Ersteindruck – »Chainsaw Man« – Entdecke den Teufel in dir!

Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.

Chainsaw Man - Band 1
Titel: Chainsaw Man
Genre: Action
Mangaka: Tatsuki Fujimoto
Release: Dezember 2018 (JP)
Bände: aktuell 9 in Japan
Verlag: Egmont Manga
Preis: 7,00 € pro Band

(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Band.)

Jeden Tag um das eigene Überleben kämpfen: Für Denji – den Protagonisten aus »Chainsaw Man« – ist dies Alltag. Herumwütende Teufel, ein riesiger Schuldenberg sowie unfreiwillige Kontakte zu einem Yakuza-Clan sind nur einige seiner vielen Probleme. Aber was macht ein Hund der Mafia mit seiner neugewonnenen Freiheit, wenn sich all seine Probleme eines Tages wie von selbst auflösen – oder sollte ich besser sagen, in der Mitte zerteilt werden? Seit dem 1. Oktober erscheint die beliebte Reihe aus dem »Weekly Shōnen Jump« von »Fire Punch«-Mangaka Tatsuki Fujimoto nun auch bei Egmont Manga in Deutschland. Als jemand, der mit Horrormanga und -anime nichts anfangen kann, ist es für mich als Jump-Fan dieser Veröffentlichungsumstand, weswegen ich in »Chainsaw Man« unbedingt reinlesen wollte. Kann der Mix aus Action, Fantasy und Horror mich trotzdem packen?

(Zusammenfassung)

Denjis größter Wunsch ist es, ein ganz normales Leben zu führen. Doch er hat von seinem Vater nichts als Schulden bei der Mafia geerbt. Als Denji dem kleinen Teufel Pochita das Leben rettet, schenkt dieser ihm die Fähigkeit, sich in den Chainsaw Man zu verwandeln. Es dauert nicht lange, bis die Regierung auf den Jungen mit der Kettensäge als Kopf aufmerksam wird …

Egmont Manga

Plus Gore? Nicht nur!

Chainsaw Man - Scan 1Die Aussage »Chainsaw Man« lebt von seiner Action und seinen Gewaltdarstellungen und Kettensägen-Gemetzel kann ich nur schwer nachvollziehen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Action-Panels die zeichnerischen Highlights des ersten Bandes sind. Fujimoto nutzt clever schwarze und weiße Hintergründe, um sogar den chaotischen Kampf des ersten Kapitels mit einem roten Faden zu durchziehen, und nutzt Close-ups von Gesichtern, um die Emotionen von Menschen und Teufeln in den Kämpfen explizit darzustellen. Die Serie bietet jedoch viel mehr: Das Fantasie-Tokio von »Chainsaw Man« wirkt sehr lebendig. Schon im ersten Band wurden mit den Yakuza, Slum-Bewohnern, der Polizei, den Teufeln sowie der Spezialeinheit der Teufelsjäger viele unterschiedliche Gruppierungen und Personenstände eingeführt, die allesamt einen Einfluss auf die Geschichte haben. Hierdurch hatte ich das Gefühl, dass ich mich schnell in die Welt einfinden konnte. Andere Shōnen-Serien wie »Fairy Tail« schaffen dies nicht in so kurzer Zeit und benötigen weitaus mehr Kapitel, um ihre Welt aufzubauen. Die Präzision in der Fujimoto seine Geschichte hier aufbaut zeigt, dass er ein klares Ziel vor Augen hat.

Minus Tropes, Tropes, Tropes

Chainsaw Man - Scan 2Für mich funktionieren Manga, wenn ich deren Charaktere mag. Gerade Shōnen-Manga umfassen häufig mehrere hundert Kapitel, weshalb es besonders wichtig ist, Figuren zu haben, die man wöchentlich gerne wiedersieht. Hier sehe ich für mich ganz subjektiv bisher die größte Schwäche von »Chainsaw Man«. Der Großteil der Charaktere kommt wie schon in »Fire Punch« unfassbar authentisch satirisch ungebildet daher – gewissermaßen ein Alleinstellungsmerkmal des Mangaka.

So wirkt der Hauptcharakter Denji auf den ersten Blick interessant, da er durch seine Schulden und den daraus folgenden Lebensbedingungen sehr viele Hürden im Leben z u überwinden hat, um sein einziges Ziel – ein “normales Leben“ – zu erreichen. Das wirkt auf den ersten Blick sympathisch. Leider sehen wir ihn in vielen Szenen entweder als typisch naiven Shōnen-Charakter (beispielsweise lässt er sich mehrfach von einem Teufel reinlegen) oder als perversen Teenager, dessen einziges Ziel es ist, einmal Brüste anzufassen. Speziell diese Ecchi-Witze haben bei mir eher Kopfschütteln verursacht, da das dazu führt, dass seine bisherigen Beziehungen zu den weiblichen Charakteren eher auf körperlicher Ebene existieren. Das Ende des letzten Kapitels des ersten Bandes zeigt immerhin, dass sich das auch noch ändern könnte.

Denjis Rivale in der Spezialeinheit, Hayakawa, erinnert stark an typische Rivalen-Charaktere wie Bakugo aus »My Hero Academia« und bietet somit bis auf die typischen Tiraden, Sticheleien und die Möglichkeit, Denji moralisch in einem besseren Licht stehen zu lassen, noch keine besondere Tiefe. Denjis neue Partnerin Power wird gegen Ende des ersten Bandes eingeführt und soll gemeinsam mit ihm Teufel erledigen. Sie erinnert stark an typische Yandere-Charaktere wie Yuno Gasai aus »Mirai Nikki«. Diese Figuren sind häufig sehr nervig, da ihr Gimmick (Verrücktheit) sehr schnell den Witz verliert. Das führt meistens zu einer noch stärkeren Eskalation der Verrücktheit, was bei mir eher Kopfschütteln als Angeregtheit auslöst. Power scheint immerhin noch weitere Charaktereeigenschaften zu besitzen. Mehr als ein bekanntes „Die gewalttätige Figur hat doch ein gutes Herz“ kam im ersten Band bisher aber nicht heraus.

Die Charaktere von »Chainsaw Man« müssen im Laufe der nächsten Bände noch beweisen, warum sie sich aus dem Brei der Shōnen-Kost abheben. Speziell der Cast der Nebencharaktere benötigt noch eine wenig mehr Aufmerksamkeit. Andere Vertreter des Genres wie »Naruto« oder »Bleach« haben vorgemacht, wie dies zu bewerkstelligen ist.

Plus Mehr als nur Monster of the Week

Chainsaw Man - Scan 3Eine Shōnen-Serie versucht meistens, die Leser für eine lange Zeit zu begeistern. Ich selbst habe keine Freude daran, wenn Protagonisten jedes Kapitel ein neues Monster besiegen müssen, ohne dass der Ausgang des Kampfes für die Weiterentwicklung der Geschichte wichtig ist wie beispielsweise in »Sailor Moon«. Glücklicherweise zeigt »Chainsaw Man« schon direkt im ersten Band, dass es weitaus mehr zu bieten hat. Die Einheit, für die Denji nun arbeiten muss, und deren Aufbau erinnert stark an »Jujutsu Kaisen« und wirkt bisher noch etwas lieblos. Abgesehen davon wurden viele unterschiedliche Punkte angeschnitten, die die Geschichte in Zukunft vorantreiben könnten. Im ersten Band schien durch, dass – anstatt immer stärkere Gegner einzuführen – eher Ränkespiele im Inneren der Behörde für öffentliche Sicherheit im Fokus der Geschichte stehen werden. Mehr als nur einmal wird dabei von den Teufelsjägern als Hunde gesprochen, die abgerichtet werden, um auf Kommando kämpfen zu können … und dieses Motiv zieht sich durch den gesamten ersten Band. Da stellt sich direkt die Frage, ob den menschlichen Drahtziehern die Bedrohung durch die Teufel nicht ganz gelegen kommt. Speziell das Verhältnis zwischen Regierung und Teufelsjägern wirft spannende Fragen auf und erinnert stark an die Konflikte in »Fullmetal Alchemist«. Der erste Band konnte diese Möglichkeiten bisher nur andeuten, es wirkt aber glücklicherweise so, als ob wir schon relativ schnell mehr über diese Verschwörung erfahren werden.

Fazit:

Mit »Chainsaw Man« bringt uns Egmont Manga eine interessante Mischung aus Shōnen, Fantasy und Gore nach Deutschland, deren Stärke sicherlich die dynamischen Zeichnungen in den Action-Szenen sind. Die Geschichte unterscheidet sich bisher eher kaum von den Konkurrenten des Genres. Glücklicherweise zeigte das Ende des Bandes, dass sich dies in den nächsten Kapiteln schon ändern kann. Ich wurde auf jeden Fall davon überzeugt, dass Horrormanga mir doch gefallen können, solange sie neben Gore-Elementen noch weitere Aspekte beinhalten. Solltet ihr keine Probleme mit expliziter Gewaltdarstellung haben, könnt ihr »Chainsaw Man« auf jeden Fall eine Chance geben! Der erste Band ist flott gelesen und ihr werdet an seinem Ende sicherlich wissen, ob ihr ihn weiterlesen wollt.

Rezensionsexemplar - Egmont

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Scroll to top