Ersteindruck – »Yu-Gi-Oh! Massiv« – Es ist Zeit für eine Re-Re-Re-Re-Re-Re-Review

Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.

Yu-Gi-Oh! Massiv - Band 1
Titel: Yu-Gi-Oh! Massiv
Genre: Action, Ganbatte
Mangaka: Kazuki Takahashi
Start: September 1996 (JP)
Bände: in 13 3-in-1-Bänden abgeschlossen
Verlag: Carlsen Manga
Preis: 10,00 € pro Band

(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Massiv-Band.)

Wer »Yu-Gi-Oh!« hört, der muss direkt an das Kartenspiel denken und an einen Anime, der heutzutage Kultstatus hat. Dass es in »Yu-Gi-Oh!« nur um Duel Monsters geht, hat uns damals nie gestört. Dabei wird »Yu-Gi-Oh!« übersetzt mit »König der Spiele«, also Plural, aber Duel Monsters ist nur ein Spiel. Auch wenn im Anime – beziehungsweise in den Specials – noch zwei weitere Spiele existieren, in denen Yugi der König ist, und zwar Dungeon Dice Monsters und Capsule Monsters, kennen diese eigentlich nur die Hardcore-Fans. Was, wenn ich euch aber sage, dass es einen »Yu-Gi-Oh!«-Anime gab, bevor der »Yu-Gi-Oh!«-Anime bei uns im Westen erfolgreich wurde? Dieser ist heutzutage als »Yu-Gi-Oh! Zero« bekannt und ist eine grobe Blaupause des Hits, den wir kennen. Er ist sehr unvollständig, da die Charaktere noch anders, undefinierter und schludrig aussehen. Die groben Eckpunkte der Story stimmen mit dem Nachfolger überein, doch nimmt Zero eine gänzlich andere Route, eine sehr viel düstere, brutalere und vor allem eine, die sich an den ersten Kapiteln des Manga orientiert. Diesen Manga hat Chris gelesen.

(Zusammenfassung)

Yugi Muto – ein kleiner, schmächtiger Junge, der ständig gemobbt wird – hat eine große Leidenschaft: Rätsel und Spiele. Besonders vernarrt ist er in ein altes ägyptisches Puzzle, das ihm sein Großvater geschenkt hat. Bislang ist es noch niemandem gelungen, es zu lösen! Doch Yugi schafft es, und in diesem Moment erwacht in ihm eine andere Persönlichkeit. Yugi Muto wird zum König der Spiele! Das legendäre »Spiel der Finsternis«, das über das Böse in der Welt richtet, beginnt jetzt!

Carlsen Manga

Mixed Mehr »Yu-Gi-Oh!« als »Yu-Gi-Oh!« am Ende wurde

Yu-Gi-Oh! Massiv - Scan 1Yu-Gi-Oh! © 1996 by Kazuki Takahashi

Wer den 4Kids-Anime von »Yu-Gi-Oh!« kennt, der kennt auch das Spiel der Schatten. Wer dieses verliert, der verliert seine Seele ans Reich der Finsternis. Dies ist ein Konzept, das bereits in den ersten Kapiteln von »Yu-Gi-Oh!« eingeführt wird, und fällt dort deutlich härter aus. Wer im Manga ein Spiel der Finsternis (wie es dort genannt wird) verliert, den ereilt eine Strafe passend zum Vergehen, die zwar »nur« eine Illusion ist, sich für das Opfer jedoch lebensecht anfühlt. Jemand, der zum Beispiel nur aus Gier heraus handelt, wird mit einem Geldregen überhäuft und nimmt nichts anderes mehr wahr. In einigen Spielen kann die Strafe sogar bis zum Tode führen – was krass ist für einen Manga, der sich definitiv an pubertierende Jungs und ihre Lebensrealität richtet. Allein schon das Charakterdesign des anderen Yugi, so wird Pharao Atem hier noch genannt, war oft ohne erkennbare Nasenpartien so gruselig, dass Takahashi es nach wenigen Kapiteln bereits zugunsten eines Designs abänderte, das näher an dem Design ist, was wir aus der Anime-Serie kennen.

Die Spiele sind auf den ersten Blick sehr willkürlich und auch die Strafen sind mehr als unverhältnismäßig. Wer zum Beispiel »Kakegurui« gesehen oder gelesen hat, weiß ungefähr, wovon ich rede. Egal, wie zufällig die Spiele wirken, gibt es in der Regel eine bestimmte Strategie, um seinen Gegner zu besiegen. Doch bei einigen Spielen ist Zufall einfach ein zu großer Faktor, was den Reiz für den Zuseher deutlich erhöht, denn man fiebert mit und fragt sich, wie Yugi sich wohl dieses Mal retten kann.

Der andere Yugi setzt nämlich jedes Mal aufs Neue sein Leben aufs Spiel. Genau wie bei »Kakegurui«, um bei demselben Vergleich zu bleiben, ahnt man, dass der Protagonist gewinnen wird, da die Penalty sonst den Manga vorzeitig beenden würde. Das haben Werke wie »Kaiji«, der sieben Monate vor »Yu-Gi-Oh!« beim Konkurrenten Kōdansha startete, schon deutlich besser gemacht, da hier die Hauptfigur auch mal verliert, wodurch sie ihre Unantastbarkeit verliert, was die Spiele letztendlich spannender macht. Die Langeweile setzt doch sehr schnell ein, da man als Leser weiß, dass es um nichts geht, da unsere Hauptfigur eh gewinnt.

Am Ende ist der Manga, wenn man es wortwörtlich nimmt, jedoch mehr »Yu-Gi-Oh!« als es die Kultserie ist, da es hier wirklich um verschiedene Spiele geht und Yugi als »der König der Spiele« sie alle gewinnt – und eben nicht nur Duel Monsters, welches im ersten 3-in-1-Band nur am Rande vorkommt. Obwohl Kazuki Takahashi zu Beginn ganz offensichtlich noch eine andere Vision hatte, die er irgendwann verwarf, sind die Eckpunkte in den unterschiedlichen Fassungen der Geschichte identisch. 

Takahashi ist zurückgetreten von dem Gedanken, unterschiedliche Spiele in sein Werk einzubauen, es ging irgendwann nur noch um Duel Monsters. Er zog Duel Monsters größer auf, und kinderfreundlicher. In dem ersten 3-in-1-Band ist davon allerdings noch nichts zu sehen.

Fazit:

Am Ende ist »Yu-Gi-Oh!« ein Shōnen-Manga, der früher etwas ganz anderes war, als das, was die Zeit überdauert hat. Die düstere Atmosphäre und der leichte Horror-Anteil machen das Werk für all diejenigen interessant, die schon immer mal den »Yu-Gi-Oh!«-Manga lesen wollten – gerade weil der Manga so anders als der Anime ist. Die Zeichnungen sind in den frühen Kapitel noch sehr unausgereift, werden aber stetig besser und schon nach einigen Kapiteln sehen die Charaktere fast so aus, wie man sie kennt.

Rezensionsexemplar - Carlsen Manga

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