Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Angezockt – Akiba’s Trip
Wenn Anime-Fans nicht Anime schauen oder Manga lesen, tun sie was? Richtig, vermutlich zocken und darum geht es hier: Wir schnappen uns ein aktuelles Game und schreiben unsere Gedanken dazu nieder, um am Ende die Frage beantworten zu können, ob sich ein Kauf denn jetzt lohnt.
Akihabara. Das Land der Legenden und Mythen. Der Garten Eden der Animewelt. Das Mekka der Otakus. Jeder, bei dem es die Gesundheit und der Geldbeutel erlaubt, sollte einmal im Leben in dieses gelobte Land gepilgert sein. So will es das Gesetz. Doch der Jakobsweg ist lang und beschwerlich, die Kosten alles andere als überschaubar. Was tun also, wenn körperliche Leiden und der Geldbeutel aus Zwiebelleder eine schier unüberwindbare Hürde darstellen? Hier hat Spieleschmiede Acquire eine bequeme und kostengünstige Variante geschaffen, die einem erlaubt – zumindest virtuell – dem Ort der Begierde näherzukommen. In Akiba’s Trip erwartet einen das volle Programm. Von Maidcafés über Cosplayevents bis hin zum Merchandisebummeln: In den Gassen und den Hauptstraßen ist alles gegeben. Grund genug, dieses virtuelle Akihabara mal unter die Lupe zu nehmen.
Die Handlung
Zu Beginn des Spiels findet der Spieler sich gefesselt an einem Tisch in einem schwach beleuchteten Raum wieder. Der Protagonist Nanashi – jedoch Name zu Beginn frei abänderbar – führt daraufhin eine Unterhaltung mit einem Unterboss des Magaimono-Clans, Zenya Amo, der uns darauf hinweist, dass wir zu einem Synthister gemacht wurden. Synthister sind eine Art Vampir, die sich von der Lebensenergie anderer Leute ernähren. Kurz darauf wird der Protagonist von Shizuku Tokikaze gerettet, ein Mitglied des Nighteater-Clans, die sich der Zerschlagung der Synthister gewidmet hat. Bei der Flucht wird der Protagonist jedoch lebensgefährlich verletzt, woraufhin sich Shizuku entscheidet ihn zu einem Untergeben zu machen und ihr Blut mit ihm teilt. Immer noch nicht in Sicherheit retten sie sich in die Mogra-Bar, dem Hauptquartier der Akiba-Freedom-Fighter, dem der Protagonist angehört. Zusammen mit den anderen dort und Shizuku versucht unser Held nun dahinterzukommen, warum der Magaimono-Clans so viele Leute in Synthister verwandelt.
Das Gameplay und meine Eindrücke
Von der Idee des Spiels dürften viele sicher abgeschreckt sein: Anspielungen und Handlung zielen immerhin ziemlich auf die Otakumasse ab. Durch Multiple-Choice-Antworten in den Dialogen lässt sich dann aber entscheiden, ob man als Hardcore-Otaku durchs Spiel schlendert oder die ganze Sache etwas ernster angeht. Auf jeden Fall bestimmen die Antworten den Spielverlauf des recht kurzen Spiels mitunter drastisch, was zur Folge hat, dass man wie bei Visual-Novels auf mehreren Routen landen kann. Gespielt wird grundsätzlich nur der Protagonist, dem man bei seinen Touren durch Akiba aus der Third-Person-Sicht zusieht. Grafisch mit Sicherheit ausbaufähig wurde Akihabara mit viel Liebe zum Detail nachgebaut. So lassen sich alle Orte in der Realität wiedererkennen. Die vielen Läden wie Gamers, Cospa, Sofmap, Yodobashi-Akiba lassen sich zwar nicht direkt besuchen, man kann jedoch trotzdem in ihnen einkaufen. Je nach Laden gibt es Elektroartikel, Klamotten, Merchandise, Zeitschriften oder Lebensmittel, die einem einen kleinen Buff geben, wenn man sie zu sich nimmt. Der Soundtrack ist dabei so schlicht, dass dieser meistens nur leise im Hintergrund vor sich herdudelt, wenn nicht gerade eine der vielen Werbetafeln von der Seite schreit oder singt.
Das Kampfsystem
Wie wird man eine Horde wildgewordener Möchtegernvampire los, wenn man so schnell keinem Kruzifix, hölzernen Pfahl, Knoblauch oder Weihwasser habhaft wird? Richtig! Man reißt ihnen die Kleider vom Leib. Oder dachtet ihr, das Wortspiel im Namen des Spiels sei rein zufällig? Dass die Gegner sich nicht einfach ausziehen, wenn man sie höflich drum bittet, ist wohl auch nicht das größte Geheimnis. Damit das reibungslos funktioniert, muss das entsprechendende Kleidungsstücke erst noch einen vor den Latz bekommen. Jeder Gegner trägt dabei bis zu drei Kleidungsstücke plus Unterwäsche an sich. Weit gefehlt, wer denkt, dass Kopfhörer oder Katzenohren die Pseudo-Vampire nicht vor der Sonne schützen. Hat man nämlich Oberkörper und Beine schon entblößt, vergisst jedoch den Kopf, sollte man sich nicht wundern, wenn der Gegner munter weiter auf den Helden einknüppelt. Klamotten schwächen muss aber nicht sein, wenn man die Möglichkeit hat, mehrere Kleidungsstücke in einer Combo hintereinander wegzureißen. Hat man die Combo dann ausgereizt, folgt eine schöne Sequenz, bei der die Gegner komplett entblößt werden, sprich selbst die Unterwäsche wie durch Magie verschwindet. Übrigens bei männlichen wie auch weiblichen Gegnern – jedoch verdeckt von mysteriösen Lichtstrahlen. Obwohl nicht alle Gegner Synthister sind, lassen sie sich alle durchs Strippen in die Flucht schlagen. Einleuchtend. Bei jedem Strip erhält man außerdem eine gewisse Anzahl an Erfahrungspunkten für sein Level und das Kleidungsstück, das man heruntergerissen hat. Mit höherem Level zerreißen dann die Kleidungsstücke beim Strippen nicht mehr und man kann sie seiner Sammlung anziehbarer Kleidungsstücke hinzufügen. Übrigens auch die Unterwäsche …
Die Waffen und Kleidung
Ich glaube, in keinem anderen Spiel gibt es eine derartige Variation an Waffen. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, kann quasi als solche verwendet werden. Von Fußbällen bis Baseballschläger, von Schildern für Bushaltestellen bis hin zu Plastikmodellen des Skytrees, von CPU-Platinen bis hin zu Laptops von Fächern bis hin zu Leuchtstäben, von Wasserpistolen bis hin zu Katzenpfoten. Die Liste ist endlos und der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Dieses Prinzip gilt dann auch für die Kleidung. Sämtliches Equipment lässt sich zudem bei der eigenen Schwester verstärken. Gegen einen gewissen Obulus kann man so sein Lieblingsstück fast bis zur Unendlichkeit verstärken. Warum man sogar Frauenkleider erhalten kann? Im späteren Spielverlauf kann man seine Partnerin (oder sich) nach Belieben damit neu einkleiden und nach erfolgreich abgeschlossener Story sogar ihre Unterwäsche wechseln.
Trivia & Easter-Eggs
- Schon in der Anfangssequenz sind einige Legenden und urbanen Mythen um Akihabara eingebaut.
- Wenn man auf den Tisch gefesselt den Antanogisten in der ersten Szene gekonnt ignoriert und ständig nach der Bezahlung seiner Figur fragt, erhält man bereits nach 30 Sekunden ein Gameover. Ziemlich ungewöhnlich für ein RPG.
- Ebenfalls ungewöhnlich: Man hat immer die Möglichkeit ein Ende des Spieldurchlaufs zu erreichen, indem man am Bahnhof in einen Zug steigt.
- In der englischen Übersetzung fand man Nii-Nii (großer Bruder) wohl zu langweilig und dachte sich lieber unzählige Kombinationen mit dem Wort Brother aus. Darunter Brotagonist, Brotaku, Brotector, Brototype und Brosen One. Kaum ein Name wird hier zweimal verwendet. Genial.
- Im Spiel kommt man immer wieder mit dem fiktionalen Magical-Girl-Anime Striprism in Kontakt. Ob dieser wohl eine reale Vorlage hat?
- Quests und Sidequests drehen sich um das Leben eines Otaku: Man jagt seltenem Merchandise hinterher, geht auf Shoppingtour oder legt sich mit einer 48-köpfigen Girlband an.
Lohnt sich Akiba’s Strip?
Egal von welchem Standpunkt aus man es betrachtet – sei es Story, Grafik oder Gameplay – die Qualität des Spiels bleibt überschaubar. Durch die vielen Otaku-Elemente gibt es hier jedoch etwas, woran man definitv seinen Spaß finden kann. Allein sich durch die verschiedenen Dialogoptionen zu wälzen und jedes Mal aufs Neue teils sehr merkwürdige Antworten zu bekommen, macht das Spiel bei jedem Durchlauf wieder etwas anders. Wer sich also als Otaku beweisen will oder wer sich schon immer mal wie einer fühlen wollte, sollte vor diesem Spiel auf keinen Fall zurückschrecken. Auf jeden Fall ist es eine wesentlich kostengünstigere Variante, durch die Straßen von Akihabara zu wandeln. Ich würde dennoch jedem Leser empfehlen, sich einmal im Leben in ein wirkliches Maid-Cafe in Akihabara zu setzen. Diese Erfahrung kann das Spiel leider nicht im Ansatz wiedergeben.