Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Ersteindruck – »You Shine in the Moonlight« – Dieselbe bittersüße Erfahrung noch mal?
Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.
Titel: | You Shine in the Moonlight |
Genre: | Romance, Drama |
Mangaka: | Tetsuya Sano, loundraw, Daichi Matsuse |
Release: | August 2018 (JP) |
Bände: | in 2 Bänden abgeschlossen |
Verlag: | Egmont Manga |
Preis: | 7,00 € pro Band |
(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Band.)
Eine geliebte Person zu verlieren hinterlässt immer tiefe Wunden. Doch wenn man seine Seelenverwandte gerade erst kennengelernt hat und schon nach kurzer Zeit wieder verlieren wird, ist es umso dramatischer. Diese Erfahrung musste auch Takuya aus »You Shine in the Moonlight« machen.
Ursprünglich basiert das Werk auf einer Light-Novel von Tetsuya Sano, die im Februar 2017 beim Kadokawa-Verlag in Japan erschien. Daichi Matsuse, sein Freund aus Uni-Zeiten, zeichnet die Manga-Adaption und loundraw, welcher schon an »I want to eat your pancreas« mitwirkte, entwarf die Charakterdesigns.
Der Verdacht liegt nahe, dass »You Shine in the Moonlight« und »I want to eat your pancreas« sich mehr als nur den Charakterdesigner teilen, aber vielleicht liegen die Unterschiede bloß tiefer.
(Zusammenfassung)
Der Tod seiner Schwester lässt Takuya mit schwerwiegenden Fragen zurück. Da wird er gebeten, seine Mitschülerin Mamizu im Krankenhaus zu besuchen. Sie leidet an der Leuchtkrankheit, die die Betroffenen im Mondschein schimmern – und früher oder später sterben lässt. Mamizu erzählt Takuya von den Dingen, die sie sich für ihre verbleibende Lebenszeit noch wünscht und er beschließt, ihr dabei zu helfen …
Egmont Manga
Dieser Manga ist wie »I want to eat your pancreas«
Schon beim Lesen fielen mir einige Parallelen zu der oben genannten Reihe auf: Als erstes stach mir das Aussehen der Hauptcharaktere ins Auge. Optisch sehen die beiden den Hauptcharakteren Sakura und Haruki aus »I want to eat your pancreas« sehr ähnlich. Bei beiden weiblichen Protagonisten stehen die langen Haare und ein fransiger Pony zu Gesicht. Bei den männlichen Protagonisten liegt eine zerzauste Frisur mit abstehenden Strähnen im Trend. Das liegt daran, dass für die Charakterdesigns beider Werke wie bereits erwähnt der Künstler loundraw zuständig war. Seinen Zeichenstil machen durchschnittliche Charaktere mit einer verträumten Aura aus. Ich hätte mir jedoch etwas mehr optische Eigenheit bei den neuen Charakteren gewünscht, die auch charakterlich ihren Vorbildern folgen. Die Jungen sind gesunde, demotivierte Außenseiter, während die Mädchen zum Tod verurteilt, aber dennoch lebensfroh sind. Takuya beispielsweise hat zu Beginn neben dem anderen Außenseiter, Akira, keine wirklichen Freunde, Hikari aus »I want to eat your pancreas« hat gar keine. Leider sind die Basis-Themen Tod und Liebe sehr identisch.
Denn die zweite Parallele ist das Thema Tod. Die Mädchen gehen relativ offen dem Jungen gegenüber mit ihrem baldigen Lebensende und ihrer Krankheit um. So wird Takuya mit dem unausweichlichen Tod konfrontiert, da Mamizu unheilbar krank ist. Diesen Aufbau kennt man und »You Shine in the Moonlight« kennt seine Stärke – die Nahbarkeit: Wer würde sich auch nicht an ihren einzigen Krankenhausbesucher klammern?
Wenn man sich Mamizu und Sakura ansieht, wird einem klar, was für ein wertvolles Gut das Leben ist. Bewusst oder unbewusst vermitteln sie die Lebensweisheit »carpe diem« – dieser positive Grundton macht viel des Reizes von »You Shine in the Moonlight« aus. Es folgt damit einem Trend japanischer Jugendliteratur, der das Thema Tod insgesamt enttabuisiert. Aber auch wenn die Faktoren Liebe und Tod die Basis der Geschichte sind, hätte etwas weniger Nähe zum Titel der Konkurrenz dem Werk sicherlich gutgetan. Durch zum Beispiel mehr Eigenheit im Charakterdesign hätte »You Shine in the Moonlight« mehr eigenen Charakter.
Dieser Manga ist nicht wie »I want to eat your pancreas«
Stellt euch vor, wie sich zwei Ertrinkende an einen Rettungshalm klammern – genau so ist die Beziehung zwischen Mamizu und Takuya! Mit Mamizus unheilbarer Krankheit hat Tetsuya Sano, der Autor der Light-Novel, Liebe ins Leben gerufen, die zum Scheitern verurteilt ist. So gar Mamizu entschuldigt sich bei Takuya, als er ihr seine Liebe gesteht. Man könnte Takuya aber auch einen gewissen Schwester-Komplex unterstellen: »Warum zieht es mich trotzdem wieder zu ihr? Vielleicht war es weil sie Meiko ähnelte. So wie sie damals war«. Erzählersätze in der Vergangenheitsform wie dieser durchziehen »You Shine in the Moonlight« und legen die melancholische Grundstimmung.
Wunschdenken ist ein bittersüßer Traum, der niemals wahr wird. Symbolisiert durch Takuyas Fiebertraum mitten in der Nacht erlebt man seine Hoffnung, Mamizu würde geheilt sein. Der Kniff an der Szene ist es, dass Daichi Matsuse die Seiten genauso aufbaut wie Takuyas üblicher Tagesanfang, sodass man die Verwirrung über das im Traum erlebte gleich mit durchlebt.
Doch es gibt noch einen weiteren Storyfaden: Riku, ein ein Jahr älteres Mädchen, welches auch in dem Maid-Café arbeitet, in dem Takuya für Mamizu jobbt, hat ein Auge auf ihn geworfen. Sie verbringen sogar schon einen Abend gemeinsam in der Disco, als Takuya wieder eines der Dinge abarbeitet, die Mamizu gerne noch in ihrem Leben erlebt hätte, damit er ihr davon erzählen kann. Spannend ist die zeichnerische Umsetzung des Discoabends: Durch weniger Panels und leeren Flächen dazwischen werden Momentaufnahmen unter dem flackernden Licht des Stroboskops dargestellt. Der Kontakt mit Riku hat eine belebende Wirkung auf ihn und birgt Konfliktpotenzial für die weitere Geschichte. Hauptschauplatz ist aber das Krankenhaus. Vermutlich soll es die Schwere der Krankheit verdeutlichen, stellenweise können diese Segmente aber ziemlich gleich wirken.
Außergewöhnlich ist die Beziehung zwischen dem Schüler Akira und Takuyas und seiner Lehrerin Frau Yohie. Während als Lehrerin Akira vor einem weiteren Selbstmordversuch schützen will, wirkt Akira auf Takuya wie ein Stein in der Brandung, den nichts erschüttern kann. Akiras Philosophie ist es, das Leben so zu leben, als wäre alles ein Spiel. Dafür erntet Akira Bewunderung von Takuya, der nicht so fest im Leben steht. Dieses Beispiel zeigt, wie nuanciert und komplex sich die Gefühlswelten der Nebencharaktere schon auf den ersten 180 Seiten des Manga entwickeln.
Takuyas Geschichte ist nämlich eine Biografie, die er selbst erzählt. Mit einem zentralen Zeitsprung gleich zu Beginn wird die Geschichte über die Begegnung mit der kranken Mamizu erzählt. Am Ende des Bandes stehen die beiden in genau der gleichen Situation am gleichen Platz. Diese Stelle ist ein wichtiger Wendepunkt, an dem einige Fragen bis dahin geklärt wurden. »You Shine in the Moonlight« weiß, wie es seine Mystery-Elemente arangieren muss.
All dies macht diese Tragödie glaubhaft. Im Vergleich zu »I want to eat your pancreas« stellt »You Shine in the Moonlight« die Schwierigkeiten des tödlich Krankseins realistischer dar, in der man nicht einfach so aus dem Krankenhaus herausspazieren kann, ohne davon Folgen zu tragen. Unglückliche Liebe, Bewunderung und alternative Sichtweisen auf das Leben bilden das Rückgrat der Geschichte.
Fazit:
»You Shine in the Moonlight« besticht durch seinen nahbaren Storyaufbau und sein effektreiches Compositing. Auch wenn der Hauptfokus auf Mamizu und Takuya liegt, bietet die Geschichte an seinen Seiten einige sympathische Nebengeschichten und sympathische Figuren. Ein wenig mehr Selbstständigkeit hätte sich »You Shine in the Moonlight« optisch allerdings zutrauen dürfen. Fans von »I want to eat your pancreas« oder »Your Lie in April« können trotzdem ohne Bedenken zugreifen.