Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Ersteindruck – »Twittering Birds Never Fly« – Traurige Yakuza-Einsamkeit
Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.
Titel: | Twittering Birds Never Fly |
Genre: | Boys Love |
Mangaka: | Kou Yoneda |
Release: | März 2008 (JP) |
Bände: | aktuell 6 in Japan |
Verlag: | Manga Cult |
Preis: | 10 € pro Band |
(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Band.)
Wusstet ihr, dass es in Japan einen Award für Boys-Love-Titel gibt? Die Boys-Love-Website Chil Chil kürt jährlich Manga, Novels, Hörspiele, Synchronsprecher, Charaktere und Coverdesigns aus dem Boys-Love-Genre, in dem die Sieger durch ein Communityvoting gewählt werden. Dieses Jahr gewann »Twittering Birds Never Fly« in der Kategorie »Beste Reihe« – direkt gefolgt vom Musik-Boys-Love-Manga »Given«. Metal Dango versucht zu verstehen, warum der Titel in Japan so beliebt ist.
(Zusammenfassung)
Der hochrangige Yakuza Yashiro lässt niemanden an sich heran. Er gilt als kaltherzig, abgebrüht und masochistisch. Sein neuer Bodyguard, Chikara Doumeki, ist still und zurückhaltend – und Yashiros Avancen gegenüber vollkommen gleichgültig. Doch der zerbrechliche Frieden zwischen diesen beiden Männern wird bedroht, als Yashiros Vergangenheit ihn einholt …
Manga Cult
Düstere Vergangenheit
Im Lauf der Geschichte wird anhand eines Flashbacks Yashiros Entwicklung in der Oberschule gezeigt. Leider vermittelt Yashiros Aussage »Seit mich von der dritten Grundschulklasse bis zur Mittelschule der zweite Ehemann meiner Mutter zum Sex gezwungen hat, kriege ich Sex einfach nicht mehr aus dem Kopf“ ein völlig falsches Bild von Homosexualität, dadurch dass männlichen Vergewaltigungsopfern unterstellt wird danach gay und sexsüchtig zu werden. Das gibt der Geschichte leider einen uncoolen Beigeschmack. Schwierig für das Leseverständnis war für mich auch die Platzierung des Flashbacks ganz am Ende. Da man zu Beginn der Geschichte mit dem Arzt Kageyama und Kuga konfrontiert wird, nimmt Yashiro in diesem Kapitel erst nur die Nebenrolle ein. Verständlicher wäre es für mich den Flashback gleich zu Beginn zu platzieren, um die Protagonisten besser kennenzulernen, unabhängig vom Zeichenstil. Dies liegt daran, dass das erste sowie das letzte Kapitel des Bandes zuvor als abgeschlossenen Geschichten in dem Magazin erschienen, wo später die Reihe startete. Im Flashback wird klar: Yashiro kämpft mit Einsamkeit. Daher klammert er sich an seinen Schulfreund Kageyama, dessen Pendant im Erwachsenenalter sein Bodyguard Doumeki wird. Die negativen Erfahrungen, die die beiden sammeln mussten, verbindet sie miteinander. Die Hoffnung, dass sich Yashiros erste unerwiderte Liebe nicht wiederholen muss, steigt. Die düstere Vergangenheit als Plot Device hat jedoch auch seine Kehrseite. In diesem Werk isoliert es seine Figuren voneinander, wie Chikara Doumeki von seiner Stiefschwester, die er seit dem Vorfall mied.
Düstere Welt
Yakuza stehen stereotypisch für Macht und Gewalt, was hier auf die körperliche Ebene übertragen wird und der Geschichte einen dunklen Touch gibt. »Twittering Birds Never Fly« ist keine seichte und glückliche Boys-Love-Story. Es werden verschiedene Arten von Gewalt gezeigt, die aus Machtausnutzung entstanden. So werden Leser mit den Themen Voyeurismus und Vergewaltigung konfrontiert. Der Yakuza-Boss Yashiro nutzt zum Beispiel seine Stellung aus, um seinen besten Freund mit seinem neuen Partner beim Sex über eine Kamera zu beobachten. Passend zu dem düsteren Thema sind auch die Bettgeschichten nichts für Vanillas. Der Leser trifft auf die verschiedensten Fetische der Charaktere und kann sich seine Meinung darüber bilden. Vom bekannteren Bondage (BDSM) bis hin zu der Attraktivität von Brandnarben liest man vieles. Einer der Gründe, weshalb der Manga für mindestens 16 Jahre alte Leser empfohlen wurde.
Positiv für das World Building anzumerken ist die Existenz einer weiblichen Figur in einem Boys-Love-Manga – hier ist es die Ziehschwester des Bodyguards Doumeki. Für »Twittering Birds Never Fly« scheint sie jedoch nicht sonderlich relevant zu bleiben. Schade ist auch, dass das Stiefgeschwister-Liebesdrama um sie und ihn in die Geschichte dürftig integriert wurde – die Story hätte auch ohne diese funktioniert. Auf zwischenmenschlicher Ebene haben die Charaktere sowieso schon genug mit unerwiderter Liebe zu kämpfen, welche gewissermaßen gleich zweimal in einer Dreiecksbeziehung endet. Einmal ist es Yashiro, der in seinen besten Freund Kageyama und dessen Partner Kuga verliebt ist. Die andere Konstellation besteht aus Yashiro, seinem Bodyguard Doumeki und dessen Stiefschwester, die sich in Doumeki verliebt hat. Dadurch entstehen gewisse Spannungen zwischen den Charakteren, die aber nicht im Ansatz gleichberechtigt behandelt werden. Der Zeichenstil ist leider noch sehr einfach gehalten. Vor allem in den One-Shot-Kapiteln fällt die durchgängig gleiche Strichstärken in den einzelnen Panels auf. Lediglich im Anblick von nackter Haut sieht man auf definierte Muskelpartien hinab. Im Laufe des Bandes bessert sich das.
Fazit:
»Twittering Birds Never Fly« ist ein Manga, der nichts für schwache Nerven ist. Mit vielen dunklen Themen wie Vergewaltigung und Gewalt ist es eine komplexe und spannende Charakterstudie mit Hoffnung auf erfüllte Liebe. Wer jetzt nicht totalen Fokus auf perfekten Zeichenstil legt und sich nicht von zu anhänglichen Geschwistern abschrecken lässt, kann den Manga super lesen.