Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Angezockt – »Wo Long: Fallen Dynasty« – Der Aufstieg des Drachen?
Wenn Anime-Fans nicht Anime schauen oder Manga lesen, tun sie was? Richtig, vermutlich zocken und darum geht es hier: Wir schnappen uns ein aktuelles Game und schreiben unsere Gedanken dazu nieder, um am Ende die Frage beantworten zu können, ob sich ein Kauf denn jetzt lohnt.
Titel: | Wo Long: Fallen Dynasty |
Genre: | Action-Rollenspiel |
Publisher: | Koei Tecmo |
Entwickler: | Team Ninja |
Release: | 03. März 2023 |
USK: | Ab 16 Jahren |
UVP: | 69,99 Euro |
Es erfüllte unsere kleinen Soulslike-Enthusiasten-Herzen, als wir erfuhren, dass Team Ninja ein neues Game für Freunde knallharter Action-RPGs unter dem Titel »Wo Long: Fallen Dynasty« auf den Markt bringen würde. Mit »Nioh« und »Nioh 2« hatte das Studio von Koei Tecmo bewiesen, dass es würdig ist, mit FromSoftware an einem Tisch zu sitzen, was herausfordernde, aber fesselnde Videospiele angeht. Doch die Frage, die uns beschäftigte, war: Wird es Team Ninja gelingen, sich so weiterzuentwickeln, wie es FromSoftware getan hat?
Worum geht es in »Wo Long: Fallen Dynasty«?
»Wo Long: Fallen Dynasty« spielt im China der Zeit der Drei Königreiche um 184 während der Aufstände der Gelben Turbane. Man steuert einen namenlosen Hauptcharakter, der zu Beginn der Geschichte nichts weiter als ein Kämpfer der lokalen Miliz ist, sich im Verlaufe des Spiels jedoch aufgrund seiner Fähigkeiten und Heldentaten einen Namen macht und so schließlich mit prominenten Figuren ebenjener Zeit zu Felde zieht, um Frieden und Ordnung wiederherzustellen.
Hierbei ist es jedoch wichtig zu erwähnen, dass die Geschichte von »Wo Long: Fallen Dynasty« nicht strikt den Geschichtsbüchern folgt, sondern ähnlich wie bei den Spielen der »Nioh«-Reihe viele fantastische Elemente eine große Rolle spielen. So bedienen sich die Aufständischen dunkler Mächte, an die sie durch einen bösen Taoisten gekommen sind und auch man selbst bedient sich an einem immer größer werdenden Arsenal von Magie und göttlicher Kräfte.
Doch auch wenn das jetzt alles sehr kompakt klingt, ist ein Problem von »Wo Long: Fallen Dynasty«, dass die Geschichte einen sehr schnell mit den vielen Charakteren und Anspielungen überfordern kann. Uns ist es schwergefallen, dem Ganzen zu folgen und die Wichtigkeit besonderer Geschehnisse zu verstehen, und jedem, der nicht gerade Drei-Königreiche-Enthusiast ist, wird es wahrscheinlich ähnlich gehen. Wer sich aber bereits in dem Drei-Königreich-Universum von Koei Tecmo – zum Beispiel »Dynasty Warriors« – auskennt, dem wird es wahrscheinlich leichter fallen, denn das ein oder andere Gesicht wird man dann bereits gesehen haben.
Wie spielt sich »Wo Long: Fallen Dynasty«?
Im Kern bleibt »Wo Long: Fallen Dynasty« seinen Wurzeln treu und erinnert in seiner Steuerung und seinem Gameplay eher an »Nioh«, als dass es »Dark Souls« oder einem anderen FromSoftware-Game ähnelt. Den Anfang macht dabei das Level-Design. Spielende bewegen sich im Laufe von »Wo Long: Fallen Dynasty« nicht durch eine große zusammenhängende Welt, sondern durch einzelne Level, die auf einer Karte ausgewählt und gestartet werden. Dabei gibt es Missionen, die die Story vorantreiben, und kleinere Nebenlevel, die zwar nicht wichtig für die Story sind, aber mit besonderen Herausforderungen und Loot locken. Diese sind allerdings etwas enttäuschend, da man zwar mit Loot zugeschüttet wird, jedoch aufgrund der zufällig generierten Werte selten etwas wirklich Brauchbares für einen abfällt und man sich häufiger fragt, wofür man die Mühen überhaupt auf sich genommen hat.
Doch auch wenn das Lootglück ausbleibt, hat Team Ninja mit einer weiteren Mechanik dafür gesorgt, dass man die Levels ordentlich erkunden möchte: den Standhaftigskeitsrang. Dieser wird durch Standarten – die zugleich als Speicherpunkte dienen – und Markierungsflaggen, die es in den Leveln zu platzieren gilt, beeinflusst und steht für den Moralwert, den man im Gegensatz zur Erfahrung in Form von Ki-Energie nicht verliert, wenn man stirbt. Der Moralwert selbst hat entscheidenden Einfluss auf eure Kampffähigkeiten und deshalb ist es immer ratsam, einen ähnlichen Moralwert wie die Gegner zu haben, denn sonst hagelt es schnell Backpfeifen. Aber Obacht, wir sind noch nicht fertig: Denn der Moralwert wird nicht nur durch euren Standhaftigkeitsrang vorgegeben. Ihr könnt eure Moral auch steigern, indem ihr besonders gut kämpft. Genauso könnt ihr aber auch Moral verlieren, wenn ihr patzt. So funktioniert die Moral als eine sehr interessante Art Meta-Level.
Die Kämpfe an sich sind knackig und machen in der Regel auch sehr viel Spaß. Selbst kleine Gegner können unvorsichtigen Spielenden zur Gefahr werden und die Bosse sind abwechslungsreich und herausfordernd. Natürlich liegen einige dabei eher auf der einfacheren Seite und manche treiben einen in den Wahnsinn, aber wer einen kühlen Kopf bewahrt, sich darauf konzentriert, die Attacken der Widersacher zu studieren und dann das Gelernte umsetzt, wird am Ende siegreich sein. Essentiell ist dabei dafür zu sorgen, dass man nicht nur die eigene und die Gesundheitsanzeige des Gegners im Blick hat, sondern auch die beiden Willensanzeigen.
Die Willensanzeige in »Wo Long: Fallen Dynasty« ist vergleichbar mit einer Kombination aus Ausdauer und Haltung. Normales Blocken, Ausweichen, schwere Angriffe, Kampftechniken und gegnerische Treffer leeren die Anzeige, aber eigene Treffer und gut getimte Paraden füllen sie. Da eine leere Anzeige bedeutet, dass man für eine gewisse Zeit wehrlos ist und Opfer von mächtigen Finishern werden kann, gilt es, stets darauf zu achten, dass die eigene Anzeige gefüllt ist und die der Gegner leer. Bei uns kamen hier Erinnerungen an das gute, alte »Sekiro: Shadows Die Twice« hoch, wo es galt, seinen eigenen Posture-Meter leer zu halten und den des Gegners zu füllen.
Wie es sich gehört, kann man in »Wo Long: Fallen Dynasty« natürlich auch leveln. Dafür wird in diesem Spiel sogenanntes »Wahres Ki« benötigt. Dies erhaltet ihr, indem ihr Gegner besiegt. Sobald genug davon gesammelt wurde, muss man es nur zu einem Speicherpunkt bringen und kann es dann dort in eine der fünf Wandlungsphasen investieren. Dabei sollte man jedoch darauf achten, dass nicht jeder Ausrüstungsgegenstand zu jedem Build und Spielstil passt. Zum Glück erlaubt das Spiel ab einem gewissen Punkt seine Punkte frei umzuverteilen, was einem ermöglicht, alle möglichen Stile zu probieren und seinen eigenen Weg zu finden.
Neben all diesen Mechaniken stellt euch »Wo Long: Fallen Dynasty« im Laufe seiner Kampagne immer wieder computergesteuerte Kameraden zur Seite. Leider fanden wir diese eher störend als hilfreich, weshalb wir sie meist nach Hause geschickt haben, um unsere Gegner in Ruhe anzugehen. Wem der Sinn nach menschlicher Hilfe steht, der kann auch mithilfe des Internets andere Spieler in seine Welt rufen beziehungsweise seine Hilfe anbieten. Auch die klassischen Eindringlinge gibt es sowohl in KI- als auch in menschlicher Form. Leider haben wir aber bei unseren wenigen Multiplayer-Erfahrungen gemerkt, dass das Ganze sehr von Lags geplagt war. Was bei uns eher zu Frust als zu Freude geführt hat und dafür sorgte, dass wir lieber die Finger davon ließen.
Wie ihr vielleicht bereits bemerkt habt, ist »Wo Long: Fallen Dynasty« mit seinen Mechaniken etwas überwältigend und leider hatten wir das Gefühl, dass das Spiel uns auch nicht sonderlich gut an die Hand nimmt. So beginnt das Spiel mit einem kurzen Level, in dem die grundlegenden Dinge etwas holprig erklärt werden, um euch dann einen Boss an den Kopf zu werfen, der mitunter als einer der schwersten des ganzen Spiels gilt. Für viele wird sich hier entscheiden, ob »Wo Long: Fallen Dynasty« etwas für sie ist. Auch wir waren mehrere Male davor, das Spiel zur Seite zu legen, aber als es dann klickte, klickte es richtig und wir waren süchtig.
Wie ist es mit den technischen Aspekten von »Wo Long: Fallen Dynasty«?
»Wo Long: Fallen Dynasty« ist in Sachen Technik kein Meisterwerk, aber es muss sich nicht vor der Konkurrenz verstecken. Mit Ausnahme des Multiplayer-Problems sind uns beim Spielen auf der PS5 im Performance-Modus keine größeren Probleme aufgefallen. Die Steuerung war knackig und, wenn man sich erst auf die Timings eingestellt hatte, entsprechend responsiv. Der Soundtrack machte Spaß und auch das Sounddesign ließ nichts zu wünschen übrig. Während allerdings die Charaktermodelle und der damit zusammenhängende Charakterdesigner unheimlich detailliert und gut aussahen, hinkte das Leveldesign dann doch an vielen Stellen hinterher und ließ uns unbeeindruckt. Auf dem Screenshot oben ist eine der schöneren Umgebungen zu sehen. Doch so wenig uns die Level im Kopf blieben, so sehr haben sich uns die Bosskämpfe eingebrannt. Von daher denken wir, dass man nicht viel meckern kann, auch wenn Team Ninja durchaus gerne etwas mehr ins Feintuning investiert haben könnte.
Das Fazit
Team Ninja zeigt mit »Wo Long: Fallen Dynasty« erneut und deutlich, wo die Stärken des Entwicklerstudios und seiner ganz eigenen Soulslike-Interpretationen liegen. »Wo Long: Fallen Dynasty« ist ein hartes, aber faires Spiel, dass Genre-Fans, die bereit sind, sich darauf einzulassen, mit knackigen Kämpfen und dank des Lootsystems schier endlosen Anpassungsmöglichkeiten belohnt. Für viele wird es nicht einfach sein, sich auf »Wo Long: Fallen Dynasty« einzulassen, denn ein komplexes Spielsystem mit schlechter Einführung, ein gnadenloser erster Boss und eine schwer zu verstehende Story sind die Hürden, die es gleich zu Beginn zu überwinden gilt. Wir haben das Gefühl, dass so einige aufgrund dieser Hindernisse etwas weniger Freude daran haben werden, als sie erwarten.
|
|