Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Die Anime-Kolumne – Was soll der Hype um Ghost in the Shell?
Genauso vielseitig wie Anime will auch die Anime-Kolumne sein, die sich Teilaspekte aus dem Kosmos herausnimmt und mit Witz analytisch auf dem Grund geht. Das Ergebnis ist dabei offen, interessant wird es aber allemal – wenn nicht, dann lasst es uns wissen.
Es mag Ausnahmen wie Edge of Tomorrow geben, aber mit wachsender Beliebtheit des Genre Anime als Ganzes werden auch in Zukunft immer wieder Filme mit Japanbezug in Hollywood aus dem Boden sprießen. Hat uns doch Dragonball Evolution von Final Destination-Regisseur James Wong 2009 gezeigt, dass eine grundsätzliche Skepsis an Realverfilmungen japanischer Vorlagen definitiv ihre Berechtigung hat. Was Rupert Sanders Ghost in the Shell angeht, so ist die Ausgangslage ähnlich: Ein prestigereiches, amerikanisches Medienunternehmen als Auftragsgeber und ein ähnlich ansehnliches, westliches Kreativteam als ausführendes Organ mit einer Menge Budget. Das, was den Film so besonders adaptierbar macht, liegt aber tiefer.
Ghost in the Shell (1995) und Akira (1988) waren maßgeblich dafür verantwortlich, dass man Anime in Japan und im Rest der Welt überhaupt als Medium für Erwachsene ernst nahm. Selbst wir, die wir zu der Zeit noch dachten, Heidi wäre in Deutschland produziert worden, wurden auf den Film 1999 aufmerksam, als die US-amerikanische Elektro-Dance-Gruppe Wamdue Project mit ihrem Hit King of My Castle auf MTV und Viva mit einem Musikvideo zusammengeflickt aus Szenen des Animationsfilms von Mamoru Oshii rauf und runter lief – quasi das bekannteste AMW aller Zeiten. Beide widmen sich demselben Thema: Nicht Herr im eigenen Haus zu sein – eine Theorie, die auf den deutschen Philosophen und Neurologen Sigmund Freud zurückgeht, der erstmals die Theorie eines uns kontrollierenden Unterbewusstseins 1923 aufstellte – und ungewollt das Scifi-Genre bis heute prägte.
Zu der Zeit war Ghost in the Shell in Anime-Kreisen natürlich in Deutschland schon bekannt – immerhin brachte Nipponart den Film bereits ein Jahr nach japanischer Erstausstrahlung hierzulande heraus, was für damalige Verhältnisse recht ungewöhnlich war. Im selben Jahr erschien mit Matrix (1999) übrigens einer der wegweisendsten Filme des Sci-Fi-Genres und man sagt, seine Erfinder Larry und Andy Wachowski wären damals vor die Produktionsfirma getreten, hätten ihnen Ghost in the Shell vorgespielt und gesagt: „Genauso wollen wir es machen“. Exakt so kam es natürlich nicht, aber selbst James Cameron lobte Masamune Shirows Manga – auf dem der Film basiert – als literarisch perfekt. In seinem späteren Werk Avatar (2009) war es den Menschen dann möglich ihre Persönlichkeit auf Körper einer fremden Spezies zu transferieren – irgendwie auffällig, oder? Auch deswegen ist Ghost in the Shell bis heute kaum gealtert.
Die Frage ist, wie viele westliche Kompromisse der Ghost in the Shell-Realfilm verträgt – und da bin ich guter Dinge: Die Rechte an der Umsetzung liegen immerhin bei Dreamworks, einem von Steven Spielberg gegründeten Studio. Dieser ist nicht nur gemessen an Einspielergebnissen der erfolgreichste Regisseur und Produzent aller Zeiten, sondern ein weiterer Fan des japanischen Scifi-Films wie er mit AI und Minority Report nur zu deutlich zeigte. Auch wenn die Neuauflage von Depeche Modes Enjoy the Silence (1990) von KI Theory wohl nicht jedem Fan von Kenji Kawais Original-Film-Soundtrack zusagt, so liegt die Entscheidung zumindest nahe den größten Hit der „beliebtesten Elektronikband aller Zeiten“ als Titelmusik für den Film zu nutzen. Gleichzeitig wäre es allerdings ein Riesenfehler den Kult-Track aus der Entstehungsszene von Motokos Cyborg nicht zu verwenden. Nur akzeptiert das ein westliches Publikum?
Ich bin nicht so illusioniert zu glauben, dass ein Film mit diesem Budget sich nur an die Fans des Originals richtet, auch wenn das Team hinter Rupert Sanders zeigt, dass es die Liebe zu dem Ghost in the Shell teilt, welches sich wie ein roter Faden durch Amerikas Scifi-Filme zieht. Als Neuinterpretation zeigt der Realfilm, dass er das beherzigt, was seit Ghost in the Shell Anime lange Zeit ausmachte: Liebevolle Mechas vor imposanten Großstadtkulissen. Nun wird die Welt jedenfalls eine vierte Motoko zu sehen bekommen, die mal wieder die Grenzen der verschiedenen Medienformen aufzeigt, in der sie vorkommt. Keine, die wie im Anime-Film ihre eigene Existenz anzweifelt und nur für genau einen Teil interessant ist, noch eine spaßige, lachende Version wie im Manga, die für einige witzige Zwischenkapitel sorgt, und auch keine Mischung daraus wie in der Anime-Serie – geboren aus Zeit- und Geldfragen. Im Clash mit Blade Runner 2 nächstes Jahr, dessen Vorgänger 1982 ebenfalls das Genre prägte, wird sich dann jedenfalls zeigen, wer die Scifi-Hosen anhat.