Ersteindruck – »Laid-Back Camp« – Urlaub für den Leser?

Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.

Laid-Back Camp - Band 1
Titel: Laid-Back Camp
Genre: Comedy, Slice of Life
Mangaka: Afro
Release: Juli 2015 (JP)
Bände: aktuell 10 in Japan
Verlag: Manga Cult
Preis: 10 € pro Band

(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Band.)

Der Herbst steht vor der Tür. Die kühle Jahreszeit, in der man sich am liebsten in den heimischen vier Wänden auf der Couch einkuschelt, bricht an. Doch nicht für die Mädchen aus »Laid Back Camp«. Für sie hat gerade die bunte, kühle Jahreszeit einen ganz besonderen Reiz. Doch warum ausgerechnet der Herbst? Ist ein Campingausflug nicht eher ein Sommerziel? Oder ist »Laid-Back Camp« einfach der perfekte Manga für diesen Corona-Sommer, in dem die Campingplätze aus allen Nähten platzen?

(Zusammenfassung)

Das Zelt am ruhigen See, den Fuji direkt im Blick: Rin liebt es zu campen! Doch ihre ruhige Auszeit wird jäh unterbrochen, als die lebhafte Nadeshiko auf einem Fahrrad an Rins Campingplatz vorbeikommt. Eine Suppe am Fuße des Fuji schmeckt besser zu zweit. Es ist der Beginn einer Freundschaft … und der Auftakt zu vielen neuen Abenteuern beim Campen an Japans schönsten entlegenen Orten.

Manga Cult

Mixed Gemeinsam neue Wege gehen

Laid-Back Camp - Scan 1

»Laid-Back Camp« zeigt Charaktere mit unterschiedlich ausgeprägtem Vorwissen, was ihre Campingerfahrung angeht. Auf der einen Seite haben wir die ruhige Rin, welche sehr erfahren ist und entsprechendes Wissen mitbringt. Nicht nur die Reparatur von gebrochenen Zeltstangen, sondern auch das Entzünden einer Feuerstelle geht ihr entsprechend leicht von der Hand. Anhand ihrer Freundin, mit der sie über LINE Nachrichten austauscht, sehen wir, dass Rin ihrem Hobby zwar alleine nachgeht, sie aber trotzdem soziale Kompetenzen besitzt. Nadeshiko ist mit ihrer überdrehten und absolut Camping-unerfahrenden Art das absolute Gegenteil von Rin. Emotionen werden bei ihr sehr deutlich dargestellt. Durch ihre naive Art, welche immer wieder auf die kühle Realität trifft, entstehen so viel Situationskomik. Für Rin öffnet sich so nach und nach eine neue Welt, in der sie ihr Hobby nicht nur über ihr Handy, sondern auch direkt vor Ort auf dem Campingplatz teilen kann. Dies ist der Haupttreiber der Geschichte. Die zwei weiteren Mitglieder des dreiköpfigen Outdoor-Schulclubs, Aoi und Chiaki, sind bislang deutlich weniger charakterisiert worden als Rin und Nadeshiko. Für das harmonisch bekloppte Gruppenbild sind sie an diesem Punkt dennoch unabdingbar.

plus Campingnachhilfe anhand von praktischen Beispielen

Laid-Back Camp - Scan 2

Der Manga beginnt ruhig mit einem Soloausflug von Rin, bei dem wir ganz nebenbei schon einiges lernen können. Durch die vielen Landschaftszeichnungen baut sich ihr ruhiger Charakter entsprechend der entspannte Stimmung auf. Es wird ein Status quo geschaffen, der plötzlich durch das Auftreten von Nadeshiko gebrochen wird, die sich auf ihrer Fahrradtour zum Fuji verfahren hat. Die ruhige Stimmung verfliegt und es kehrt Leben in den Manga ein. Von nun an durchlebt der Manga einen stetigen Wechsel von ruhige und lustigen Momenten, der sehr stark abhängig von den gerade auftretenden Charakteren ist. Immer wieder kehren wir zu ruhigen Ausflügen mit Rin in der fast menschenleeren Nachsaison zurück, in denen der Leser nicht nur viel lernen kann, sondern auch einfach mal entspannt die Landschaft und dort lebenden Tiere genießt. Im Kontrast dazu wird mit Fortschreiten des Bandes auch mehr und mehr der Outdoor-Schulclub gezeigt, welcher anhand von Zeitschriften versucht, sich ein Grundwissen und eine gewisse Grundausrüstung anzuschaffen. Nur scheitert dies meist am Geld, weswegen kreative Lösungen gefragt sind. Dieser Umstand sorgt dafür, dass sich die Wissenshäppchen organisch ins Geschehen einfügen, statt einfach unbeholfen beigefügt zu wirken, was mich als Leser dann jedes Mal aus der Atmosphäre gerissen hätte. Habt ihr schon mal versucht, mithilfe von Aluminiumfolie aus einem Sommer- einen Winterschlafsack zu machen?

plus Niedliche Moe-Charaktere treffen auf Outdoor-Landschaften

Laid-Back Camp - Scan 3

Blickt man auf das Cover von »Laid-Back Camp« fällt einem umgehends der feine und strichige Zeichenstil auf. Die großäugigen Charaktere sind im Gesicht einfach gehalten, wogegen ihre Kleidung und Campingausrüstung detailreich abgebildet sind. Schattierungen und dunkle Stellen werden nur mit geradlinigen Linien angedeutet. Das Gesamtbild erinnert dadurch oftmals an technische Zeichnungen, die detailiert ein Produkt zeigen. Dieser Stil wird auch in den Panels fortgeführt, die strukturiert geordnet in rechteckigen Kästchen die Geschichte erzählen. »Laid-Back Camp« vermittelt so auf den ersten Blick mehr den Eindruck eines Produktratgebers als den eines Slice-of-Life-Manga. Um so überraschender sind die großen Naturzeichnungen, welchen es zwar merklich an Details mangelt, jedoch aufgrund ihrer Inszenierung das Gefühl von Urlaub und Erholung wecken. So erstreckt sich der Fuji-san in seiner vollen Pracht über den kompletten Campingplatz, als Nadeshiko und Rin bei spärlichem Licht das erste Mal aufeinandertreffen. Die vielen Lagen Kleidung, aufsteigende Dampfwolken des auf dem Lagerfeuer kochenden Essens und immer präsente Kondenswolken beim Ausatmen erinnern dezent an die kalte Jahreszeit in der »Laid-Back Camp« spielt. Lediglich Gebäuden mangelt es an dem eigenen Charme, den das Werk ansonsten versprüht.

Fazit:

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass »Laid-Back Camp« ein geeigneter Manga ist, um bei seichtem Humor abzuschalten, schöne Zeichnungen zu genießen und nebenbei etwas zu lernen. Der strichige Bauzeichnungsstil ist einzigartig, wenn auch detailarm. Wesentlich detailreicher fallen da die Charakterdesigns mit ihren vielen Lagen Kleidung aus. In mir weckte der Manga insgesamt ein wenig die Reiselust. Obwohl ich inzwischen eigentlich eher der Hoteltyp geworden bin, habe ich mich mehr als einmal dabei erwischt, wie ich darüber nachdachte, ob ich nicht auch einmal wieder ein Wochenende zelten gehen sollte. Der guten alten Zeiten aus der Kindheit wegen.

Rezensionsexemplar - Manga Cult

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