Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Ersteindruck – »Asadora!« – Naoki Urasawa ist wieder da!
Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.
Titel: | Asadora! |
Genre: | Drama |
Mangaka: | Naoki Urasawa |
Start: | Oktober 2018 (JP) |
Bände: | aktuell 6 in Japan |
Verlag: | Carlsen Manga |
Preis: | 12,00 € pro Band |
(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Band.)
Wie können ein kleines Mädchen und ein alleinstehender, arbeitsloser Ex-Pilot den Menschen Nagoyas nach einem verheerenden Taifun helfen? Diese Frage stellt Naoki Urasawa (»Monster«, »20th Century Boys«) in seinem neuesten Werk. Die Idee für die Geschichte kam dem Mangaka schon im Jahr 2011, als er noch an »Billy Bat« arbeitete. Er wollte der japanischen Bevölkerung nach dem verherrenden Erdbeben, in dessen Folge es zu der Nuklearkatastrophe von Fukushima kam, Hoffnung spenden – ein Gedanke, der auch Makoto Shinkai antrieb, als er an dem Anime-Kinohit »Your Name« arbeitete. Nach den Meisterwerken »20th Century Boys«, »Pluto« und »Monster« sind meine Erwartungen an den neuen Manga von Urasawa sehr hoch. Ob diese eher unbeschwerte Serie diese Erwartungen wirklich erfüllen kann?
(Zusammenfassung)
Die Bucht von Ise am 26. September 1959 … Die quirlige Asa gerät am Tag des verheerenden Taifuns über Nagoya in den Wirbelsturm ihres Lebens. Mutig und selbstlos stellt sie sich der Katastrophe, hilft den Opfern und entdeckt dabei Spuren einer noch weitaus bedrohlicheren Gefahr. Und das ist nur der Auftakt der aufregenden Lebensgeschichte einer weiblichen Heldin von der Nachkriegszeit bis ins Tokyo des Jahres 2020.
Carlsen Manga
Einsamkeit als Leitmotiv
Asadora! © 2018 by Naoki Urasawa / Shogakukan |
Asa wächst in einer Großfamilie auf, unterscheidet sich von ihren Geschwistern aber schon durch ihren Namen. Die Brüder und Schwester besitzen jeweils schön klingende Namen wie Satsuki oder Satoshi, die alle eine klare Bedeutung besitzen. Sie selbst heißt einfach Asa, da sie am Morgen geboren wurde. Das führt dazu, dass sie nicht nur von den anderen Dorfbewohnern kaum erkannt wird, sogar ihre Eltern vergessen sie. Diese Überspitzungen sind Urasawas ganz eigener subtiler Humor. Ich selbst konnte es kaum glauben, dass ihre Eltern, bevor der Taifun wütet, ihr Haus abgesperrt haben und nicht wirklich nachschauten, ob ihre zehnte Tochter Asa wirklich zu Hause ist. »Scheint, als sind alle da, was?« Der Ausruf von Asas Mutter beschreibt die Situation, in der sich die Zwölfjährige befindet, besser, als jede Metapher es könnte.
Aber nicht nur Asa ist einsam. Neben ihr lernen wir im ersten Band zwei weitere Figuren kennen. Shota ist ein kleiner Junge, der von seinem Vater dazu getrieben wird, eine Olympiamedaille zu gewinnen. Shota selbst trainiert und läuft zwar täglich, sein angespannter Gesichtsausdruck sowie seine knirschenden Zähne zeigen jedoch, dass er an diesem Traum keinen wirklichen Spaß hat. Ohne das Laufen würde er sich nach seiner Logik aber von seinem Vater entfremden, wozu es durch sein stillschweigendes Akzeptieren der Situation allerdings längst gekommen ist. Die dritte Figur – der Ex-Pilot Haruo Kasuga – entführt Asa im ersten Band aufgrund eines Missverständnisses. Man erfährt schnell, dass auch er ein sehr einsamer Mensch ist, der in den meisten Situationen seines Lebens hilflos dastand.
Urasawa schafft es, in einem Band Einsamkeit auf drei unterschiedliche Arten zu zeigen, ohne dass er stereotype Darstellungen wählt, die in anderen Serien häufig genutzt werden, um dieses Gefühl darzustellen. Trotz der unterschiedlichen Thematik können somit Paralleln zwischen »Asadora« und »Monster« gefunden werden.
Hoffnung in Zusammenhalt
Asadora! © 2018 by Naoki Urasawa / Shogakukan |
Urasawa selbst sagte in einem Interview, dass er mit diesem Manga den Menschen in Japan Hoffnung geben will. Die drei Hauptfiguren des ersten Bandes erleben deshalb nicht nur Tiefen, sondern auch Höhen. Das zeigt schon die bereits erwähnte Szene gleich zu Beginn, in der Asa auf Shota trifft und mit ihm gemeinsam durch das Dorf läuft. In dieser Interaktion ist ersichtlich, dass die beiden wirkliche Freunde sind. Sie unterhalten sich über ihre Probleme und Asa beginnt am Ende der Konversation sogar zu lächeln. Insofern schöpft Asa hier Zuversicht aus der Interaktion mit Shota: Urasawa zeigt uns hier, dass auch einsame Personen sich zusammentun können und nicht einsam sein möchten. Asa durchlebt somit mehr Gefühle im ersten Kapitel als ein Sasuke aus »Naruto« in der gesamten Reihe. Dieser – und weitere bekannte Shōnen-Alleingänger – verstehen nicht, dass Einsamkeit besiegt werden kann.
Noch deutlicher wird dieses Motiv in den Interaktionen von Asa und ihrem Entführer Kasuga. Beide Figuren wirken, als ob sie keinen wirklichen Sinn in ihrem Leben sehen. Gemeinsam merken sie hingegen, dass es Personen gibt, die ihre Probleme und Konflikte verstehen können. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass sie sich zu den Helden des Dorfes entwickeln und gemeinsam versuchen, die Überlebenden des Taifuns zu retten. Sie haben gelernt, dass Hoffnung sehr viele positive Gefühle auslösen kann. Diese Hoffnung wollen sie nun weitergeben.
Und diese Entwicklung kommt nicht aus dem Nichts. Schon in den ersten Kapiteln nutzt Urasawa zu Beginn dunkle Hintergründe und dicke Schraffierungen, gegen Ende werden die Panels hingegen sanfter und heller. Das Zusammenspiel zwischen Hoffnung und Einsamkeit zieht sich durch den gesamten Band und hat mich zutiefst mitgenommen: Urasawa ist ein Meister in der Darstellung von gebrochenen und einsamen Figuren, wie er es bereits in seinen vorherigen Serien zeigen konnte. Er schafft es aber auch, seine Charaktere für positive Momente stehen zu lassen.
Die Ruhe nach dem Sturm?
Asadora! © 2018 by Naoki Urasawa / Shogakukan |
Die wichtigste Frage für mich ist nun: Wie geht es weiter? Den ersten Band verstehe ich als Exposition. Wir lernen drei unterschiedliche Charaktere, ihre Hintergründe sowie Probleme kennen. Erst gegen Ende beginnen Asa und Kasuga, aktiv die Handlung zu beeinflussen, indem sie etwas gegen die Auswirkungen der Naturkatastrophe tun. Urasawa zeigt, dass das ungleiche Duo einer Vielzahl an Menschen helfen kann. Der Band selbst endet schließlich mit einem Cliffhanger: Asa erkennt aus der Luft riesige Fußspuren in den Trümmern.
Ich als Leser kann mir nur schwer vorstellen, wie sich die Serie nun weiterentwickeln wird. Die Katastrophe wird relativ schnell vorbei sein, doch was dann? In welche Richtung wird sich die Reihe entwickeln? Würde ich Naoki Urasawa nicht kennen, könnte ich denken, dass »Asadora!« sich zu einem typischen Slice-of-Life-Manga entwickelt, der die Entwicklung unserer drei Hauptfiguren zeigt und dann eventuell mit den Olympischen Spielen und Shotas Goldmedaille endet. Die ersten sowie letzten Seiten geben uns glücklicherweise etwas Aufschluss über den Fortgang der Geschichte.
Wir werden Asas Leben im Zeitraffer verfolgen – die ersten Seiten des Manga zeigen immerhin das Jahr 2020, wo Asa bereits 73 Jahre alt wäre – und zusätzlich ein großes Mysterium aufklären. Ich kann nur spekulieren, welche Bahnen dieses Mystery-Element einschlägt, weshalb es schwierig ist, nach dem ersten Band einzuschätzen, ob »Asadora!« für mich auf einer ähnlichen Stufe wie Urasawas vorherige Werke steht, die früher die Hauptaspekte ihrer Geschichte enthüllt haben. Die geballte Erfahrung Urasawas stimmt mich aber optimistisch.
Fazit:
Kann »Asadora!« also die hohen Erwartungen erfüllen, die ich an ein Werk von Naoki Urasawa habe? Ich denke, das lässt sich nach dem ersten Band nicht wirklich beantworten. Trotz stark geschriebenen Charakteren sowie einer guten Chemie zwischen diesen fehlt »Asadora!« zu Beginn noch ein roter Faden, weshalb die Sogwirkung etwas geringer ist als bei »20th Century Boys« oder »Monster«. Weiterlesen werde ich aber dennoch, da ich erwarte, dass der Mystery-Meister Urasawa auch »Asadora!« in ein Meisterwerk verwandeln kann. Solltet ihr selbst kein Problem mit einem eher langsameren Start haben, würde ich euch empfehlen in den ersten Band von »Asadora!« reinzuschauen – speziell wenn ihr Interesse an Naturkatstrophen habt und euch Anime wie »Japan sinkt: 2020« oder »Tokyo Magnitude 8.0« gefallen haben.