Anime-Review: Psycho-Pass

Psycho-Pass - Cover(Quelle: MAL)
Titel: Psycho-Pass
Genre: Action / Sci-Fi
Studio: Production I.G
Release: 2012
Folgen: 22 à 23 Minuten
Publisher: Kazé Anime
Preis: 38,99 € (4 BDs)

2012 meldete sich Drehbuchautor Gen Urobuchi (Madoka Magika) zusammen mit Production I.G mit Psycho Pass zurück. Was dabei herauskam, ist wohl Japans Antwort auf Minority Report – einem US-Film aus dem Jahre 2002, indem die Washingtoner Polizei mittels sogenannten Precogs Morde vorhersehen kann. Eben noch schnell Tom Cruise mit Akane Tsunemori ausgetauscht, die Precogs durch das mysteriöse Sibyle-System ersetzt und schon hat man Psycho Pass. Was die Parallelgeschichte aber draufhat, klären wir nun im dieser Review.

(Zusammenfassung)
Die Zukunft: Der Menschheit ist es mittlerweile gelungen, die menschliche Psyche komplett zu entschlüsseln und hat ein System geschaffen, dass den gläsernen Menschen zur Realität werden lässt, das Sibyle-System. Job und Karriere sind somit vorherbestimmt, weshalb mentale Schönheit das neue Ideal ist. Genauso lässt sich allerdings auch das kriminelle Potenzial eines jeden bestimmen anhand eines Kriminalkoeffizienten namens Psycho-Pass. Wer einen kritischen Wert überschreitet, sieht sich schon bald gezwungen, sich in Therapie zu begeben, oder direkt exekutiert zu werden.

Diese Aufgabe übernimmt das Amt für öffentliche Sicherheit, die gerade mit erheblichen Personalmangel vor dem nächsten Einsatz stehen. Die neue Inspektorin Akane Tsunemori, eine Musterschülerin, die für jeden Job geeignet wäre, kommt gerade von der Polizeiakademie und wird an ihrem ersten Tag direkt zum Tatort beordert. Das Ganze entpuppt sich als hartes Pflaster, denn das Amt setzt latente Verbrecher sogenannte Vollstrecker ein und macht sich deren Wissen über das Verhalten solcher Leute zu nutzen. Und nun soll sie auch noch ihr Boss sein?

Handlung

Die Story von Psycho-Pass entstammt dem Gehirn von Gen Urobuchi, einem bekannten Drehbuch- und Szenarioschreiber, der unter anderem Fate/Zero und Madoka Magika geschrieben hat und das sieht man auch in diesem Werk. So ist Psycho-Pass nicht nur unter der Prämisse „Viel ist geschehen, nichts hat sich verändert“ aufgebaut, sondern wird auch noch in der Mitte durch einen Plot-Twist getrennt. Dieser kommt zwar etwas komisch, da man den Hauptantagonisten zunächst als unbesiegbar hinstellt, um ihn dann im weiteren Verlauf immer weiter herunterzumachen. Noch so ein wunder Punkt der Story ist der Höhepunkt, der bereits nach zwei Dritteln schön durch sich überschlagende Ereignisse eintritt und dem gut gelungenen Schluss Spannung nimmt. Wie viele gesellschaftskritische Dystopien bedient sich natürlich auch Psycho-Pass an philosophischen Konzepten wie Benthams Greatest-Happiness-Prinzip, wodurch sich der Anime stellenweise in Gedankenkonstrukten verliert, was dem einen oder anderen vielleicht nicht gefällt. Genial allerdings ist die Plotentwicklung: So startet die Serien, indem sie dir durchgeknallte Einzeltäter vorsetzt, doch dem ist natürlich nicht so: Sie werden alle aus dem Hintergrund kontrolliert. Man lässt sich hier sogar wirklich Zeit, um diese Straftaten vernünftig aufeinander aufzubauen. Als letztes sei die herrliche Gesellschaftskritik erwähnt: Denn ich meine, eine Gesellschaft, die ihre Mitglieder komplett anhand des Zustands ihrer Psyche definiert und jegliches Denken verlernt hat, schreit doch gerade danach in Anarchie zurückzufallen. Genauso darf bei einem Anime mit Polizisten natürlich auch nicht die Diskussion über Gerechtigkeit, Macht und die Mittel zum Zweck fehlen.

Charaktere

Einfach nur wow. Bei den Charakteren hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht. Die Charaktere entwickeln sich bis zum Ende der Serie alle in Versionen von anderen Charakteren, während diese wiederum andere Plätze im System einnehmen. So ist es kaum verwunderlich, dass Shougo Makishima einer der besten Antagonisten seit Langem ist. Dieser wandelt sich vom Fadenzieher im Hintergrund, was auch schon erstaunlich ist, zu jemandem, der das ganze System ganz alleine an der Nase herumführen kann unter dem Vorwand die Menschen wachzurütteln. Auch Akane macht ihren Job gut. Da dachte man am Anfang noch, dass sie diese naive Nachfragerin bleibt, die die ganzen dummen Fragen stellt, die sich der Zuschauer fragt, doch ziemlich schnell wird aus ihr eine intelligente Idealistin mit Glauben an die Menschheit. Die beiden unterstützenden Hauptcharaktere Shinya Kougami und Nobuchika Ginoza tragen zur Entwicklung der Serie auch einiges bei. So besitzt Kougami ungeheure Kombinationsgabe und ist besessen davon Makishima aufzuhalten. Seine Emotionen kommen ihm dabei oft in die Quere, obwohl seine Absichten die richtigen sind. Ginoza hingegen kommt einem zunächst als vorschriftenkonformer Vorgesetzter vor, aber seine Vergangenheit holt ihn immer wieder ein. Zu bemägeln hätte ich allerdingt, dass es ganz schön lange dauert, bis man es geschafft hat, den Nebencharakteren einen Platz in der Story zu geben. Ganz interessant am Rande: Die Charaktere in ihrem Bishounen-Stil hat Akira Amano (Hitman Reborn!) entworfen. Dieser Bishounen-Stil ist vermutlich nicht für jedermann was, passt aber eigentlich ganz gut.

Animation

Was mich richtig überrascht hat: Der Artstil wurde wirklich konsequent durchgezogen. Psycho-Pass ist zwar düster gehalten, aber gleichzeitig sehr farbenfroh. Die Animationen sind wie von Production I.G gewohnt sehr flüssig und allgemein auf einem sehr hohen Niveau. Herausstechend sind da gerade die Openings, wobei das eine in sehr futuristischen, dunklen Blautöne gehalten ist und das andere in sehr bunten, comichaften Gelbtönen. Ebenso hat man bei den Hintergründen ganze Arbeit geleistet, sie sind genau wie der Artstil kraftvoll und düster zugleich, sodass sie schön aussehen ohne von der Handlung im Vordergrund abzulenken. Genauso kraftvoll gestaltet sind die Gewaltszenen, die zwar gewollt erschreckend brutal sind als Kontrast zum System, das behutsam drauf achtet, seine Bürger nicht mit Gewalt zu konfrontieren. Dabei sind die Szenen weder zu unrealistisch noch unnötig brutal. Kleinere Highlights waren für mich dann noch das Weinen von Akane, was man aus ihrer Sicht miterlebte, und der Wechsel des Designs der Charaktere je nach dem Zustand ihrer Psyche.

Sound

Würde ich hier nur Openings und Endings bewerten, wäre beim Sound vermutlich locker eine 11/10 drin, so einfach ist das Ganze aber dann doch nicht. Sony Music hat zwar bei den Endings mit EGOIST (ryo von supercell + Chelly) eine gute Wahl getroffen und gerade die Openings haben Klassikerniveau. So wird abnormalize von TK from Ling Tosite Sigure auf Nico Nico hoch- und runtergecovert, auch von bekannten Größen der Szene wie kradness. Aber dazu kommt dann ja bekanntlich noch der Soundtrack und die Synchronsprecher und wie alles zusammen harmoniert und da hat Sounddirektor Yoshikazu Iwamani mit seinen über 300 Mitwirkungen eigentlich einen guten Job geleistet. Der Soundtrack an sich ist eine Mischung aus Synthesizer-, Gitarren-, Orchester- und Bluestracks, von denen einige echt gut sind, die meisten aber nicht weiter überraschen. Gerade auf den letzten Metern (wortwörtlich) feuert der Anime aber einen guten Track nach dem anderem ab. Auch mit dem Übergang zum Ending weiß Iwamani zu variieren. Mal kommt das ED leise hinzu, spielt mit höherer Tonhöhe los oder wird gleich in zwei Parts aufgespaltet, um noch mal ein paar Extra-Emotionen rauszukitzeln. Auch bei den Synchronsprechern bleiben große Überraschungen in beide Richtungen aus.

Fazit

Handlung: Charaktere: Animation: Sound: Gesamt:
9 / 10 10 / 10 10 / 10 8 / 10 91 / 100

Wer hätte gedacht, dass Urobuchis Dystopie sich so mausert: Was zuerst wie Standard-SciFi anmutet, baut sich Schritt für Schritt in ein zum Nachdenken anregendes Standardwerk für Fans des Genres mit einer sehr interessanten Gesellschaftsidee auf. Die komplexen Charaktere und ihre Entwicklungen sind dabei schöne Abbilder der Welt, in der sie leben. Ich wünschte nur, dass noch mehr drin gewesen wäre, denn ein zu früher Höhepunkt wird hier mit gutem Soundtrack auszugleichen. Nichtsdestotrotz bietet Psycho-Pass 22 sehr interessante Folgen. Ende lässt sich dann nur sagen: „Es ist viel passiert, aber nichts hat sich geändert.“

Plus Minus
  • gut aufeinander aufgebaute Fälle
  • bester Antagonist seit Langem
  • schöne Charakterentwicklungen
  • geniale Openings & Endings
  • Spannungshöhepunkt zu früh
  • Nebencharaktere sehr lange unwichtig

Ähnlich: Zankyou no Terror (Anime) + Ghost in the Shell (Anime)

2 Kommentare zu »Anime-Review: Psycho-Pass«

  1. Kano sagt:

    Ich wollte mal nachfragen,
    ob es eine Review zu Digimon TRI gibt?

  2. Dimbula sagt:

    Ich bin ja leider der Einzige, der hier aktuell Anime und Manga bewertet, aber ich könnte mir vorstellen, dass es Leute bei uns im Team gibt, die dazu ’nen Ersteindruck schreiben wollen würden bzw. hätte ich auch selbst Lust – vielleicht ja auch für jeden der Teile. Für ’ne Review bei uns muss er natürlich erst mal abgeschlossen sein, aber auch das kann ich mir vorstellen. Wahrscheinlich sind wir auch beim Kinoevent und würden in dem Zusammenhang darüber berichten. Ich sprech’s mal bei der Redaktionskonfi am Wochenende an.

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