Ersteindruck – »#plüschmond« – zwei Welten, eine Person

Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.

#plüschmond - Band 1
Titel: #plüschmond
Genre:

Slice of Life

Mangaka: Horrorkissen
Release: 2019
Bände: laufend
Verlag: altraverse
Preis: 6 € pro Band

(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Band.)

Wusstet ihr, dass der Begriff »Mobbing« hauptsächlich in skandinavischen Ländern und im deutschsprachigen Raum verwendet wird? In englischsprachigen Ländern wird hingegen von »Bullying« gesprochen. Mit diesem Thema setzt sich auch das aktuellste Werk von Horrorkissen auseinander. Die 31-Jährige beschloss bereits im Alter von 6 Jahren Comiczeichnerin zu werden – und das hat sie nun als Illustratorin fest im Team von Altraverse und Mangazeichnerin im Homeoffice erfolgreich durchgezogen! In den Jahren dazwischen musste sie wie die Protagonistin ihrer Geschichte allerdings auch zur Schule gehen. Was genau ist »#plüschmond« nun also für ein Manga?

(Zusammenfassung)

Manu hat es nicht leicht in der Schule. Weil sie etwas mehr als andere Mädchen in ihrem Alter wiegt, wird sie von manchen Klassenkameraden immer wieder gehänselt. Das frustriert sie, aber sie will sich davon nicht unterkriegen lassen. Trotzdem zieht sie sich immer mehr aus dem realen Leben zurück und flüchtet in die Welt eines Online-Games, in dem sie sich hinter einer virtuellen Figur verstecken kann.

Im Spiel lernt sie einen Jungen kennen und freundet sich nach und nach mit ihm an, ohne zunächst zu ahnen, dass er aus ihrer Klasse stammt …

altraverse

Mixed Ein (fast) farbloses Leben voller Mobbing

#plüschmond - Scan 1Wie trist und farblos Manus Leben ist, versteht man sofort, wenn Manu ihren Computer ausschaltet – mit dem Ende der letzten Farbseite ergraut die Welt um sie herum direkt mit. Man folgt Manu durch ihren Schulalltag. Gleich zu Beginn der Spruch „Dass es dir nicht warm ist in der Jacke … Du hast doch eh genug Polster“, die beklemmende Atmosphäre tuschelnder Leute, die ihr Blicke zuwerfen, oder fliegende Papierkugeln mit missverständlichen Botschaften. Es ist ein typisch deutsches Mobbing-Szenario ohne neuen Twist im Setting und deutschen Floskeln mit Cringe-Potenzial. Manus Emotionen sind es jedoch, die die unglückliche Situation eines Mobbingopfers nahbar darstellen. Ihre Augen, wenn sie kurz vor einer Heulattacke steht, ihre Hilflosigkeit und Wut auf sich und ihre Peiniger oder der Moment, wenn sie sich kurz wehren will, als der Rowdy der Klasse ihr Handy zerstört, es dann aber doch nicht tut. Auch das Gefühl sich wegdenken zu wollen, zeigt sich metaphorisch, wenn Manu sich mit einem Blick aus dem Fenster des Klassenzimmers in die Galaxie ihres Fantasy-RPGs denkt. Es gibt aber auch Personen, die Manu helfen wollen – so zum Beispiel Manus Schwester Clara, die sie so gut wie möglich unterstützt und am Ende des Bandes sogar einen Auftritt als selbstbewusste Aufklärerin über Thema Mobbing hat. Durch all dies ist der Leser all den unterschiedlichen negativen Emotionen ausgesetzt und das trägt atmosphärisch Früchte.

Mixed Ein Happy-Place für Nerds

#plüschmond - Scan 2Eine farbenfrohe Galaxie bestehend aus unendlich vielen Sternen und Planeten dazu die Mondkriegerin Plüschmond alias Manu, die auf Sternenstaub durch die Galaxie fliegt und mit Pfeil und Bogen Monster vom Himmel schießt: Horrorkissen gelingt es eine Game-Welt zu kreieren, in der sich verletzte Individuen wie Manu zurückziehen und sich stark und selbstbewusst fühlen können, während sie Erfahrungspunkte (und damit Dopamin) ohne Ende generieren. Die Spielewelt ist ein Inbegriff solcher geschützten Orte. Mehr muss diese Welt in diesem Werk nicht leisten und tut sie auch nicht. Amtssprache ist natürlich Chatsprache ohne Satzzeichen und Groß- und Kleinschreibung dafür mit Smileys! Doch auch Manus Zimmer ist ein weiterer Happy Place. Mit einigen Anspielungen fühlt sich auch der Leser in Manus nerdiger Welt schnell wohl. So findet man zum Beispiel einige bekannte Werke deutschsprachiger Mangaka wie Nana Yaa, Anike Hage, Melanie Schober und David Füleki in ihrem Zimmer. Durch eine Skizze ihres Videospiel-Charakters in ihrem Collegeblock gezeichnet natürlich während des Unterrichts schafft es Manus Klassenkamerad Samir mit ihr Kontakt zu knüpfen. Nerd sein verbindet Menschen, ist Horrorkissens positive Message.

Plus Sieht das nicht aus wie die Comicstrips von Altraverse?

#plüschmond - Scan 3Wie schon erwähnt, wird die Online-Welt in der Manu ihre Zeit verbringt sehr bunt und farbenfroh dargestellt. Durch die Farbseiten kann man die Blau- und Lilatöne der Galaxie auch in den Schwarz-Weiß-Seiten später noch erahnen. Dagegen sieht Manus Wirklichkeit durch und durch grau aus. Ein schöner Kniff!

Die Mangaka arbeitet auffällig oft mit Rastern für Unter- und Hintergründe wie Wänden und Böden, um Ebenen wie reflektierenden Haaren Tiefe zu geben. Auch für Kleidung und Gegenstände wird an der Tinte fürs Detail nicht gespart – Dinge wie täglich wechselnde Kleidung, Taschen oder Decken erhielten süße Muster wie Katzen- oder Weltraumprints. Die Gamecharaktere erinnern mit ihren Knopfaugen unverwechselbar an die Comicstrips, die Altraverse zum Anteasern neuer Titel nutzt. Für die hektische Dynamik im Online-Spiel oder Schlüsselmomente, kommen schiefe oder sich überlappende Panels zum Einsatz.

Im Weltall oder auch Kosmos genannt befinden sich nicht nur sterbende Sterne oder Kometen. Auch Galaxien finden dort ihren Platz und binden durch Gravitation Sterne, Planetensysteme oder sonstige stellare Objekte an sich. Kleines Easter-Egg: Hin und wieder entdeckt man im Kosmos des Online-Spiels eine Galaxie, die stark an das Altraverse-Logo erinnert – Altraverse setzt sich schließlich aus den Worten „Alternative“ und „Universe“ zusammen.

Fazit:

Es ist Horrorkissens unverkennbarer, detailverliebter Zeichenstil, der dem Ausmaß von Manus Mobbing und ihrer Gefühlswelt so viel Glaubwürdigkeit verleiht. Viele versteckte Anspielungen lassen nicht nur Fanherzen höherschlagen, sondern vermitteln das Gefühl eines Safe-Spaces. Wer sich von dem Thema Mobbing und typischen deutschen Dialog-Floskeln im bekannten Setting nicht abschrecken lässt, kann mit den kontrastreichen Zeichnungen zwischen Gamewelt und Reallife eine Menge Spaß haben.

Rezensionsexemplar - altraverse

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