Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Ersteindruck – »Knights of Sidonia« – Wie Lovecraft, nur in der Zukunft
Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.
Titel: | Knights of Sidonia |
Genre: | Action, Scifi |
Mangaka: | Tsutomu Nihei |
Start: | April 2009 (JP) |
Bände: | in 7 Doppelbänden abgeschlossen |
Verlag: | Manga Cult |
Preis: | 28,00 € pro Band |
(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Master-Edition-Band.)
Kennst du einen Nihei-Titel, kennst du alle. So oder so ähnlich könnte man Nihei beschreiben, wenn man ihn in einem Satz grob beschreiben soll. Versucht man jedoch, ihn in all seinen Facetten zu beschreiben, so wird das schon deutlich komplexer. Was ihn ausmacht sind seine Zeichnungen. Wo sie bei den menschlichen Charakteren eher simpel bis schlampig sind, so blühen diese auf, wenn es um Aliens oder (Mega-)Strukturen geht. Die Aliens – oder nicht-humanoiden Wesen – sind sehr bizarr und erinnern stark an HR Giger, der das Aussehen der Aliens für die gleichnamige Filmreihe kreiert hat. Dieser wiederum hat sich stark von Literatur inspirieren lassen, vor allem Lovecraft. Die Gebäudestrukturen haben starke Ähnlichkeit mit den Werken des Künstlers M.C. Escher. Geometrisch korrekt, sich jedoch nie nach unseren physikalischen Spielregeln richtend. In seinen Werken geht es immer ums Überleben, Ängste und das Menschsein. Wird »Knights of Sidonia« am Ende nur ein weiterer Nihei-Titel oder eröffnet der Titel uns einen Blick auf etwas Größeres?
(Zusammenfassung)
Tausend Jahre sind bereits vergangen, seit die Menschheit am Rande der Auslöschung stand. Tausend Jahre, während der sie an Bord des Raumschiffs Sidonia eine neue Heimat fand und sich weiterentwickelte. Tausend Jahre, in denen die gefährlichen Gauna die Jagd nach den letzten verbliebenen Menschen noch nicht aufgegeben haben …
Manga Cult
Knights of Sidonia – Bestätigung des Nihei-verse?
In all seinen Werken benutzt Nihei dieselben Begriffe. Plazenta, Gauna, Mega-Struktur und Toha Schwerindustrie, um nur ein paar zu nennen. Fans rätseln bis heute, ob er dies tut, weil seine Werke in einem größeren Zusammenhang stehen oder weil er einfach faul ist und sich nicht neue Begriffe ausdenken möchte. In »Knights of Sidonia« wurde die Erde von einer Rasse angegriffen, die Gauna genannt wird – ja, in »Abara« ist das der Name der Menschenmutanten. Um das Überleben der menschlichen Rasse zu sichern, floh die Erdbevölkerung auf mehrere Saatschiffe. Man hat jedoch nur noch Kontakt zu zwei Schiffe, die Sidonia und die Aposimz. Wer jetzt denkt, dass er den Namen schon einmal gehört hat, der liegt richtig, denn so heißt die aktuellste Reihe von Nihei. Neben dem Namen gibt es eine besondere Materie, die beide Reihen verbindet: die Plazenta. In »Knights of Sidonia« haben die Gauna eine Plazenta, die sie frei formen können und ihren Kern beschützt. Sollte der Kern zerstört werden, so sterben sie. In »Aposimz« dient die Plazenta einem ähnlichen Ziel, nur dass sie hier von humanoiden Wesen genutzt wird. Meiner Einschätzung nach handelt es sich hier leider nicht um ein Shared Universe, aber darum geht es auch gar nicht. Für Tsutomu Nihei ist es eine Prämisse, die es ihm erlaubt, immer weitere Gedankenexperimente zu wagen, ohne sich jedes Mal komplett neu erfinden zu müssen. Denn wenn die Menschheit sich sowieso in voneinander getrennten Ökosystemen entwickelt, dann ist natürlich auch die Lösung auf die drängensten Fragen jedes Mal eine andere. Komplett ausgeschlossen ist es jedoch noch nicht. Sobald »Knights of Sidonia« und auch »Aposimz« bei Manga Cult abgeschlossen sind, werde ich also noch mal einen separaten Artikel dazu verfassen.
LG,
Chris
Sidonia, die perfekt geschaffene Welt
Nihei stellt sich in »Knights of Sidonia« die Frage, die sich »Ghost in the Shell« schon vor Jahren stellte: Was bedeutet es, Mensch zu sein? Die Angst vor dem Tod ist wohl für viele Menschen die allgegenwärtigste Angst, aber was ist mit der Angst, allein im Weltraum zu sein? Kombiniert mit der recht akuten Angst, dass Außerirdische, denen wir nicht gewachsen sind, die Welt angreifen, ergibt sich eine solide Grundlage für das Setting des Manga. Die Lösung ist älter als die Bibel. Eine Arche half Noah gegen die Sintflut, also helfen intergalaktische Archen vor einer Flut … Außerirdischer? Es wird immer wieder erwähnt, dass die Menschen die Gauna zuerst angegriffen haben, als sie sie auf dem Radar entdeckt hatten – getreu dem Motto »Fragen können hinterher noch gestellt werden«. Danach erst sind die Gauna in den Angriff übergegangen. Man kann also von Karma sprechen – auf jede Aktion folgt eine Reaktion. Am Ende muss man sich die Frage stellen, ob die Menschen durch ihr Verhalten die Flut nicht selber beschworen haben und somit ihres Unglücks eigener Schmied waren.
Im selben Atemzug hat sich der Mensch jedoch selbst generalüberholt, denn es wird kein Geschlechtsverkehr mehr benötigt, um weiter zu bestehen. Er kann sich selbst befruchten, und somit klonen, oder halt auf “klassische Art und Weise“ mit einem Partner fortpflanzen, jedoch ohne dass das biologische Geschlecht eine Rolle spielt, denn es gibt in dieser Welt schlicht und ergreifend keine biologischen Geschlechter mehr. Die Art, wie Nihei diese Themen in »Knights of Sidonia« angeht, erinnert an unsere Diskussionen um Geschlechteridentitäten und Asexualität, und auch andere gesellschaftlichen Phänomene wie das Kapern der öffentlichen Meinung für die eigenen Zwecke, gesellschaftliche Ränge sowie Klassensysteme finden Einzug in das Werk neben den “harten“ Scifi-Themen wie etwa die Möglichkeit der Nahrungsaufnahme durch Photosynthese. Das ist ungewöhnlich: Denn einerseits handelt es sich immer noch um ein Werk von Tsutomu Nihei, andererseits ist »Knights of Sidonia« ein Manga aus dem Jahr 2009.
Fazit:
Das typische Nihei-Werk ist kantig, bildgewaltig und für sich selbst sprechend. Es gibt keine richtige Narrative, noch gibt es viele Sprechblasen. »Knights of Sidonia« ist kein typisches Nihei-Werk. Es ist runder, erklärender und somit zugänglicher für den Mainstream. Nihei schafft es jedoch so ein Werk zu schreiben, ohne seinen Stil völlig aufzugeben. »Knights of Sidonia« ist weiterhin für Nihei-Fans, doch obendrein sein rundestes Paket und somit auch perfekt für den Einstieg ins Nihei-verse. Wer »Knights of Sidonia« dann lieben gelernt hat, der sollte danach »Blame!« lesen. Beide werden von Manga Cult vertrieben und in einer haptisch sehr schönen Master-Edition angeboten, die durch ihr Hardcover und Großformat jedes Sammler-Herz höherschlagen lässt.
Bis dahin,
See You Space Cowboy~