On Tour: Connichi 2016

On Tour ist die Sammelkategorie für Reiseberichte von Teammitgliedern zu allen relevanten Conventions und Events, zu denen wir uns auf den Weg gemacht haben. Vielleicht ist ja auch etwas für euren nächsten Ausflug dabei.

SchlangeDie Connichi dürfte den meisten Anime- und Mangafans bereits ein Begriff sein, denn sie ist eine der bekanntesten deutschen Conventions überhaupt. Jährlich findet sie mit über 25.000 Besuchern einen riesengroßen Anklang. Lohnt sich ein Besuch oder können 25.000 irren?

Nach der Con ist vor der Con

Bereits vor der Con ist einiges los. Wer ein Ticket haben wollte, musste dieses bereits Monate vor der Convention kaufen. Am schnellsten vergriffen ist übrigens im Regelfall der Samstag – wenn ihr der Connichi also einen Besuch abstatten wollt, solltet ihr den Vorverkaufsstart besser im Auge haben. Sollte es dann aus irgendwelchen Gründen nicht klappen, habt ihr noch die Möglichkeit, ein Ticket vor Ort zur erwerben. Aber auch diese sind schnell vergriffen und ihr müsst euch entsprechend früh anstellen.

Größer. Vielfältiger. Besser?

Filmconfect-StandBesonders aufgefallen ist mir im Vergleich der Vorjahre, dass die Connichi auf Familie setzt. Viele Besucher waren bereits dabei, als die Connichi noch in den Kinderschuhen steckte – die Con findet bereits seit 2002 statt. Somit ist es nicht verwunderlich, dass auch immer mehr Familien die Con besuchen, und genau für diese hat sich die Orga etwas Besonderes überlegt. Neben Eltern- und Kindertickets gab es auch erstmals eine Spielecke für die Kleinen, in der diese toben und die Eltern sich etwas ausruhen oder eben selbst ihr eigenes Kind entdecken konnten, denn aus dem Bällebecken ragten nicht nur Kinderköpfe.

Vor allem aber die vielen deutschen Anime-, Manga- und Games-Publisher ließen es sich nicht entgehen, für ihre Fans Vorort zu sein. Besonders erwähnenswert: Die Neuerscheinungen, die sie auf die Convention bereits vor offiziellem Verkaufsstart mitbrachten. Kazé hatte beispielsweise den brandneuen Detektiv Conan-Movie im Gepäck, Egmont auf der anderen Seite die beiden ersten Bände des Shoujo-Manga Rainbow Days. Und wer nicht nur Blu-ray-Hüllen und Bücherrücken anstarren wollte, konnte sich im Crunchyroll-Kino aktuelle Sommerseason-Titel ansehen.

Videospiele aus JapanUnd da wir gerade so schön beim Thema sind – der Händlerraum durfte natürlich auch nicht fehlen. Was ich als Gedränge in Erinnerung hatte, entpuppte sich diesmal doch als recht angenehme Shoppingtour. Trotz des Regens am Samstag, der viele in die Halle gelockt hat, konnte man sich relativ stressfrei bewegen. Die Händlerraume selbst waren räumlich von den Publisherangeboten getrennt. Statt Blu-rays, DVDs und Manga gab es dort Sammelfiguren, importierte Videospiele, Cosplayzubehör und allerlei aus Japan. Auch beliebt: Die Bring & Buy-Sektion – der Flohmarkt der Connichi. Besucher ohne Tickets konnten sich dabei ebenfalls auf eine kleine Einkaufstour begeben.

Können verschärfte Waffenregeln den Spaß trüben?

Auch die Connichi sprang wieder auf die Beliebtheit der Matsuri auf, welches den Con-Innenhof mit Wunderkerzen, Yukatas und Festspielständen in die Stimmung eines japanischen Festes versetzte. Von Kimono-Accessoires bis zu typisch japanischen Festival-Speisen wie Kakigori – Crushed Ice mit Sirup und Sahne: Das i-Tüpfelchen war jedoch das Feuerwerk, das am Freitag- und Samstagabend stattfand.

TCG-RaumAn den verschärften Waffenregeln dieses Jahr scheideten sich dann die Geister. Für den ein oder anderen Cosplayer, der viel Zeit in die Herstellung in Waffenzubehör für sein Cosplay gesteckt hat, sicherlich ärgerlich, für die allgemeinen Besucher aber doch eher beruhigend.

Ein Minuspunkt dieses Jahres neben dem Wetter war für mich die Programmvielfalt. Gefehlt haben J-Pop-Acts à la Faylan, Angela und Co. Generell fand ich das Programm dieses Jahr daher etwas mager oder zeitlich unvorteilhaft gelegt. Gerne hätte ich mir beispielsweise die AMV-Nacht angesehen, die getreu dem Namen erst um 22 Uhr anfängt. Nach vierstündiger Anreise entschieden wir uns aber, lieber zurück zur Ferienwohnung zu fahren. Ansonsten war alles beim Alten: Es fanden zum Beispiel wieder einige Workshops statt, von denen ich auch einen besuchte – dazu später mehr.

Utsumi Ikko & Yuta Toshihiro

Kennt ihr das? Diese lauten Trommelgeräusche, die euch das Gefühl geben, euch würde gleich das Trommelfell platzen? Die Geräusche, die euch morgens zum Schützenfest aus dem Schlaf reißen? Auch auf der Connichi wurde dieses Jahr wieder für viel Lärm gesorgt.

Als ich den Saal betrat, war ich dann doch überrascht, dass es auch anders geht. Yuta Toshishiro und Utsumi Ikko sind extra aus Japan angereist, um uns an der Kunst des japanischen Taikotrommelns teilhaben zu lassen. Ja, Kunst, denn was ich zu hören bekam, wusste mich zu begeistern. Kein Wunder, denn Yuta Toshishiro ist ein Ausnahmetalent, das bereits in seiner frühen Jugend entdeckt wurde. Sein Taikospiel wirkt weich, fast beruhigend, typisch japanisch eben. Es eröffnet sich praktisch eine neue Welt des Trommelspiels vor einem. Also werft eure Vorurteile über Bord und schnuppert mal rein, wenn die nächste Gelegenheit kommt!

Samurai-Schwertkampf

Lebendige und zeitgemäßige Handlungen: Darum geht es beim Kabuki, welches sich in Japan seit dem 17. Jahrhundert als Pendant zu den damals verbreiteten komödischen Theaterstücken großer Beliebtheit erfreut. Wilde Kostüme und spannende Schwertkämpfe sind dabei nach wie vor Markenzeichen, auch wenn die Darsteller die echten Klingen längst gegen Attrappen getauscht haben.

In diesem Stück der Schauspielgruppe um Shinoda Chikako, Isao Ito und Norimichi Shiozawa war das genauso. Als der junge Krieger in strahlendem Weiß, die wehrhafte Schönheit mit Fächern bewaffnet und der Dämon, der ihnen nach dem Leben trachtet, präsentierten sie an allen drei Tagen auf Kassels Bühnen wie leicht es aussehen kann, eine Horde an Gegnern loszuwerden.

Cosplayfotografie für Anfänger

Was reizt Frauen nur so an Yaoi? Wie mache ich mir ein Bentou? Wie style ich meine Cosplayperücke? – Themen, die Mann, Frau und Cosplayer seit jeher interessieren. Mich persönlich spricht das Thema Fotografie sehr an und auch dafür gab es einen Workshop. Dieser hieß Cosplay-Fotografie für Anfänger. Und wie der Name bereits vermuten lässt, wurden die Grundlagen der Fotografie erklärt. Wer mit Worten wie ISO-Wert, Belichtungszeit oder Blende nichts anfangen konnte, wurde hier erleuchtet.

Geleitet wurde der Workshop vom gelernten Fotografen Bartosch-Matthias Kaletha (BMK-Photography) mit Unterstützung seiner Assistentin Blakkrose Cosplay. Neben der Grundfunktionsweise einer Spiegelreflex kam auch die perfekte Location zur Sprache, denn die kann sich überall verstecken. Und wie gehe ich mit belebten Orten beim Fotografieren um? Tja, da schafft Absperrband Abhilfe. Und was muss immer dabei sein? Definitiv Wechselakkus. Fragen und Ausprobieren waren ebenso erwünscht.

WCS

Cosplaywettbewerbe gibt es heutzutage einige, doch einer davon ist von ganz besonderer Bedeutung. Ich spreche natürlich vom WCS – dem World Cosplay Summit.

Der WCS wurde 2003 vom japanischen Fernsehsender TV Aichi ins Leben gerufen. Ein Team kämpft sich durch mehrere Vorentscheide, um gegen 21 andere Länder in Japan im Cosplaywettbewerb in Nagoya anzutreten. Der deutsche Vorentscheid findet seit 2004 im Rahmen der Connichi statt. Dazu gehört auch immer eine Bühnenperformance.

Aber bevor ich euch nun mit einem langeweiligen Roman zur Entstehungsgeschichte zutexte, kommen wir lieber zum Wesentlichen: Die Gewinner, die uns 2017 beim World Cosplay Summit vertreten, heißen Kasselfornia Girls. Sie überzeugten die Cosplayer-Jury mit ihren Kostümen zu Amaimon und Mephisto aus Ao no Exorcist. Wir wünschen ihnen natürlich viel Glück!

Pochi Award 2016

Seit 2012 fester Bestandteil konnten dieses Jahr zum fünften Mal Lizenzinhaber ihren besten Titel in insgesamt fünf Kategorien zur Wahl stellen lassen. Dabei entscheidet zur Hälfte die Jury und zur Hälfte die Fans über eine Online-Absimmung, wer den begehrten Glas-Phönix mit nach Hause nimmt. Dazu kommt dieses Jahr zum dritten Mal der Ehrenpreis, der einer Institution, einer Personengruppe oder einem Individuum verliehen wird, die sich herausragend für Anime, Manga und Japankultur in Deutschland eingesetzt hat.

Auch 2016 nahm Tokyopop wieder beide Manga-Auszeichnungen zurück mit ins Verlagshaus nach Hamburg. Alle weiteren Gewinner haben wir hier für euch einmal aufgelistet:

  • Bester Anime-Film: Dragonball Z: Kampf der Götter (Universum Anime) (28,94%)
  • Beste Anime-Serie: No Game No Life (KSM) (23,06%)
  • Bester nationaler Manga: Sternensammler (Tokyopop) (31,57%)
  • Bester internationaler Manga: Hiyokoi (Tokyopop) (27,51%)
  • Bestes Videospiel: Deponia Doomsday (Daedalic) (30,59%)
  • Ehrenpreis: Steffi Holzer und Lars Erbstößer (Gründer: Animania und Anime House)

Shinji Schneider

Die Connichi findet bereits zum fünfzehnten Mal statt. Und wer darf da nicht fehlen? Shinji Schneider natürlich. Der Anime-Komiker, der übrigens trotz weit verbreiteten Vorurteil und kürzlich herausgebrachter DVD nicht von seiner Kunst leben kann, tourt regelmäßig von Convention zu Convention und verbraucht dabei seit einigen Jahren seine gesamten Urlaubstage.

Seine Mischung aus Comedy, Coversongs und Musik unterhielt auch dieses Mal das Publikum. Mit dabei sein neues Programm Dekade.nt, das er nach eigenen Angaben erst kurz vor der Con geschrieben hat. Darin parodiert er Veränderungen in der Szene, das Älterwerden und allgemein seine Erlebnisse auf Cons. Der Satz „Keine Ahnung, bin nur Helfer. Frag ‘nen Orga.“ verfolgt ihn zum Beispiel überall. Bei den ganzen Con-Erzählungen blieb dann kaum noch Zeit für seine sonst so typischen Witze über Anime und Games. Die Zugabe gab‘s trotzdem.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Scroll to top