Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Ersteindruck – »Uncle from Another World« – Ulkige Isekai-Karikatur
Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.
Titel: | Uncle from Another World |
Genre: | Comedy, Fantasy |
Studio: | AtelierPontdarc |
Start: | 21. Juli 2022 (Deutschland) 6. Juli 2022 (Japan) |
Episoden: | 13 à 24 Minuten |
Publisher: | Netflix |
Preis: | Im Abo enthalten |
(Basis für diesen Ersteindruck sind die ersten drei Episoden.)
Schon seit einiger Zeit interessieren mich die meisten Isekai-Anime nicht mehr. »Uncle from Another World« hat mich allerdings mit seinem ungewöhnlichen Hauptcharakter, der aus der anderen Welt zurückgekehrt ist, doch etwas neugierig gemacht. Als dann der erste Trailer genau über die Eintönigkeit des Genres, die mich so stört, Witze riss, war mein Interesse geweckt. Ob der Humor über die Serie trägt und ob sie generell interessant bleibt, schauen wir uns in diesem Ersteindruck an.
(Zusammenfassung)
Durch eine schicksalhafte Begegnung mit einem Lastwagen war Takafumi Takaokas Onkel, Yōsuke Shibazaki, über die letzten 17 Jahren ins Koma gefallen. Als er endlich wieder zu sich kommt, fängt Onkel an, in einer fremden Sprache zu reden und erzählt, dass er in eine magische Welt namens »Gran Bahamal« versetzt worden sei. Takafumi hält die Behauptungen seines Onkels für Unsinn, bis eine Beschwörungsformel einen Becher mit Wasser in der Luft schweben lässt. In einem Anflug von Brillanz erstellen die beiden einen YouTube-Kanal, um Onkels magische Fähigkeiten zu präsentieren.
eigene Übersetzung
Das moderne WG-Leben
© 殆ど死んでいる・KADOKAWA刊/異世界おじさん製作委員会 |
Der gleichnamige Manga zu »Uncle from Another World« startete 2018, so spielt auch die Handlung in etwa in diesem Zeitraum. Für einen Otaku der 17 Jahre im Koma lag, ist das hart. SEGA ist aus dem Konsolenmarkt ausgestiegen und man kann Mobiltelefone nicht mehr zusammenklappen. Das sind nur zwei der schockierenden Entdeckungen, die der Onkel nach seiner Rückkehr aus der Fantasy-Welt von Gran Bahamal machen muss. Allerdings bietet die jüngere Vergangenheit auch praktische Wege, seine erworbenen Magiekenntnisse einzusetzen. So kann der Onkel beim Online-Shopping die Versandkosten sparen, wenn er mal eben hinfliegt. Wenn das Geld mal knapp wird, kann er bei YouTube einen schnellen Yen machen, indem er mit seiner Magie angibt. Allerdings muss er dann sein Ego hintenanstellen, wenn er dafür als CGI-Künstler bezeichnet wird. Es ist richtig unterhaltsam zu sehen, wie der Onkel sich langsam an die nächste, ihm fremde Welt gewöhnt, besonders wenn er Takafumi immer wieder total erstaunt zurücklässt, ohne zu begreifen, was an seinen Fähigkeiten jetzt so besonders war.
Auch Takafumis Leben hält einige lustige Situationen bereit. Man könnte ihn zwar schnell als Sprachrohr für das Publikum oder als Fenster in die moderne Welt für den Onkel abtun, aber er bringt doch genug Charakter mit, um selbst einen Einfluss auf die Geschichte zu nehmen. Er ist ziemlich durchtrieben und versucht, aus jeder Situation seinen Vorteil zu ziehen. Diese eigentlich schlechte Eigenschaft wird abgemildert, da das Leben ihm selbst in jungen Jahren schon übel mitgespielt hat. So erfahren wir zum Beispiel, dass seine Familie durch den Unfall des Onkels auseinandergerissen wurde. Außerdem dient dieses gemeinsame Erlebnis ihnen als Katalysator, um näher zusammenrücken und auch menschlich dazu lernen. Sein Onkel ist nämlich, was Pfiffigkeit angeht, das genaue Gegenteil zu Takafumi. Während Takafumi immer schnell schaltet, wenn sich eine neue Möglichkeit bietet, Profit zu schlagen, versteht der Onkel häufig nicht mal richtig, was um ihn passiert. Dies endet nicht selten in vollkommen bizarren Aktionen seinerseits.
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Fujimiya komplettiert das Trio schließlich. Nicht nur als weibliche Figur steht sie den beiden Männern gegenüber, sie repräsentiert auch den in der japanischen Gesellschaft weit verbreiteten Grundsatz, Konfrontationen zu vermeiden. Das wird schon bei ihrem ersten Auftritt klar, als sie den Onkel im Park vor sich hin stammeln hört und sich direkt vornimmt, in Zukunft einen anderen Weg zu gehen. Allerdings ist sie durch ihr romantisches Interesse an Takafumi in die Gruppe eingebunden. Das entgeht dem Onkel ausnahmsweise nicht, dafür aber Takafumi. Damit bildet sich eine weitere Dynamik für Situationskomik, wenn der Onkel ohne hinreichende eigene Erfahrung versucht, ihr zu ihrem Glück zu helfen.
Insgesamt haben alle drei Charaktere sowohl ihre eigenen Ziele als auch viele Interaktionsmöglichkeiten untereinander, was zu zahlreichen witzigen Situationen führt, die darüber hinaus auch eine gewisse Charakterentwicklung ermöglichen.
Eine umfassende Genre-Parodie
Neben der modernen Welt beziehungsweise oft einfach nur Takafumis Wohnung hat »Uncle from Another World« noch einen zweiten Schauplatz: Gran Bahamal, die andere Welt, die der Onkel für 17 Jahre sein Zuhause nannte. Durch Erinnerungsmagie bekommen wir immer wieder Einblicke in seine Abenteuer in dieser Welt. Zusammen mit den Einordnungen unserer Hauptfiguren ergibt sich daraus eine der besten Isekai-Satiren, nicht zuletzt, weil die Serie die aktuellen Klichees des Genres sehr gut versteht.
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Isekai ist eines der beliebtesten Anime-Genres und hat mittlerweile sogar einige Untergenres wie Wirtschaftssimulationen und Reverse Isekai ausgebildet. Das kommt meiner Meinung nach auch daher, dass die überwältigende Menge an Isekai-Anime es schwer macht herauszustechen. Jeder Isekai braucht mittlerweile irgendein Gimmick. Wir haben schon mehrere Reinkarnationen als diverse Monster erlebt, oft werden Protagonisten mit irgendetwas wiedergeboren, was ihnen in der Fantasywelt einen enormen Vorteil verschafft. So was halt. Auch in dieser anderen Welt befindet er sich einfach so weit unter den Schönheitsstandards, dass man ihn für ein Monster hält … dennoch ist er übermächtig. Selbst wenn er Menschen rettet, gehen die oft davon aus, dass ihnen jetzt ein noch schlimmeres Schicksal blüht und er muss sich immer erst Vertrauen erkämpfen.
Dabei bleibt es nicht. Auch häufige Charakter-Archetypen wie die Tsundere und die Kuudere werden behandelt. Für den Onkel sind die Frauen, auf die er während seiner Reise trifft und die diese Archetypen erfüllen, Mysterien. So nimmt er die Beleidigungen der Tsundere ernst und meidet sie. Das sprichwörtliche und tatsächliche Eis, das die Kuudere gefangen hält, versucht er nicht zu erwärmen, sondern überlässt sie ihrer Einsamkeit. Hier ist dann wieder eine Parallele zu den Protagonisten eines typischen Isekai zu erkennen, die sich romantischen Gefühlen ihrer Mitreisenden eher selten bewusst sind. Für Takafumi, der sich in den letzten 17 Jahren mit diesen Archetypen vertraut machen konnte, ist es unglaublich frustrierend, seinen Onkel daran scheitern zu sehen. Ein Gefühl, das ich immer habe, wenn ich andere Isekai-Anime sehe.
Warnung an alle, die nicht eingeweiht sind!
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Da »Uncle from Another World« stark mit Anime-Klichees spielt und tief in der Otaku-Kultur ansiedelt ist, spricht sein Humor leider nicht jeden an. Man muss sich schon wenigstens oberflächlich auskennen, sonst gehen viele Pointen viel an einem vorbei. Wer zum Beispiel mit den im letzten Absatz angesprochen Archetypen Tsundere und Kuudere nichts anfangen kann, dem wird es schwer fallen, einige der Witze zu verstehen. Wer »Neon Genesis Evangelion« nicht gesehen hat, wird die entfernte Interpretation des Onkels nicht nachvollziehen können. Besonders weil sich an der Stelle die Kinematographie von »Uncle from Another World« der von EVA anpasst.
So wird eine der größten Stärken dieser Serie, wenn man nicht das entsprechende Vorwissen mitbringt, nicht nur irrelevant, sondern aktiv störend.
Fazit:
Insgesamt ist »Uncle from Another World« eine überzeugende Sitcom, die mit ihren Gedanken tief in der Anime-Kultur steckt. Das ist einer der größten Vorteile, wird aber kaum interessant für breite Zuschauerschichten sein. Die Hauptfiguren spielen mit ihren Stärken und Schwächen gut zusammen und bilden damit eine unterhaltsame und witzige Wohngemeinschaft mit einem Fenster in eine Fantasy-Welt, die ihre ganz eigene Dynamik mitbringt. Quasi zwei Serien in einer.