dem ersten Trailer für »Forspoken« war es als Square-Enix-Fan kaum möglich, dem Spiel zu entgehen. Nach etlichen Trailern mit und ohne Spielszenen wurde klar: »Forspoken« möchte sehr viel sein und setzt die Messlatte hoch. Doch die meisten Erwartungen wurden schnell gebremst, als es zu den ersten Verschiebungen kam. Am Ende erschien »Forspoken« ungefähr ein Jahr später mit der Hoffnung, dass die Verzögerung des Spiels der Qualität zugutekam. Doch mit dem bunten Mischmasch aus Open-World-Spiel mit Parkour-, Rollenspiel- und Fantasy-Elementen wurde sich etwas übernommen und die Kombination mag nicht jedem so richtig gefallen.
Durch Schmuck in eine andere Welt
Die Protagonistin Frey hat es nicht einfach. Durch Diebstähle für Banden, die sie erpressen, versucht sie, sich irgendwie über Wasser zu halten, hat aber das Pech, regelmäßig erwischt zu werden. Ihr großes Ziel ist, mit genug Geld aus der Hölle namens New York rauszukommen. Als ihre Träume jedoch buchstäblich in Flammen aufgehen, gibt sie auf und will ihr Leben nur noch beenden. Doch da sieht sie einen mysteriösen Gegenstand, der sie in das Reich Athia bringt. Dort angekommen, stellt sich der Gegenstand als sprechendes Armband mit dem Namen Reif vor und wird fortan der Begleiter von Frey sein. Reif ist nun wortwörtlich Freys rechte Hand und hilft ihr mit seiner Magie, Athia zu retten, damit Frey in ihre Heimat zurückkehren kann.
Die Geschichte selbst ist grundsolide und doch schon fast enttäuschend, weil hunderte Male schon dagewesen. Gerade bei einem Titel aus dem Hause Square Enix konnte man mehr erwarten, als am Ende rumkam. Einen Charakter aus unserer Zeit in eine Fantasiewelt zu ziehen wurde in vielen popkulturellen Medien besser umgesetzt als bei Forspoken. Die Dialoge wirken sehr hölzern und gerade die Chemie zwischen Frey und Reif funktioniert absolut gar nicht, weshalb der Wunsch beide stummzuschalten von Gespräch zu Gespräch stetig wächst. Dadurch leidet vor allem das Interesse an der Geschichte, da man an wichtigen Stellen aus Fremdscham lieber weghört, als sich in die Handlung hineinziehen zu lassen.
Wo Kieselsteine zu Hürden werden
Das große Aushängeschild von »Forspoken« ist die Fortbewegung von Frey in der Welt Athia, oder sollte es zumindest werden. Aktuelle Spiele wie »Sonic Frontiers« und »Spider-Man« zeigen, dass eine Open World trotz viel Leere sehr viel Spaß machen kann, wenn die Art der Fortbewegung stimmt. In »Forspoken« soll sich Frey mit der Hilfe von Reif Parkour-artig über weite Strecken schnell und elegant fortbewegen, zumindest in der Theorie. In der Praxis funktioniert dies in den meisten Fällen leider nicht. Das Parkour-System beschränkt sich darauf, nur eine Taste aktiv zu drücken, damit Frey losprescht. Dabei ist das größte Ärgernis, dass selbst die kleinsten Hürden ein Problem werden. Zwar kann eindrucksvoll über große Schluchten gesprungen werden, aber sobald mal ein kleiner Stein ungünstig liegt, verhakt sich die Spielfigur und kommt nicht voran, rennt auf einmal unkontrolliert in eine andere Richtung oder fällt ganz einfach einen Abhang hinunter. Frust beim Steuern von Frey ist also vorprogrammiert.
Neben der Fortbewegung gibt es ein ganz klares Hauptelement im Gameplay: die Kämpfe. In der Welt von Athia stoßt ihr auf diverse Monster, Wildtiere und zombieartige Gegner, welche euch nach dem Leben trachten. Um diese zu bezwingen, bedarf es der Nutzung von magischen Angriffen, die ihr über Reif ausführen könnt. Dabei könnt ihr diese auch mit zusätzlichen Fertigkeiten in ihrem Angriff oder der Reichweite verbessern, um so flexibler im Kampf zu agieren. Dies funktioniert über weite Teile des Spiels gut und die Kämpfe sind teilweise auch fordernd. Die größere Herausforderung ist allerdings, Frey durch die Kämpfe zu manövrieren. Durch die schwammige Steuerung der Parkour-Funktion ist ein gezieltes Ausweichen und taktisches Kämpfen eher selten möglich und ihr werdet oftmals daran verzweifeln, dass Frey einfach nicht da hinlaufen will, wo ihr sie hinschickt. Dies ist auf den leichteren Schwierigkeitsgraden kein Problem, wird aber zu einem, sobald ihr euch nach größeren Herausforderungen sehnt.
Große Landmasse, nichts dahinter
Eine schnelle Fortbewegung erfordert meistens große Maps, um diese als Spieler auch genüsslich auskosten zu können. Diese Fläche bietet Athia für euch und ihr könnt Frey nach Herzenslust durch die Landschaften düsen lassen. Allerdings bietet die Oberfläche auch nicht viel mehr. Es gibt diverse Points of Interest, an denen ihr Loot, Notizen oder kleinere Dungeons finden könnt. Letztere sind etwas herausfordernder und bieten euch am Ende Belohnungen in Form von Ausrüstung oder Verstärkungen. Insgesamt wurde hierbei aber der typische Einheitsbrei eines Open-World-Spiels zusammengemischt. Es gibt bestimmte Aussichtspunkte, die nach Erreichen neue Gebiete der Karte freilegen und so weitere Points of Interest aufdecken. Es bleibt für euch am Ende ein ewiges Ablaufen der Punkte mit den jeweiligen gleichen Aufgaben, was zunehmend ermüdet. Leider bleibt Athia dadurch eine zwar schöne, aber sehr langweilige und eindimensionale Welt, deren Rettung einem auch egal sein könnte, wenn es nicht darum ginge, Frey nach Hause zu befördern.
Als letzten größeren Punkt warb »Forspoken« mit dem Rollenspiel-Aspekt, an welchen auch Köpfe hinter »Final Fantasy XV« mitgearbeitet haben. Auch hier kratz der Titel nur etwas an der Oberfläche. Ihr könnt für Frey diverse Mäntel, Ketten und Lack für eure Nägel freischalten. Dies stärkt Frey, denn durch die Lackierungen gibt es verschiedenste Buffs. Anlegen dieser Ausrüstungen verändern Freys Aussehen leicht, was dem Spiel immerhin etwas Rollenspiel-Flair lässt. Abseits davon ist »Forspoken« eher ein lupenreines Action-Adventure als ein überzeugendes Rollenspiel-Spektakel.
Etwas fürs Auge und Ohr
Trotz der leeren Welt weiß »Forspoken« vor allem bei der Grafik zu gefallen. Alles sieht bezaubernd aus. Schon einfach nur durch die Welt zu wandern macht viel Laune. Im Performance-Modus lief das Spiel unter den empfohlenen Systemvoraussetzungen flüssig und ohne Probleme. Wer ein flüssiges Erlebnis auch bei eingeschaltetem Raytracing haben will, muss auf alle Fälle auf die allerneuste Hardware zurückgreifen … oder mit FPS-Abzügen leben. Ansonsten lässt sich »Forspoken« technisch einwandfrei spielen und sieht dabei auch noch fantastisch aus.
Ebenfalls gelungen ist der Soundtrack, der mit bekannten Soundtracks großer Fantasy-Epen locker mithalten kann. Bear McCreary (»The Walking Dead«, »God of War«) und Garry Schyman (»BioShock«, »Dante’s Inferno«) haben hier ganze Arbeit geleistet und eine großartige Komposition auf die Beine gestellt. Leider wird die Idylle der Musik ständig von den Gesprächen von Frey und Reif unterbrochen. Das Traurige ist, dass in der deutschen Sprachausgabe Giovanna Winterfeldt eine großartige Performance als Frey hinlegt, aber wegen der grausig geschriebenen Dialoge selbst dies einen bitteren Beigeschmack hat. Trotzdem bleibt, dass »Forspoken« vom Sounddesign her bombastisch klingt und trotz lausiger Dialoge auch eine starke Synchronisation bekommen hat.
Forspoken: Mein Fazit
»Forspoken« sollte der erste AAA-Kracher des Jahres für Square Enix werden, aber hat sich leider in den vielen unterschiedlichen Gameplay-Elemente buchstäblich verrannt. Fans von Action-Adventure-Spielen können mit dem ungefähr 15 Stunden langen Hauptteil des Spiels sicherlich ihren Spaß haben. Wer allerdings ein Rollenspiel oder ausgefeilte Kampfmechaniken erwartet, wird bitter enttäuscht. Am Ende bleibt »Forspoken« zwar ein schöner, jedoch kurzweiliger Fantasy-Trip, bei dem die Ambitionen zu groß waren.
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