Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Ersteindruck – Violet Evergarden (AnimagiC 2017)
Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben oder nicht.
(Quelle: MAL) | |
Titel: | Violet Evergarden |
Genre: | Drama / Fantasy |
Studio: | Kyoto Animation |
Release: | 2018 |
Folgen: | 13 à 25 Minuten |
Publisher: | Netflix |
Preis: | im Simulcast-Abo |
(Basis für diesen Ersteindruck ist die erste Folge.)
Wer Kyoto Animation nicht kennt, ist wohl eher durch Zufall auf diese Seite gelandet. Kaum ein Studio wäre wohl in der Lage, eine Folge sechs Monate vor der eigentlichen Ausstrahlung einem 1000 Mann starkem Publikum vorzuführen. Aber die Hitschmiede hinter großen Titeln wie »Clannad« oder »Die Melancholie der Haruhi Suzumiya« und nicht zuletzt »Miss Kobayashi’s Dragon Maid« ist nun mal nicht irgendein Studio. Nachdem vergangenes Jahr nach 40 überaus kunstvoll gestalteten Sekunden Trailer-Material Stimmen über eine Ausstrahlung in diesem Jahr laut wurden, steht nun fest: Violet Evergarden startet im Januar 2018. Davon, wie viel einfach großartiges Marketing ist und wie gut dieser Anime wirklich ist, konnten wir uns in einer Vorführung auf der Animagic noch vor den Japanern überzeugen, die noch bis zum 21. Oktober warten müssen.
(Zusammenfassung)
Violet Evergarden spielt in einer friedlichen, ländlichen Gegend. Dieser Frieden ist allerdings noch sehr neu für seine Bewohner und vor allem für die junge Violet. Nachdem sie beide Arme in einem verherrenden Kampf um den Ausgang des Krieges verloren hat, wird sie von dem verschollenen Befehlshaber Gilbert Bougainvillea dazu beordert, auf dem Anwesen der Evergardens zu leben. Sein früherer Untergebener Claudia Hoggins begreift sofort, dass es Violet, die seit Kindestagen nur das Schlachtfeld kennt, nicht einfach haben wird, sich an die friedlichen Zeiten zu gewöhnen, und bietet dem Mädchen einen Job in seiner Poststelle an. Schon bald entwickelt sie ein Interesse daran, Briefe für die analphabetische Bevölkerung niederzuschreiben, da sie merkt, dass sie emotional nicht auf der Höhe ist. So beginnt sie durch die Wörter anderer, die Konzepte von Liebe und Mitgefühl langsam zu verstehen.
Gut: Violet Evergarden stellt so manche Filmproduktion in den Schatten
Nach den ersten paar Sekunden wurde schon relativ deutlich, warum die Produktion dieser ersten Folge zweieinhalb Monate in Anspruch genommen hat. Manch ein Film erblasst neben dem Detailreichtum der Hintergründe und der flüssigen Animation – wirklich ein hochwertiger Hingucker, bei dem man in jeder Szene das Gefühl hat, etwas zu verpassen. Auch das Charakterdesign ist, wie nicht anders von Kyoto Animation zu erwarten, gewohnt hochwertig. Bedenkt man dann noch die einmalige Belichtungskunst, kann man sagen, dass dies mit Sicherheit die visuell eindrucksvollste Episode des Studios bis zum heutigen Tag ist. Mit dem Verschwimmen der Grenze zwischen Serie und Film scheint es unmöglich diesen Standard über eine ganze Staffel zu halten – was die ungewöhnlich lange Zeit für Gestikulationen erklären könnte – wir lassen uns allerdings gerne eines Besseren belehren.
Durchmischt: Ein ungewöhnliches Setting in der bunten KyoAni-Welt
Kein wirkliches Vorbild, aber vor allem westlich: So will es Kyoto Animation dem internationalen Publikum recht machen. Auch dass die Erstausstrahlung nicht in Japan stattfindet, passt in dieses Bild. Denn selbst wenn eine Serie bei Kyoto Animation mal ins Übernatürliche abdriftete, verweilte man trotzdem nahezu ausnahmslos im Japan der Gegenwart. Kein Wunder, dass Violet Evergarden also so viel Aufmerksamkeit bekommt. Auch Violets Adamantithände, die die Herzen von Fantasyfans höher schlagen lassen, sind als Zeichen für ihre raue Vergangenheit gepaar mit einem Schauplatz kurz nach Kriegsende in einer fiktionalen Welt ungewöhnlich für das Studio. Auf der anderen Seite sorgten wiederum die typischen Slapstickeinlagen für einige Lacher im Publikum.
Durchmischt: Violet ist emotional noch ein Kleinkind
Dadurch dass Violet von Kindesbeinen an nur den Krieg als Soldatin kennt, ist sie emotional noch ein Kind. Sie versteht nicht, warum ihre Kameraden sie das Schoßhündchen des Majors nennen oder warum ein im Sterben liegender Major will, dass sie glücklich wird. Charakterisiert wie eine Rei Ayanami versteht sie nicht, warum sie am Leben bleiben soll, wenn man doch keine Verwendung für sie hat. Mit entsprechendem Durchhaltevermögen sortiert und liefert sie Briefe bis spät in die Nacht aus, in einer Art als wäre es kriegsentscheidend. Das soll es allerdings noch nicht gewesen sein: Regisseur Taichi Ishidate versicherte uns, dass trotz ihrer neugewonnenen Tätigkeit in dem verträumten Städtchen Leiden, Violets eigene Reise über die Hügel und Täler des Landes die ein oder andere Episode füllen wird. Für einige Anime-Fans mag das allerdings wenig überzeugend klingen. Ignoriert man die Handlung, klingt so eine charakterliche Reise immerhin schon sehr vertraut.
Fazit:
Und dann war die große Show um die erste Folge auch schon vorbei und die Zuschauer applaudierten zufrieden. Wären sie auch so zufrieden gewesen, wenn sie schon vorher gewusst hätten, dass Netflix die Serie bei uns erst im Frühjahr ausstrahlt? Mit seinen filmreifen Animationen beginnt nun jedenfalls die dreizehnteilige Geschichte um Violet Evergarden, die dessen Entwicklung und die Wichtigkeit des Lebens und der Worte in den Mittelpunkt stellt. Und wer weiß? Vielleicht wird sie am Ende die Worte des Majors verstehen.