Ersteindruck – »Bakemonogatari« – Yo, Kai, wie läuft es mit den Geistern?

Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.

Bakemonogatari - Band 1
Titel: Bakemonogatari
Genre: Mystery
Mangaka: Ishin Nishio & Oh!Great
Start: März 2018 (JP)
Bände: aktuell 14 in Japan
Verlag: Tokyopop
Preis: 6,99 € pro Band

(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Band.)

Bakemonogatari, Nisemonogatari, Kizumonogatari, Nekomonogatari: Die »Monogatari Series« startete 2005 als Light Novel, geschrieben von Nisio Isin, und wird bis heute fortgeführt. Einiges wurde bereits als Manga und Anime umgesetzt und die Betitelung ist schon sehr konfus. Dazu sind alle Titel in einzelne Stränge unterteilt. Um die chronologische Richtigkeit einzuhalten muss man sich einen Artikel durchlesen. Die Frage ist: Sind die einzelnen Werke in sich auch so konfus wie alles zusammen? Schauen wir in den »Bakemonogatari«-Manga rein und überprüfen das.

(Zusammenfassung)

Seit Araragi von einem Vampir gebissen wurde, gerät er immer wieder ins Zentrum übernatürlicher Ereignisse. Auch seine Klassenkameradin Senjogahara ist von so einem Mysterium umgeben: Als sie ihm in die Arme fällt, bemerkt er, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr wiegt als eine Feder. Araragi bietet seiner misstrauischen und überaus wehrhaften Mitschülerin Hilfe an. Doch hinter ihrem Zustand steckt ein düsteres Geheimnis, das Senjogahara mit niemandem teilen will …

Tokyopop

Plus Kontraste: Das Look-and-feel von »Bakemonogatari«

Bakemonogatari - Scan 1

Durch das gesamte Werk zieht sich ein einzigartiger Stil. Ein Stil, der nicht unbedingt sofort auffällt. Er ist unterschwellig, aber da. Ein einziger Kontrast. Und wenn einem das erst mal bewusst geworden ist, kann man es nicht mehr übersehen. Alles Nichtorganische, zum Beispiel Dosen, Landschaften und Häuser, sind hyperrealistisch gezeichnet. Man könnte meinen, man hat eine Dose fotografiert und einfach nur einen Schwarz-Weiß-Filter drübergelegt. Alles Organische ist im Kontrast dazu Abstrakt im typischen Fantasy-Manga-Stil gezeichnet. Durch diesen Mix von zwei so unterschiedlichen Stilen wirkt die Welt zweigeteilt. Die innere Welt unserer Charaktere und ihre Umwelt.

Ein weiterer Kontrast sind die Schattierungen der Charaktere. Licht und Schatten sind mit der größte Kontrast bei Charakteren, jedoch fällt dies bei den meisten Manga nicht so leicht auf, da in der Regel weiß und schwarz ineinanderlaufen und somit ein homogenes Bild abgeben. In »Bakemonogatari« ist das nicht so. Hier sieht man die Kontraste wie in vielen Fantasy-Manga sehr deutlich. Es gibt keine Abstufungen. Es wirkt sogar abstoßend, daher fällt das sehr schnell auf.

Ein tieferer Blick in das Werk offenbart sogar noch mehr Kontraste. Auf der einen Seite haben wir eine tiefe Story mit Senjogahara, die von einem Krabben-Geist besessen ist, weil sie Schuldgefühle gegenüber ihrer obsessiven Mutter hat. Auf der anderen Seite wird Ararari zu einem Halb-Vampir, weil er von Kiss-Shot Acerola-Orion Heart-Under-Blade gebissen wurde. Alleine der Name der Vampirdame ist ein einziger Witz und wirkt als Kontrast zum ernsteren Kern. Aufheiterungen dieser Art werden immer wieder im Werk verstreut.

Mixed Fluch und Segen (vor allem für die Übersetzerin)

Bakemonogatari - Scan 1

Gehen wir noch einmal genauer auf diese Aufheiterungen ein: Meme Oshino, der laxe Priester für übernatürliche Dinge, gibt Kiss-Shot Acerola-Orion Heart-Under-Blade den Namen Shinobu. Shinobu schreibt sich mit dem Kanji 忍 und bedeutet Durchhaltevermögen. Das Kanji wiederum setzt sich aus den Kanji für Herz (心) unter dem Kanji für Klinge (刃) zusammen. Herz-unter-Klinge beziehungsweise Heart-under-Blade. Dieses Wortspiel wird sogar später dann etwa ab Kapitel 50 im Manga im Kizumonogatari-Teil der Geschichte weitergesponnen. Dort machen drei Jäger Jagd auf ihr Herz. Die Namen der Jäger sind, you guessed it, allesamt Wortspiele mit dem Wort Klinge.

Diese Eigenheiten der japanischen Sprache lassen sich nicht originalgetreu ins Deutsche übersetzen, machen allerdings einen großen Teil des Reizes der Reihe aus. Für eine angemessene deutsche Veröffentlichung werden deutsche Entsprechungen und/oder Erklärseiten also unumgänglich sein. Behaltet das für Band 2 im Hinterkopf!

Plus Foreshadowing dank Bildmetaphern

Bakemonogatari - Scan 1

Viel einfacher zu erfassen, aber nicht weniger schwierig zu deuten sind da die vielen metaphorisch-symbolischen Bildelemente. Hunderte von Büroartikel wie einen Zirkel, Geodreiecke, Stifte und selbstverständlich einen Cutter versteckt Senjogahara unter ihrer Kleidung. Meine Interpretation dazu: In Anime und Manga stehen Scheren oft für das Trennen von Verbindungen.

Scheren? So wie in Krabbenscheren? Was für ein Zufall, dass es im ersten Band ein Tauschhandel zwischen Senjogahara und einer Krabben-Gottheit thematisiert wird. Die Misshandlung ihrer Mutter, die einer Sekte beigetreten ist und ihre Jungfräulichkeit verkauft hat, hat sie lange mitgenommen und die Krabbe erlöste sie von dieser Verbindung zusammen mit ihrem Körpergewicht. Dieses Geben und Nehmen schreibt man den Krabben in der japanischen Mythologie ebenfalls zu. Passend verzieren die Bläschen des Krustentiers die ein oder andere Seite.

Gefühlt ist alles und nichts eine Andeutung. Durch seine konfuse Art und Weise – das Werk springt oft zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – schafft es der Autor jedoch die Andeutungen zu verschleiern.

Fazit:

»Bakemonogatari« ist ein Clusterfuck an Foreshadowing, Kontrasten, Wortspielen und Metaphern. Wer sich durch die Zeitsprünge nicht abschrecken lässt, erhält am Ende eine tiefgründige Geschichte mit interessanten Charakteren und einem Werk, das eine Antithese zum Einheitsbrei darstellt. Wer sich noch unsicher ist, fragt besser einmal Dr. Google und schaut, ob die vielen Geschichten generell was für einen sind. Mir persönlich hat es sehr zugesagt und ich würde dem Werk 4,5 von 5 zornigen Tiergottheiten geben.

Rezensionsexemplar - Tokyopop

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