Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Ersteindruck – »Abara« – Chainsaw Mans großer Bruder (Master Edition)
Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.
Titel: | Abara |
Genre: | Science-Fiction |
Mangaka: | Tsutomu Nihei |
Start: | Mai 2005 (Japan) Dezember 2022 (Deutschland) |
Bände: | in einem Doppelband abgeschlossen |
Verlag: | Manga Cult |
Preis: | 28,00 € |
(Basis für diesen Ersteindruck ist die Master Edition im Hardcoverformat.)
Tsutomu Nihei ist hierzulande bereits durch seine Werke »Blame!« und »Knights of Sidonia« bekannt und auch »Abara« stellt einen weiteren Beitrag zum Seinen- und Science-Fiction-Genre dar. Daher ist es nur allzu passend, dass uns Cross Cult auch dieses Werk als edle Master Edition im übergroßen Hardcoverformat und mit zahlreichen Farbseiten zum Dezember 2022 liefert. Ich hatte bereits eine Review zu den Horror-Manga »Dorohedoro« und »Blood on the Tracks« geschrieben und scheine mich im Horrorgenre generell sehr wohlzufühlen – kein Wunder also, dass ich auch auf diesen Manga aufmerksam wurde und mich für den Blick hinein entschied.
(Zusammenfassung)
In ihrer Arroganz und ihrem Streben nach Fortschritt hat die Menschheit die Umwelt unwiederbringlich zerstört und sich selbst an den Rand des Aussterbens getrieben. Die Überlebenden sind nun gezwungen, ihr Dasein in riesigen Metropolen aus Stahl zu fristen. Doch selbst dort gibt es keine Sicherheit, denn weiße Gauna machen Jagd auf die letzten überlebenden Menschen. Einzig der junge Denji kann die Menschheit nun noch vor der endgültigen Vernichtung bewahren …
Manga Cult
Ein bedeutendes Werk für das Horror- und Cyberpunk-Genre
Abara © 2015 by Tsutomu Nihei / KODANSHA LTD. |
Die postapokalyptische Welt von »Abara« beinhaltet Menschen, die zu einer monströsen Spezies namens weiße Gauna mutieren können, die alles Leben um sich herum rücksichtslos auslöschen wollen. Der Protagonist Denji Kudo jedoch besitzt die besondere Fähigkeit der schwarzen Gauna und hat somit die Kraft, den komplett brutalen und willenlosen Gegenpart zu besiegen. Seine Fähigkeiten sind nicht angeboren, sondern das Ergebnis grausamer Experimente an seinem Körper, welche es zulassen, dass er seinen Charakter und seine Handlungsintegrität auch während der Mutation zum Monster behält.
Aufmerksamen Personen unter euch ist wahrscheinlich schon aufgefallen, dass er den gleichen Vornamen trägt, wie der Protagonist des derzeit sehr beliebten Manga und Anime »Chainsaw Man« von Tatsuki Fujimoto (erschienen bei Egmont Manga), was nicht die einzige Gemeinsamkeit der beiden Werke darstellt. Sie gehören dem Horrorgenre an und beide Denjis können sich in ultrastarke Kampfmonster verwandeln. Sie haben eine ihnen jeweils vorgesetzte Person, die sie zu kontrollieren versucht – Denji Kudo in der Form seines Meisters Kagen House und Denji aus »Chainsaw Man« durch Makima.
Diese und viele weitere Parallelen sind kein Zufall, denn Mangaka Tatsuki Fujimoto erwähnte bereits im Jahr 2020, dass seine Geschichte des Kettensägenmanns neben »FLCL« auch eine Hommage an »Abara« darstellt. Legt man die Cover nebeneinander, so sieht man dies sofort.
Einzigartige Qualität des Art-Stils
Abara © 2015 by Tsutomu Nihei / KODANSHA LTD. |
Tsutomu Nihei zeigt uns in seinem Werk hochinspirierende Bilder aus dem Phantastischen Realismus und der Biomechanik, gepaart mit Science-Fiction- und Dystopie-Storyelementen vom Feinsten. Die Designs der auftretenden Gauna-Monster sind unvergleichlich detailreich, surreal und erzeugen pure Angst. Mein Eindruck ist, dass er diesen Effekt besonders durch die Abstraktion des menschlichen Körpers erreicht, welche ich bei den Gestalten zu erkennen glaube. Man fühlt sich erinnert an die Hollywood-Filmreihe »Alien« mit den Designs des Schweizer Künstlers & Malers H. R. Giger, denn auch Niheis Gauna vereinen spitze und große Zähne, zahlreiche Zacken und Schläuche sowie große Kontraste von utopisch dünnen Taillen und übermuskulären Oberarmen.
Tsutomu Nihei schafft es, auch in der Struktur seiner Zeichnungen zwei eigentlich gegensätzliche Elemente zu vereinen: das Dreckige, Kaputte und Brachliegende in der Welt, jedoch auch klare, saubere Linien in der Architektur rund um seine Charaktere. Man merkt sehr deutlich den Einfluss seiner vorangegangenen Karriere und des Studiums in der Architektur, der seinen Stil enorm aufwertet.
Komplexität der Storyführung
Die Lesenden werden ohne Vorgeschichte in die Welt des Manga hineingeworfen, was es sehr schwer macht, die Story nachzuvollziehen. Es gibt insgesamt nur sehr wenig Dialog und Erklärungen im gesamten Werk und wir haben keinen Charakter, der wie eine Art Mentor fungiert und uns durch das Geschehen hilft. Die Menschen und Monster sowie ihre Motivationen bleiben stets im Dunkeln und auch wenn das bei anderen Manga ebenso sein mag, fällt es bei »Abara« besonders negativ ins Gewicht, weil das ansonsten visuell sehr ansprechende Material davon überschattet wird.
Kreative Monster, langweilige Menschen
Abara © 2015 by Tsutomu Nihei / KODANSHA LTD. |
Die Gesichter der menschlichen Charaktere dieses Manga sehen allesamt so ähnlich aus, dass es mir unfassbar schwerfällt, sie zu unterscheiden. So haben beispielsweise Denji und Sakijima von der Strafexekutive beide exakt die gleiche Augen- und Augenbrauenform. Diese Tatsache stört unter anderem den Beziehungsaufbau zu den Charakteren und kann die Story mitunter langweilig und langatmig erscheinen lassen.
Fazit:
»Abara« präsentiert eine dunkle, kalte und überaus brutale Welt, in der man sich unwillkommen fühlt und von der man von Anfang bis zum Ende vollends entfremdet bleibt. Tsutomu Nihei erreicht dies durch seine faszinierende Mischung von Gore-, Gewalt- und Wahnsinns-Elementen und präsentiert sie mit unerreichter Zeichenkunst. Trotz der genannten Abstriche baut der Manga ein hohes Maß an Spannung auf und zog mich in seinen Bann. Sich diese Geschichte zuzuführen, bedeutet eine ganz andere Art des Manga-Lesens, die vielleicht eher nicht gemütlich auf dem Sofa stattfindet, sondern am Schreibtisch – denn es empfiehlt sich, mit absolutem Fokus die Präzision und den Detailreichtum visuell aufzusaugen, um in den vollendeten Genuss des Werkes zu kommen.
Wer sich für die Inspiration hinter »Chainsaw Man« interessiert und sowieso schon Fan von Nihei ist, wird es sich nicht entgehen lassen, diesen tollen Hardcover-Band nach Hause ins Regal zu holen.