Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Angezockt – »Valkyrie Elysium« – Ehemaliges JRPG im neuen Gewand
Nach nun 13 Jahren gibt es endlich einen neuen Teil der Valkyrie-Reihe. Es ist ein mutiger Schritt, denn die Entwickler Soleil stampften die JRPG-Formel der Vorgänger ein, um nun ganz auf Action zu setzen. Wie dies gelungen ist, erzählt euch Phil Brülke.
Titel: | Valkyrie Elysium |
Genre: | Action-Rollenspiel, Hack and Slay |
Publisher: | Square Enix |
Entwickler: | Soleil, Square Enix |
Release: | 23. September 2022 |
USK: | Ab 12 Jahren |
UVP: | 69,99 Euro |
Eine Walküre wird erschaffen und läutet die neue Ära in der Reihe der Valkyrie-Videospiele ein. Mit Schwertern, Speeren und mächtiger Magie wird sich nun durch unzählige Gegner geschnetzelt, um irgendwie noch die Ragnarök zu verhindern. Dabei geht es immer schnell, actionreich und wendig zur Sache, ganz anders als es Fans der Reihe gewohnt sind. »Valkyrie Elysium« setzt hierbei auf ganz eigene Stärken, um die Spielerschaft zu begeistern. Jedoch gibt es bei so einem radikalen Genrewechsel nicht nur Sonnenschein. Denn Welten lebendig und spannend zu füllen ist schwer und auf einmal auf aktionreiche Kämpfe umzusetzen ebenfalls. Nichtsdestotrotz ist »Valkyrie Elysium« zu einem spannenden Versuch aus dem Hause Square Enix geworden.
Der Fall der Götter
Der nahende Untergang der Welt nimmt seinen Lauf. Dem Krieg der Asgarden fielen nicht nur Götter zum Opfer, sondern auch fast die gesamte Mensch- und Tierwelt. Allvater Odin hat es ebenfalls im Kampf gegen Fenrir schwer erwischt und er ist nun auf die Hilfe der Walküren angewiesen, welche er mit seiner restlichen Kraft erschuf. Dabei steuert der Spieler die Walküre Maria, die nun die Mammutaufgabe aufgebrummt bekommt, Midgard vor dem Ende zu bewahren. Dazu muss Maria die vier Gaben zusammensammeln – mächtige Artefakte, die gesammelt das rettende Boot Skidbladnir aktivieren sollen. Doch dabei stellen sich nicht nur Monster und Untote in die Wege von Maria, sondern auch eine andere Walküre, welche über Odins Pläne mehr zu wissen scheint.
Insgesamt bewegt sich die Geschichte von »Valkyrie Elysium« in erwartbaren Sphären. Sonderlich spannend wird sie nicht erzählt, da vieles sehr vorhersehbar ist. Sogenannte Hohlblüten geben hierbei den größten Input und ersetzen die in vielen Spielen verbreiteten Notizen, die dem Spieler etwas über die Welt erzählen. Dazu kommen Gefährten, welche recht eindimensional geschrieben sind, und die Protagonistin selbst, die lediglich wie ein Roboter Befehle befolgt. Außerdem ist, wie zu erwarten, alles in »Valkyrie Elysium« sehr von der nordischen Mythologie geprägt und wirft viel mit Begriffen aus dieser um sich. Als Hilfe gibt es ein Glossar, welches sämtliche Begriffe in kurzen und verständlichen Texten erklärt, sodass mit entsprechender Fleißarbeit auch jeglicher Dialog verstanden werden kann. Am Ende kommt eine grundsolide, aber doch sehr vorhersehbare und simple Geschichte zustande, die dem Spieler häppchenweise präsentiert wird.
Kämpfen wie eine Walküre
Um euren Auftrag zu erfüllen, heißt es, schnell nach Midgard, um nicht nur den Feinden den Tod zu bringen, sondern eben auch die Gaben zu sammeln. Dies geschieht in abgeschlossenen Arealen, die ihr über eine Missionsauswahl bestätigt. Angekommen in Midgard wird euch mit einem Questmarker angezeigt, wo ihr Maria hinsteuern sollt. Dieser stellte sich allerdings als verzichtbar heraus, da das Spiel und seine Level sehr schlauchartig sind – was allerdings für das Hack-and-Slay-Genre nicht gerade verwunderlich ist. Je nach Mission wandert ihr also auf einer menschenleeren Welt entlang, die vor Dämonen nur so überquillt. Abseits der Kämpfe gilt es oftmals verstecke Wege zu finden, welche Truhen mit Items, die euch das Leben leichter machen, oder Hohlblüten beherbergen. Jedoch gibt es, trotz der Leere, auch ab und zu verlorene Seelen, welche es aus diversen Gründen noch nicht geschafft haben, diese Welt loszulassen. Sprecht ihr mit diesen, erhaltet ihr Nebenquests. Sie bilden die Hauptmöglichkeit im Spiel, um Ausrüstung, Zauber und Materialien zu erhalten. Habt ihr eine Mission erledigt, bekommt ihr eine kurze Auswertung. Je nachdem, wie schnell ihr wart und ihr euch in den Kämpfen angestellt habt, kriegt ihr einen Rang zugewiesen. Dieser entscheidet, welche Belohnungen ihr für die Mission erhaltet. Es ist also ratsam, immer den besten Rang im Visier zu haben. Nach der Mission befindet ihr euch wieder in Walhalla, wo ihr Odin Bericht erstattet und neue Instruktionen erhaltet. Dann geht es wieder Richtung Midgard und der Spaß geht erneut los.
Zu Beginn wirkt das Spiel eher wie ein simples Hack and Slay, doch es gewinnt schnell an Komplexität. Als Walküre ist es euch möglich, diverse Waffen und Zauber einzusetzen. Die Waffen sind aufrüstbar und bieten euch neue Angriffe, je höher ihr sie auflevelt. Schriftrollen, um Zauber zu erlernen, müssen hingegen innerhalb der Welt aus Truhen gefischt werden. Mithilfe der diversen Waffen und Zauber lassen sich dann unterschiedlichste Kombos ausführen. Diese können kurz und knackig ausfallen oder zu Verkettungen gewaltiger Angriffe heranwachsen. Zum Erfolg kann beides führen, allerdings macht ihr es euch wesentlich einfacher, wenn ihr eure Fähigkeiten im Kampf gut beherrscht und kombinieren könnt. Außerdem habt ihr die Möglichkeit zu blocken, zu parieren oder gezielt auszuweichen. Stimmt das Timing, wird die Zeit verlangsamt und ihr könnt verheerende Gegenangriffe ausführen. Wenn euch doch mal zu viele Hiebe treffen, könnt ihr Items für Heilung und diverse Buffs einsetzen. Doch keine Sorge, ihr seid in den Kämpfen nicht ganz auf euch alleine gestellt. Mit dem Beschwören von Einherier kriegen die Kämpfe erst die richtige Würze und es bieten sich taktische Vorteile. Einherier sind besonders starke Seelen, die auserwählt wurden, an der Seite der Walküre zu kämpfen, die ihnen neues Leben einhaucht. Jeder Einherier hat eigene Fähigkeiten und ein bestimmtes Element. Durch die gezielte Nutzung der Elemente können Schwächen der Gegner ausgenutzt werden, um sie zu betäuben oder direkt den Garaus zu machen. Doch jeder Kampf birgt eine Herausforderung und gerade bei mächtigen Bossen solltet ihr genau darauf achten, was ihr tut, sonst erwartet euch der Tod schneller als gedacht.
Bezaubernde Charaktere in einer trostlosen Welt
Auch in puncto Grafik ist »Valkyrie Elysium« sehr ambivalent unterwegs. Während die Charaktermodelle, welche von Yuya Nagai (»Nier: Automata«) entworfen wurden, nur so vor Details strotzen, wirkt die Umgebung der verschiedenen Missionen eher lieblos und teilweise karg. Trotzdem ist das Spiel technisch sehr gut und spielt sich butterweich. Durch die vielen Gegner ist auf dem Bildschirm immer einiges los und trotzdem gibt es keinen Moment, in dem die Kampftechniken unpräzise wirken. Angriffe durch Tastendruck werden sofort ausgeführt, Ausweichen und Blocken funktioniert ausgezeichnet und ihr wisst immer, wo ihr euch gerade befindet, da die Kameraführung ohne Probleme funktioniert. Man muss sich etwas reinfuchsen, aber am Ende geht euch das System schnell ins Blut über. Durch das flüssige Gameplay machen die Kämpfe einfach doppelt so viel Spaß und bieten Hack-and-Slay-Spaß, den es sonst nur bei einem Devil May Cry oder Bayonetta gibt.
»Valkyrie Elysium« bietet aber nicht nur was für eure Augen, sondern hat durch den Komponisten Motoi Sakuraba (Dark Souls«) einen unverwechselbaren Soundtrack erhalten. Da ihr an jeder Ecke in eine Fehde geratet, ändert sich entsprechend oft die Hintergrundmusik. Dabei funktionieren die Übergänge reibungslos. Wenn ihr also eure Ohren spitzt, gelingt es auch die Gefahr schon vorher zu hören und gleichzeitig anhand der Musik auszumachen, wann diese wieder gebannt ist. Ein kleines aber feines Highlight des Spiels.
Valkyrie Elysium: Mein Fazit
»Valkyrie Elysium« ist eine Neuinterpretation einer etablierten Videospielreihe, die mit seinem Vorgänger lediglich noch den Namen teilt. Der Übergang vom JRPG zu einem Hack and Slay ist zwar geglückt, aber noch etwas holprig in der Ausführung. Als Fans der Originalreihe solltet ihr euch vorher im Klaren sein, was ihr von der Valkyrie-Reihe erwartet. Wenn es die JRPG-Elemente sind, dann lasst die Finger davon. Wenn ihr allerdings eine grundsolide Geschichte mit schönen Charakteren und einem epochalen Soundtrack sucht, dann werden ihr mit »Valkyrie Elysium« glücklich. Wer von eher einsamen Welten und schlauchförmigen Leveln absehen kann, kommt vor allem als Hack-and-Slay-Liebhaber durch das ausgefeilte Kampfsystem und die präzise Steuerung voll auf seine Kosten.
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