Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Ersteindruck – »Ex-Arm« – Erwartet uns eine kriminelle Zukunft?
Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.
Titel: | Ex-Arm |
Genre: | Science-Fiction |
Mangaka: | HiRock / Shinya Komi |
Release: | 2015 (JP) |
Bände: | laufend |
Verlag: | Manga Cult |
Preis: | 10 € pro Band |
(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Band.)
Wusstet ihr, dass es sich bei »Ex-Arm« um ein Remake eines Manga namens »Ex-Vita« handelt? Ich vorher auch nicht! Eigentlich ist die Geschichte 8 Jahre alt und damals hatte Shinya Komi auch noch nicht Autor HiRock im Schlepptau. Die Erstversion des Werkes war jedenfalls kein großer Erfolg, doch das Remake ist in Japan so erfolgreich, dass sogar schon eine Anime-Adaption angekündigt wurde. Vielleicht half es, dass das Cover des ersten Bandes an die Cloaking-Szene von »Ghost in the Shell« erinnert? Oder heißt von Masamune Shirow, dem Mangaka von »Ghost in the Shell«, lernen, siegen lernen? Metal Dango hat die Antwort.
(Zusammenfassung)
Tokyo, 2014. Akira Natsume, Oberstufenschüler und selbsternannter Technikfeind, möchte sein Leben verändern. Als er einen ersten, mutigen Schritt tut und versucht, ein Mädchen vor einer Gruppe Männer zu retten, wird er von einem Lastwagen angefahren und … getötet?
Tokyo, 2030. Die Spezialeinsatzkraft Minami Uezono und ihre Partnerin, die Androidin Alma, beschlagnahmen bei einem gefährlichen Einsatz die geheime Superwaffe Ex-Arm 00, eine hochentwickelte künstliche Intelligenz. Gejagt von Feinden, welche die Waffe unbedingt an sich reißen wollen, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als diese zu aktivieren. Doch Ex-Arm 00 ist keine gewöhnliche KI … sondern ein menschliches Gehirn!
16 Jahre nach seinem Unfall erwacht Akiras Bewusstsein …
Manga Cult
Männliches Gehirn trifft weibliche Androidin
Während dem Lesen lernt man drei wichtige Figuren kennen: Akira, Minami und Alma.
Mit Akira Natsume tritt direkt auf Seite 1 der Hauptcharakter der Reihe auf den Plan. Nach dem Verlust seines Körpers und dem Erwachen 16 Jahre in der Zukunft als das künstliche Gehirn im Titanmantel Ex-Arm 00 zwingt ihn die Situation auf einem Schmugglerschiff zu der oft in Geschichten vorkommenden „From Zero to Hero“-Transformation. In seinem Fall wird er von einem Loser, für den sich kein Mädchen interessiert, zur alles hackenden Superwaffe. Zugegebenermaßen hatte er die Veranlagerung, Schaltkreise auf einen Blick zu verstehen, schon vor seinem Unfall, nur fühlt sie sich genauso unnatürlich an wie seine neuen Hackerskills.
Minami Uezono ist eigentlich nur eine einfache Verkehrspolizistin, die während einer polizeilichen Operation in den Handel zwischen einer Terror-Organisation und einem Schmuggler-Syndikats platzt, indem sie Akira alias Ex-Arm 00 an sich reißt. Obwohl es dafür keinen Befehl gab, tat sie dies aus einem Bauchgefühl heraus, was beweißt, dass sie nicht unbedingt immer über ihre Taten nachdenkt. Dieses Stolpern von einer Gefahr in die nächste ist es, was die Geschichte antreibt.
Alma ist eine Prototyp-Androidin, welche von der Polizeibehörde und dem fiktiven Rüstungskonzern Iriya Heavy Industry entwickelt wurde. Mit ihren silbernen Haaren, den blauen Augen und dem grau-grünen Body entspricht sie den optischen Erwartungen an gut aussehenden Science-Fiction-Girls. Ihrer lernfähigen künstlichen Intelligenz verdankt Minami effektiv bei zu waghalsigen Manövern mehrfach ihr Leben. Beispielsweise als sie mit Minami in den Armen auf das Schiff der Schmuggler springt, um dem tödlichen Nervengas zu entkommen. Akira stellt sie nicht nur ihren Körper und somit ihre überlegene Stärke im Nahkampf mit bloßen Händen und Füßen sowie im Gebrauch von Schusswaffen zur Verfügung, sondern wird auch die taktische Beraterin seiner überforderten Seele.
So weit, so Shōnen.
Ein Tokio mit 10 Kratern auf der Landkarte
Wir befinden uns in Tokio im Jahr 2030. Eine Welt, in der der Fortschritt vor allem in Bezug auf Technik ein kleines bisschen mehr Einzug gehalten hat als bei uns. Durch die Entwicklung von Androiden – menschenähnliche Roboter ausgestattet mit einer lernfähigen künstlichen Intelligenz – ist ein Meilenstein erreicht worden. Doch im Alltag durchgesetzt haben sie sich noch nicht.
Mir kommt es vor, dass es abgesehen von der Entwicklung von Androiden und Ex-Arms wenig Fortschritt in dieser Welt zu sehen gibt. In vielen Science-Fiction-Filmen sieht man beispielsweise auffällige Werbebanner innerhalb futuristischer Städte mit fliegenden Autos. Stilistisch habe ich irgendwas in dieser Art vermisst. Die Messlatte liegt in diesem Genre mit »Alita« und »Ghost in the Shell« allerdings auch ziemlich hoch.
Dafür wurde an die Bewohner des zerstörten Tokios gedacht und damit gleich an die Schattenseiten dieses Zeitalters: Probleme wie Armut, illegale Kartelle und soziale Probleme gibt es auch in unserer Zeit. Viele Kinder im Tokio 2030 leben auf der Straße – um zu überleben, plündern sie sogar Leichen! Zwar tun sie dies nicht auf so brutale Art wie in »Alita«, Schmuck und allerlei Wertgegenstände werden den Toten dennoch entwendet, um sich so Lebensmittel ertauschen zu können. Vor Organen machen die organisierten Banden im Manga dann auch nicht mehr halt.
Netzwerkprotokolle, die die Welt bedeuten
Aber warum sollte ich jetzt den Manga lesen? Es gibt jede Menge Ungereimtheiten um Akiras plötzlichen Tod. Warum zum Beispiel hatte der LKW-Fahrer, der mit voller Geschwindigkeit in ihn krachte, das Selfie von ihm und der neuen Freundin seines Bruders in der Windschutzscheibe hängen? Die Tatsache, dass diese Frau mit besagtem Bruder an Androiden forscht, macht die Angelegenheit noch mysteriöser. Jedenfalls wird sich die Geschichte jetzt erst mal von Ex-Arm zu Ex-Arm hangeln. Denn bislang kennen wir nur Ex-Arm 00, das Titangehirn, und Ex-Arm 08, den Barriere- und Durchdringungshandschuh. Ex-Arm 09 haben wir zwar noch nicht zu Gesicht bekommen, aber das Gadget sorgt dafür, dass Menschen sich langsam in C4 zersetzen und irgendwann in die Luft gehen. Wozu das ganze Chaos gut ist? Das müssen uns die Strippenzieher, die die Ex-Arms im Untergrund zirkulieren lassen noch verraten.
Akiras Gedächtnislücke zwischen 2014 und 2030 wird derweil als Erzähltechnik genutzt, denn nicht nur er muss den Kontrast irgendwie verarbeiten, sondern auch wir Leser. Währenddessen drehen sich kämpferische Auseinandersetzungen zwischen der Anti-Ex-Arm-Geheimorganisation unter der Leitung eines verbitterten Ex-Arm-Hasser mit Verlusttrauma und den machthungrigen, chaosliebenden Schmugglerbanden darum, wo man Akira am sinnvollsten verkabeln kann, damit er von innen heraus alles kurz und klein hackt – denn irgendwie wandeln seine Protokolldateien menschliche Gedanken direkt in Maschinensprache um. Als Ausgleich nötig, aber verstaubt wirkt dagegen der Ansatz, dass Akira einmal in Alma eingedrungen, wenn Not am Mann ist, auch selbst kämpferisch aktiv werden kann.
Fazit:
»Ex-Arm« ist ein unterhaltsamer Near-Future-Science-Fiction-Manga mit Schwächen. Seine Charaktere sind grundsätzlich sympathisch, allerdings zu sehr auf ihre Funktion für die Geschichte getrimmt. Zwar ein ansprechendes Setting mit vielen Mysterien im Tokio des Jahres 2030 angesiedelt, wo für die Zeit zu fortschrittliche Kampfgadgets (die Ex-Arms) die Stadt ins Chaos stürzen, fehlt ein eigener gestalterischer Kniff, der es von anderen Werken abhebt. Was »Ex-Arm« unterhaltsam macht, ist die Kombination aus wuchtigen Faust- und Trittgefechte zwischen Cyborgs, Androiden & Co und die irrwitzige Hackerkraft, mit der Akira von innen heraus skrupellose Verbrecherorganisationen mit ihren eigenen Waffen schlägt.