Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Ersteindruck – »Das Geheimnis von Scarecrow« – Von Powerfrauen und Vogelscheuchen
Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.
Titel: | Das Geheimnis von Scarecrow |
Genre: | Fantasy |
Mangaka: | Gin Zarbo |
Release: | September 2020 |
Bände: | mindestens 6 Bände |
Verlag: | Altraverse |
Preis: | 10 € pro Band |
(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Band. Parallel zur Veröffentlichung des Beitrags stellen wir euch in einem Gewinnspiel vor die Frage: Wie heißen die Kreaturen, die die Bewohner von Ostpol heimsuchen?)
Gin Zarbo ist keine Unbekannte unter den deutschsprachigen Mangaka. Mit »Undead Messiah« landete die Schweizerin in den Top Ten der deutschen Manga-Verkaufscharts. Bei »Scarecrow« ist die erste Auflage der Collector’s Edtion schon seit Release verlagsvergriffen. Doch was lässt uns Leser wie Krähen auf diesen Manga losgehen? Ist es der mystische Sog dieser Welt, der uns neugierig macht?
(Zusammenfassung)
Die Menschen stehen in einem ständigen Kampf mit den Crows, finsteren Monstern, die an riesige Krähen erinnern. Die Legende besagt, dass ihnen dabei einst die Scarecrows zur Seite standen, eines Tages aber auf geheimnisvolle Weise verschwanden.
Engell, die Tochter des Königs, glaubt fest daran, dass es die Scarecrows wirklich gegeben hat, und macht sich auf die Suche nach ihnen. Doch als sie tatsächlich einen von ihnen findet, nimmt das eigentliche Abenteuer erst seinen Lauf …
Altraverse
Die Welt spricht für sich
»Das Geheimnis von Scarecrow« steigt mit einer unheimlich tollen Farbseite ein, die die in den Wogen der Geschichte verschollene Eliteeinheit Scarecrow türkis schimmernd als Widersacher im Kampf gegen die lila glimmenden Crow, die aus dem Himmel über sie hereinbrechen, dualistisch hochstilisiert. Es ist deshalb wahrscheinlich kein Zufall, dass die Schädelform der Crows auf dieser Seite an den oberen Teil einer Sense, der Hauptwaffe der Scarecrow, erinnert. In dieser Welt leben die wohnhabenden Menschen im Schutz der Kraftfelder, während vor allem die Tiermenschen außenvor in Angst leben. Die grundlegende Prämisse dahinter, Mankind versus Environment, ist nichts Neues. Da riss es mich besonders am Anfang immer wieder aus der Immersion, dass der Hundemensch Rem unserer Protagonistin Engell Athanasia, der Prinzessin des Königreichs Ostpol, immer wieder Dinge erläuterte, die sie längst weiß. Die Welt braucht das nicht, denn sie ist stark genug. Ihr politisches System, ihre Bewohner, ihre Regeln: Jeder Ortswechsel wird mit detaillierten Kulissenzeichnungen und einer mit Ornamenten verzierten Erzählerbox etabliert. Einige davon wie die von Crows heimgesuchten Lost Places kommen daher mit einem Level an Details wie zerbrochenen Fensterscheiben, Ranken und überwucherten Pflastersteinen, bei dem Cosplayer feuchte Augen bekommen. Und wer da immer noch durcheinanderkommt, auf den wartet gleich zu Beginn des Bandes eine Landkarte, die die von Tabletop-RPGs inspirierten Welt zeigt. All das entstand, weil Mangaka Gin Zarbo am siebten Tag der Inktober-Challenge eine Vogelscheuche mit einer Maske zeichnete, die auch von Uta stammen könnten – dem Maskenmacher aus »Tokyo Ghoul«.
Wo geht’s hin?
Das Charakterdesign von Engell Athanasia zeichnet gewissermaßen schon die grobe Richtung auf, in die der Manga geht: eine Aristokratin schlichter, jedoch moderner Eleganz mit hochgesteckten Haaren statt in rüschenbesetzten Kleidern, wie es das Klischee gebietet. Sie ist eine Abenteurerin durch und durch, die sich mit starkem Gerechtigkeitssinn leicht naiv von einer Situation in die nächste stürzt. Die Erkundung der Welt ist deshalb spannend, weil sie sie auch noch nicht kennt, und viel des Charms des Werks entspringt ihren Reaktionen mit einer unheimlichen Breite an Gesichtsausdrücken. Auffallend ist auch, wie schnell »Das Geheimnis von Scarecrow« den Leser in die Handlung wirft. Schon nach 30 Seiten steht der erste Kampf gegen eine Crow an, die Rem mit ihrer Fähigkeit Sicht auf Engell in einem Tollwutanfall losgehen lässt. Dem Geschehen kann man aufgrund des soliden Panelings und der vielen Smears überdurchschnittlich gut folgen. Ich mag den strichigen Zeichenstil total. Wie schon bei Reihen wie »Quin Zaza: Die letzten Drachenjäger« oder »Laid-Back Camp« komplementiert er solche Adventure-Manga, die von ihren Szenerien leben, außerordentlich gut. Ist »Das Geheimnis von Scarecrow« nun aber ein Adventure-Manga? Keine Ahnung. Es wird jedenfalls (noch) kein größeres Bild gezeichnet. Woher kommen die Scarecrow und was ist der Grund, warum sie urplötzlich wie vom Erdboden verschluckt sind? Warum hat Engell die Fähigkeiten der Scarecrow? Angetrieben von solchen Fragen bereisen Engell und Scarecrow das Königreich auf der Suche nach Scarecrows gestohlenem Herzen und einem Übersetzer, der Engell mit einem verdächtigen Buch aus dem Archiv ihres Vaters helfen kann – wie in einem Adventure-Manga eben.
Fazit:
»Das Geheimnis von Scarecrow« begeistert den Fantasy- und Adventure-Fan in mir gleichermaßen. Detaillierte Kulissen dargestellt in strichiger Optik treffen gleichermaßen auf übersichtliche Action-Szenen mit jeder Menge Smear-Effekten. Die Welt selbst ist aufwendig hinsichtlich ihrer Gepflogenheiten entworfen und ihre Bewohner wie die abenteuerliche Engell Athanasia fügen sich glaubwürdig in sie hinein. Nur dürfte der Manga meiner Meinung nach mehr Vertrauen in seine Welt haben: Zusätzliche Erklärungen zu den Regeln der Welt reißen mich aus der Erzählung heraus. Außerdem lässt mich das Werk ohne einen Hinweis bezüglich des großen Ganzen zurück.