Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Anime-Review: Usagi Drop
(Quelle: MAL) | |
Titel: | Usagi Drop |
Genre: | Alltagsdrama |
Studio: | Production I.G |
Release: | 2011 |
Folgen: | 11 à 23 Minuten |
Publisher: | Animoon |
Preis: | ? |
Basierend auf Yomi Unitas Erfolgsmanga ging Usagi Drop schon vor einer ganzen Weile an den Start und ist wohl die effektivste Maßnahme gegen sinkende Geburtenraten seit langem. Denn welche junge Frau kennt das Problem nicht: Wenn ich jetzt ein Kind großziehe, wo bleibt dann Zeit für die Karriere? Habe ich dann überhaupt noch Zeit für mich? Dass es geht – sogar als unerfahrener Single-Mann, beweist dieser Anime nur zu gut. Denn bei all den Strapazen der Erziehung ist es trotzdem die größte Erfüllung – darin sind sich die Eltern in diesem Anime jedenfalls einig.
Nun hat sich Animoon die Recht an dem Titel gesichert und plant ihn ab November hierzulande in drei Volumes zu veröffentlichen. Grund genug also noch einmal einen Blick auf das Familiendrama zu werfen und zu schauen, ob nicht nur Protagonist Daikichi als alleinerziehender “Vater“ überzeugt, sondern auch Production I.G solide Arbeit geleistet hat.
(Zusammenfassung)
Der 30-jährige Junggeselle Daikichi erfährt nach dem Tod seines Großvaters, dass dieser ein uneheliches Kind mit einer jüngeren Liebhaberin hat. Das stille Mädchen namens Rin wird von ihren anderen Familienmitgliedern ausgeschlossen, denn niemand möchte etwas mit der Kleinen zu tun haben. Einzig Daikichi fasst sich ein Herz und entscheidet spontan und durch die Wut auf seine anderen Familienmitglieder, die Kleine bei sich aufzunehmen. Für den ruhigen und schüchternen Daikichi ändert sich sein Leben plötzlich von Grund auf: Die Erziehung eines Kindes stellt für ihn eine neuartige und bislang ungekannte Herausforderung dar.
Handlung
Was mich bei einigen Anime wirklich stört, sind unnötige Dialogzeilen, um den Zuschauer vollends mitzunehmen. Auf Platz 2 rangieren dann einzelne Durchhänger-Episoden, die man zusammen mit seiner Lieblingsserie durchleidet. Auf beides verzichtet Usagi Drop dankenswerterweise. In leicht episodischem Stil konnte ich so die Tage im Leben von Daikichi und Rin miterleben und bin aus jeder Folge mit einem breiten Lächeln herausgegangen. Manche Szenen wie das Fummeln am Milchzahn oder das Verschwinden im Supermarkt kommen tatsächlich mit so einer Herzenswärme und mit so einer Nachempfindbarkeit daher, dass sie nicht nur wie ein Abbild der Wirklichkeit, sondern sogar autobiografisch wirken. Traditionen wie das Pflanzen eines Baumes zur Geburt spielen genauso eine große Rolle wie die Probleme von Alleinerziehenden. So schön es allerdings ist, Rin dabei zuzuschauen, wie sie die Konzepte von Tod und Scheidung beginnt zu verstehen, ist Usagi Drop relativ konfliktfrei. Selbst Daikichis Mutter findet sich schnell in der Rolle der Oma wieder, nachdem sie anfänglich noch gegen das Mädchen war. Der starken Orientierung am Manga geschuldet, der noch Rins Zeit an der Oberschule zeigt, fehlt es des Weiteren an einem richtigen Ende. Wenn sich dann aber Daikichi plötzlich das Rauchen abgewöhnt, freiwillig bei der Arbeit kürzertritt, zu Hause aufräumt und Sport macht, fragt man sich nicht nur einmal, wer hier eigentlich wen erzieht.
Charaktere
Alle Kompromisse, die Usagi Drop zu Gunsten der Authentizität trifft, zahlen sich spätestens jetzt aus. Denn die Charaktere sind ab der ersten Sekunde glaubwürdig – und das ist bei einem so zentralen Kindercharakter wie Rin Kaga nicht leicht. Die 6-Jährige ist das uneheliche Kind von Daikichis Großvater und Masako Yoshii – einer Mangaka, die im Kopf selbst noch ein Kind ist und ihre Gefühle als Mutter in ihrer Arbeit vergräbt. Sie ist verhältnismäßig reif für ihr Alter, hat durch den Tod des eigenen Vaters allerdings Angst davor, alleingelassen zu werden. Die Rolle des Ersatz-Vaters übernimmt der 30 Jahre alte Single Saikichi Kawachi, der weder mit Frauen noch mit Kindern kann. Zunächst lustlos wie sein Äußeres will er Rin der bestmögliche Vater sein, obwohl er ständig in Fettnäpfchen tritt. Er gewöhnt sich sogar das Rauen ab. Im Verlauf deutet sich eine romantische Beziehung zu der alleinerziehenden Mutter Yukari Nitani an, dessen Ehemann sie verlassen hat. Ihr abenteuerlich-dümmlicher Sohn bedeutet der 32-Jährigen alles und sie behandelt Rin ebenfalls wie eine Tochter. Kouki erinnert Daikichi ein wenig an sich selbst und geht zusammen mit Rin in denselben Kindergarten. Die übrigen Charaktere verkörpern entsprechende Rollenbilder: Daikichis jüngere Schwester Kazumi ist die verwöhnte Tochter, die ihren Lebensstil nicht für ein Kind aufgeben will, seine Mutter Sachiko die herzliche Großmutter, die gerne Zeit mit ihrer Enkelin verbringt, Cousine Haruko Maeda die pflichtbewusste Mutter, die trotz Spannungen bei ihrem Ehemann bleibt, sowie dessen Tochter Reina, die zickig um sich schlägt, wenn sie keine Aufmerksamkeit bekommt.
Animation
Fans des Manga aufgepasst: Usagi Drop spiegelt so ziemlich genau den Look-and-Feel der Originalvorlage wider. Statt protzigen Animationen sind es die Details, auf die bei dieser Produktion wertgelegt werden. So tragen Daikichi und Rin selbstverständlich jeden Tag neue Anziehsachen und auch in den einfach gehaltenen Hintergründen verstecken sich subtile Einzelheiten wie Löcher im Bürgersteig oder schmackhaft-verpacktes Hackfleisch im Supermarkt-Kühlregal. Rasiert sich Daikichi mal nicht, wachsen ihm Stoppel, und nach dem Aufstehen liegen die Haare erst mal kraus samt Sabber am Kinn. Auch der kinderbuchartige Stil zu Beginn jeder Episode mit seinem Wasserfarben- und Bleistift-Look hat mir gefallen. Im Gegensatz zu Ghibli-Klassikern wie »Meine Nachbarn die Yamadas« beschränkt sich dieses Augenschmankerl allerdings auf die ersten Minuten. Der Rest lässt sich einfach nur als schlicht bezeichnen mit minimalistischen Belichtungseffekten und teilweise etwas steifen Bewegungen. Irgendwie macht es Rin allerdings nur umso süßer, wenn sie mit Daikichi streitet und ihr Gesicht nur aus zwei schwarzen Punkten und einer Linie samt hervorgeschobener Kinnpartie besteht.
Sound
Hm, irgendwie hört sich Usagi Drop anders an als die übliche glattgebügelte Synchron-Vertonung und der Grund dafür lässt sich schon bei den Synchronsprechern finden: Statt Profis die Kinderstimmen und Opastimmen mimen, sprechen in diesem Anime wirkliche Kinder und alte Menschen entsprechende Rollen. Für die Authentizität nimmt man also breitwillig schiefe Töne in Kauf. Aber ist das wirklich so schlimm? Mit demselben Gefühl lässt mich auch der Soundtrack stehen. Irgendwo zwischen melodramatisch und fröhlich-peppig überraschen die Tracks an sich weniger. Irgendwie hat man schon damit gerechnet. Dass Rasseln, Tuben sowie Klanghölzer neben Standardinstrumenten wie Klavier, Geige, Gitarre, Schlagzeug & Co die herzerwärmende Schlichtheit auch im Soundtrack widerspiegeln, ist aber sicher kein Zufall. Allein schon der Einsatz von tiefen Blechbläsern wie der Posaune sowohl für dramatische als auch für lustige Szenen ist nicht dämlich. Sicher würde Rin genauso das Opening Sweet Drops von Pop-Duo Puffy mit seinen Klaschlauten gefallen – gerade wegen seinem kinderliedartigen Text. Musikalisch interessanter ist das Ending High, High, High von Kasarinchu – eine soulige Beatbox-Ballade mit einem Sänger, der erschreckend hoch singen kann.
Fazit
Handlung: | Charaktere: | Animation: | Sound: | Gesamt: |
9 / 10 | 10 / 10 | 7 / 10 | 8 / 10 | 84 / 100 |
Mit purer Herzenswärme statt Blut & Gewalt ein erwachsenes Publikum anzusprechen, ist nicht leicht. Übertrieben konfliktfrei schafft es Usagi Drop aber, indem es den Zuschauer ohne Durchhänger Rins und Daikichis Leben realitätsgetreu nachempfinden lässt. Die Charaktere sind glaubhaft und nehmen interessante Rollenbilder ein. Glaubhaftigkeit ist ein gutes Stichwort: Man kann die Animationen und den dramatisch-fröhlichen Soundtrack für zu schlicht halten und sich mehr Szenen im Wasserfarben-Look wünschen. Letztendlich trägt es allerdings zur Authentizität bei. Eins habe ich gerlernt: Usagi Drop ist nicht nur was für Slice-of-Life-Fans.
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