Ersteindruck – »Kaiju No. 8« – Die nächste »Jump+«-Sensation? (Band 1)

Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.

Kaiju No.8 Band 1
Titel: Kaiju No. 8
Genre: Action, Comedy, Fantasy
Mangaka: Naoya Matsumoto
Start: Juli 2020 (Japan)
November 2022 (Deutschland)
Bände: aktuell 8 Bände 
Verlag: Crunchyroll Manga
Preis: 7,50 € pro Band

(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Band.)

»Spy x Family« hat bewiesen, dass auch die Manga-Welt im Digitalisierungs-Zeitalter angekommen ist und dass Manga, die primär digital erscheinen, sehr hohe Verkaufszahlen erzielen können. »Kaiju No. 8« ist der nächste Hit aus dem »Shōnen Jump +«, der schneller als jeder andere Titel über 30 Millionen Klicks ansammeln konnte.

Der Manga von »Neko Wappa!«-Schöpfer Naoya Matsumoto, der seit 2020 im »Shōnen Jump +« läuft und bisher über die »Manga Plus«-App gelesen werden konnte, erscheint seit dem 3. November in Deutschland bei Crunchyroll Manga. Ein auf der Serie basierender Anime wurde in diesem August angekündigt. Ob »Kaiju No. 8« auch nur teilweise die Qualität von »Chainsaw Man« erreichen kann, werde ich heute für euch überprüfen.

(Zusammenfassung)

In einer Welt, in der Kaijus die Menschheit bedrohen, ist Kafka Hibino sofort zur Stelle, um … deren matschige Überreste von der Straße zu kratzen. Denn eines ist Kafka ganz bestimmt nicht: ein Held. Ein bisschen zu alt und ein bisschen zu schwach klammert er sich dennoch an seinen Traum, endlich zum japanischen Verteidigungskorps stoßen zu dürfen. Seine Jugendfreundin Mina hat es vorgemacht und es wäre doch gelacht, wenn er nicht irgendwann selbst einmal Kaijus wegballern dürfte …

Crunchyroll Manga

 

Plus Wieso steh ich eigentlich auf der Versagerseite?

Kaiju No.8 - Scan 1KAIJYU 8 GO © 2020 by Naoya Matsumoto / SHUEISHA Inc.

Im Vergleich mit den großen Kollegen »Chainsaw Man«, »Jujutsu Kaisen« oder »Demon Slayer« ist Kafka – der Hauptcharakter von »Kaiju No. 8« – kein typischer 16- bis 18-jähriger Schüler, der auf einmal im Mittelpunkt der Welt steht, sondern ein 32-jähriger Mann. Er konnte sich niemals seinen Traum erfüllen, gegen die gefährlichen Kaiju zu kämpfen, die die Menschheit bedrohen. Stattdessen arbeitet er im Kaiju-Aufräumkommando und muss die Straßen von den Überresten der besiegten Monster säubern.

Im Vergleich zu den sonstigen Prämissen unterschiedlicher Shōnen-Reihen überraschte mich »Kaiju No. 8«. Kafka hat kein besonderes Potenzial, konnte seinen Traum nicht erreichen und muss mit den Folgen seines Versagens weiterleben. Trotzdem versucht er aber, seinen Job mit größter Sorgfalt durchzuführen. Als jemand, der in einem ähnlichen Alter wie Kafka ist, konnte ich mich sehr gut in ihn hineinversetzen. So charakterisiert Matsumoto seine Hauptfigur in kleinen Szenen immer wieder als extrem sympathischen und gutmütigen Menschen, sodass ich schon nach einigen Seiten mit ihm mitgefiebert habe.

Allen Widrigkeiten zum Trotz versucht Kafka, sich immer wieder beim japanischen Verteidigungskorps zu bewerben, und muss mit niederschmetternden Absagen klarkommen. Das Zusammenspiel zwischen Verzweiflung, der Frage nach dem Sinn des eigenen Lebens sowie aber auch dem Willen, den Menschen durch die Aufräumarbeiten zu helfen, ist unfassbar fesselnd, weshalb ich nach dem ersten Kapitel sicher war, dass »Kaiju No. 8« einer meiner neuen Lieblings-Shōnen-Titel werden könnte.

 

Mixed Verlorenes Potenzial

Kaiju No. 8 - Scan 2KAIJYU 8 GO © 2020 by Naoya Matsumoto / SHUEISHA Inc.

Leider ist diese Vorfreude schon am Ende des ersten Kapitels verflogen. Anstatt dass sich die Reihe auf die Stärken und Unterschiede von schon erfolgreichen Shōnen-Manga konzentriert und sich somit eine eigene Nische schafft, sehen wir bei »Kaiju No. 8« leider doch Altbewährtes. Nach einer waghalsigen Rettungsaktion wird Kafka – ähnlich wie Shinichi in »Parasyte« – von einem Kaiju infiziert. Hierdurch erhält er spezielle Kaiju-Superkräfte, die ihm im Laufe der Geschichte dabei helfen, unterschiedliche Kaiju zu erledigen. Diese Prämisse erinnert sehr stark an andere Power-Fantasy-Shōnen wie zum Beispiel »Chainsaw Man« oder »One-Punch Man«.

Leider konnte der erste Band sich in keinem Punkt von den großen Konkurrenten absetzen, sondern zeigt eher Bekanntes: Kafka trifft relativ schnell auf den neuen Kollegen und Rivalen Reno, der eher ernst ist und ihm dabei hilft, sich weiterzuentwickeln – siehe »Jujutsu Kaisen« oder »Chainsaw Man«. Zusätzlich muss Kafka eine große Prüfung bestehen, in der er auf Genies trifft, die viel besser sind als er – siehe »Naruto« oder »Hunter x Hunter« –, und rettet seinen Rivalen in einem entscheidenden Moment – siehe »My Hero Academia«.

Die Umsetzung der unterschiedlichen Aspekte ist dabei zwar nicht schlecht gelungen und der eher übertriebene, teilweise schwarze Humor ist in manchen Momenten auch ziemlich erfrischend, die Enttäuschung bleibt aber bestehen, da das erste Kapitel mich auf eine falsche Fährte gelockt hat.

 

Plus Harte Arbeit ist gut?

Kaiju No. 8 - Scan 3KAIJYU 8 GO © 2020 by Naoya Matsumoto / SHUEISHA Inc.

Kafka hat nicht das große Talent, um gegen die sehr starken Kaiju kämpfen zu können, speziell verglichen mit der äußerst begabten Kikoru Shinomiya, auf die er im Examen trifft. Wie in vielen anderen Shōnen-Manga – »Ping Pong«, »Haikyu!!« oder »Bakuman« – stellt sich somit die Frage, ob harte Arbeit genug ist, um Erfolg zu haben. Da ich als Leser gerne mit Underdogs mitfiebere, freue ich mich, wenn in Geschichten gezeigt wird, dass harte Arbeit zum Ziel führen kann. Dies wird zu Beginn auch tatsächlich in »Kaiju No. 8« genutzt, da Kafka in seinem Examen versucht, die neu erlangten Kaiju-Kräfte nicht zu nutzen, und nur durch seine eigene Stärke weiterkommen möchte.

Schon gegen Ende des Bandes nutzt Mangaka Matsumoto diesen für mich spannenden Gegensatz aber nicht mehr weiter, da Kafka ab diesem Zeitpunkt ebenfalls Superkräfte nutzen kann und fortan selbst zu den Talenten gehört. Dadurch verliert seine Figur die Tiefe, die sie im ersten Kapitel noch ausgemacht hat. Die Kräfte führen dazu, dass er ohne Probleme gegen Kaiju kämpfen und sich somit seinen Traum erfüllen kann.

Ich hoffe jedoch, dass »Kaiju No. 8« im Laufe der Geschichte genau diesen Konflikt nochmals ansprechen wird: Kafka konnte seinen Traum zwar verwirklichen, aber nur, weil er übernatürliche Hilfe bekommen hat. Wird er dadurch wirklich glücklich sein oder seine Kräfte verteufeln, weil er niemals erfahren wird, ob er es aus eigener Kraft geschafft hätte? Wenn »Kaiju No. 8« diese und weitere spannende Fragen (zum Beispiel: »Wie ist es, seine eigene Identität verstecken zu müssen?«) in der Zukunft betrachtet, könnte ich mir vorstellen, dass der Manga mich in seinen späteren Bänden doch wieder abholen kann.

 

Fazit:

Trotz aller Kritik ist »Kaiju No. 8« immer noch ein guter Action-Manga, der speziell in den Comedy-Szenen zu überzeugen weiß. Ich selbst hatte gehofft, dass Matsumoto etwas stärker von der bekannten Shōnen-Formel abweicht und sich traut, eine Geschichte über einen gebrochenen Mann zu erzählen, der seinen Traum nicht erfüllen konnte.

Fans von »Chainsaw Man« oder »Jujutsu Kaisen« werden sicherlich auch mit »Kaiju No. 8« ihre Freude haben, falls ihr aber schon viele unterschiedliche Shōnen-Titel gelesen habt und endlich mal etwas anderes lesen wollt, dann ist »Kaiju No. 8« abgesehen vom sehr lesenswerten ersten Kapitel für euch eher nicht zu empfehlen.

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