Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Anime-Review: After the Rain – Ein Anime wie ein J-Dorama?
Titel: | After the Rain |
Genre: | Age-Gap-Romanze |
Studio: | Wit Studio |
Release: | 2018 |
Episoden: | 12 à 23 Minuten |
Publisher: | Amazon |
Preis: | im Simulcast-Abo |
»Es hat aufgehört, zu regnen.«
Einmal im Jahr zwischen Anfang Juni bis Anfang Juli beginnt in Japan die fünfte Jahreszeit – nein, liebe Karnevalisten nicht Fasching. Die Rede ist von der Regenzeit. Das durch den Zusammenprall kalter Polarwinde und feuchtwarmer Tropenluft ausgelöste Klima ist allerdings nicht nur ein meteorologisches Phänomen, sondern auch tief in der japanischen Literatur und Folklore verankert.
Mit dem sprachlichen Bild als Symbol für schwierige Phasen im Leben reiht sich das Projekt jedenfalls nach »Attack on Titan« und »The Ancient Magus‘ Bride« nun in Wit Studios Portfolio an Werken ein, die durch ihren scheinbar hohen Produktionswert auffallen. Oder war das etwa nur Trailerblenderei? Dimbula hat darauf eine Antwort …
(Zusammenfassung)
Akira Tachibana ist eine stoische Oberschülerin, die früher einmal der Star des Mädchen-Leichtathletikclubs war, doch sich aufgrund einer Verletzung gezwungen sieht, ihren geliebten Sport vorerst aufzugeben. Die Leere in ihrem Inneren verpufft jedoch plötzlich, als sie Masami Kondō begegnet und beginnt in dessen Familienrestaurant in Teilzeit zu arbeiten.
Doch der steckt gerade selbst tief in einer Existenzkrise und kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum ein hübsches junges Mädchen an einem Loser in seinen Mittvierzigern wie ihm interessiert sein sollte …
in Anlehnung an Anisearch & Altraverse
Handlung
»After the Rain« ist diese Art verträumte, melodramatische Geschichte mit der Regenzeit als Symbol für schwierige Lebensphasen, die man im asiatischen Sprachraum so oft als TV-Drama umgesetzt sieht, ist man allerdings erst einmal ein paar Folgen in die Age-Gap-Romanze eingestiegen, bemerkt man schnell, dass die Prämisse um das 17-jährige Mädchen, das aus Liebe heimlich am verschwitzen Shirt ihres Mittvierziger-Chefs riecht, nur ein Köder war. Letztendlich wechselt die Geschichte immer wieder zwischen Konfrontationen mit Tachibanas altem Leben im Leichtathletikclub, dem Privatleben von Kondō mit seinem Sohn und seiner Vergangenheit und dem Arbeitsalltag mit den Kollegen, wobei Letzteres als Abkehr vom eigentlichen Thema das schwächste Glied bildet. Eigentlich zeigt der Anime nämlich gar nicht die Probleme geschweige denn die Möglichkeit einer gleichberechtigten Beziehung zwischen den beiden, sondern gibt durch clevere Gedankengänge in dessen Storytelling eine Antwort zu den Themen Vergangenheitsbewältigung und dem Verfolgen von Träumen sowohl im jungen als auch fortgeschrittenem Alter. Man könnte Kondōs Flashbacks ausgelöst durch Dinge in seinem Alltag oder Akiras Gedankenspiele an der Seite ihres Chefs einfach als Auswuchs langsamen Pacings abtun.
Charaktere
»After the Rain« bedient sich zweier gedankenverlorener Protagonisten, die in einer Sinnkrise in dem anderen etwas sehen, das ihnen bei der Bewältigung davon hilft. Letztendlich entzweit sie jedoch ein Unterschied an Lebenserfahrung, zu sehen an der überwiegend visuellen Darstellung von Tachibanas Gefühlswelt und der überwiegend durch innere Monologe dargestellten Gedankenwelt von Kondō. Dies hat für das Storytelling, Animationen und Akustik weitreichende Konsequenzen. Akira Tachibana jedenfalls war bis zu ihrer Beinverletzung der Star des Leichtathletikclubs und verspürt jetzt Reue gegenüber dem Team. Sie macht das meiste mit sich selbst aus und wird häufig missverstanden, da sie ihre Gefühle nicht offen ausdrückt. Dennoch ist sie eine starke Persönlichkeit, wodurch sie manchmal kalt rüberkommt. Masami Kondō auf der anderen Seite ist diese Art ulkiger Gentleman, dessen Hosenstall ständig offensteht. Seine Leidenschaft gilt zwar der Literatur, dennoch nimmt er seinen Job als Betreiber eines Familienrestaurants ernst, auch wenn er etwas durchsetzungsschwach ist. Er bemüht sich um ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen Kollegen, hat nach seiner Trennung allerdings Angst, wieder verletzt zu werden. Neben Kondōs Sohn Yūto, Tachibanas Kindheitsfreundin sowie der Präsidentin des Leichtathletikclubs Haruka und dem erfolgreichen Autor sowie Kommilitonen Kondōs Chihiro beschränkt sich vor allem die Persönlichkeit von Tachibanas Arbeitskollegen allerdings auf ein paar wenige Charaktereigenschaften.
Animation
»After the Rain« beginnt am Ende der Eröffnungssequenz mit einem Establishing-Shot auf Yokohama bestehend aus einer sechsstufigen Hintergrundzeichnung. Damit wäre die Messlatte schon mal gesetzt! Im Verlauf des Anime reißt man diese nicht großartig: Viele aufwendige Close-ups aller möglichen Dinge wie Kondenswasser am Glasrand eines Kaltgetränks, chaotischer Zuggleise oder Tachibanas Beine bringen Ruhe in den Anime und ergänzen das Geschehen um eine sehr gedankenverlorene, oft metaphorische Bildebene. Klar dessen spiegelnden Straßen, an Glasoberflächen herunterlaufende Regentropfen und aufwirbelnde Wasserpfützen sind das Aushängeschild dieser Produktion, Tachibanas Gefühlswelt (oder in einer Szene auch Kondōs Trunkenheit) verdeutlichen zusätzlich allerdings noch verspielte Hintergründe und Partikeleffekte in Form bunter Farbkreise unterschiedlicher Größe, Menge, Transparenzstufe und Farbpaletten. Zwar fehlen Nebencharakteren und Sub-Charakterdesigns gewohnte Details und viele Bewegungen außerhalb von Close-ups wirken unflüssig, detailverliebte Spielereien wie vorbeiziehendes Straßenlaternenlichts in Tachibanas Gesicht während einer Autofahrt oder beunruhigend schnelle Wolkenbewegungen bei Taifunwinden lassen jedoch immer wieder auf den hohen Produktionswert des Anime schließen.
Sound
»After the Rain« folgt musikalisch mit der Verpflichtung von Ryo Yoshimata dem Trend Komponisten der Soundtracks japanischer TV-Dramen für ästhetisch ähnliche Anime-Projekte wie schon bei »The Ancient Magus‘ Bride« einzusetzen. Stilistisch den Nagel zwar auf den Kopf treffend, können die minimalistischen Tracks, die mit einer Geige mit viel Hall als Hauptinstrument auskommen und von langsamer Klavierbegleitung oder zupfendem Gitarrenspiel in der Regel begleitet werden, auf Dauer sehr repetitiv wirken. Die Musik in Kondōs Family Restaurant selbst könnte allerdings tatsächlich in einem solchen laufen. Solche Dinge braucht der Anime allerdings auch: Da unsere Hauptcharaktere nämlich von der stilleren Sorte sind beziehungsweise oft in Gedanken reden, macht es aufwendige Soundbetten beziehungsweise ein gutes Abmischen fast schon zur Pflicht. Baseball-Spieler im Innenhof der Schule oder das Klirren von Geschirr füllen genau diese Lücken. Hört man allerdings die Nebencharaktere sprechen, bemerkt man auch akustisch, dass die fehlende Breite an Charaktereigenschaften sich auf die Möglichkeiten des Synchronsprechers zum Acting negativ auswirkt.
Fazit
Handlung: | Charaktere: | Animation: | Sound: | Gesamt: |
7 / 10 | 8 / 10 | 8 / 10 | 8 / 10 | 77 / 100 |
»After the Rain« ködert zunächst mit einer melodramatischen Age-Gap-Romanze zweier gedankenverlorener Protagonisten, liefert passend zur aus asiatischen TV-Dramen bekannten Regenzeit-Metapher dann allerdings ziemlich intelligente Gedankengänge zur Überwindung von Sinnkrisen. Dies hat weitreichende Konsequenzen für Animation und Akustik: Viele Close-up-Shots bringen Ruhe und eine zusätzliche Bildebene in die Serie, während aufwendige Soundbetten und cleveres Abmischen der Synchronsprecher diese Stille füllen. Außerhalb von Close-up-Shots fühlen sich jedoch viele Bewegungen unflüssig an und der minimalistische, geigengetriebene J-Dorama-Soundtrack wirkt auf Dauer repetitiv. Außerdem erweisen sich viele Nebencharaktere als relativ persönlichkeitsarm.
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