Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Ersteindruck – Cagaster (UPDATE)
Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben oder nicht.
(Quelle: Tokyopop) | |
Titel: | Cagaster |
Genre: | Adventure / Action / Sci-Fi |
Mangaka: | Kachou Hashimoto |
Release: | 2005 |
Bände: | 6 à 208 Seiten |
Verlag: | Tokyopop |
Preis: | 6,95 € pro Band |
(Anmerkung zum Update: Der Text ist noch in dem Zustand, wie er war, als ich diesen Eindruck zum ersten Band schrieb. Angefügt wurde jedoch ein zweites Fazit am Ende, wie ich nach der ersten Hälfte des Manga über Cagaster denke.)
Brynhildr in the Darkness, Wallman, Liar Game, Tokyo Ghoul, Ousama Game Extreme – alles Manga, die ich mit mehr oder weniger Spaß lese und die dieses Jahr noch enden. Zeit also für Neues dachte sich mein Unterbewusstsein und leitete mich in die Mayersche-Buchhandlung in Düsseldorf und zu den Manga-Regalen. Dort, so schien es, hatte Tokyopop ihren neuen Manga Cagaster gerade ordentlich mit kostenlosen Leseproben und Postkarten (Motiv = Artikelbild) zum Mitnehmen zu bewerben. „Hmm, das ist doch dieser kostenlose Doujinshi-Webmanga, den Glénat in Frankreich als Taschenbuch rausbrachte“ , dachte ich mir. Überzeugt war ich also noch nicht, trotzdem hab ich ihn dann mitgenommen. Hier also mein erster Eindruck:
(Zusammenfassung)
Wir schreiben das Jahr 2125. Die tödliche Krankheit Cagaster wütet in Japan und verwandelt alle Infizierten in riesige, menschenfressende Insekten. Zwei Drittel der Menschheit wurden bereits dahingerafft. Der 17-jährige Kidow ist ein sogenannter Exterminator, die gegen die monströsen Plagen kämpfen. Eines Tages rettet er die kleine Ilie, die verzweifelt nach ihrer verschwundenen Mutter sucht, und wird dabei in mysteriöse Vorkommnisse verwickelt. Und schon bald muss Kidow feststellen, dass die wahren Monster nicht immer die riesigen Insekten sind …
Gut: Was eine Person alles schaffen kann
Eingangs hab ich bereits erwähnt, dass Cagaster ein Online-Manga ist und als solcher hat Mangaka Kachou Hashimoto ihn auch in Eigenregie online veröffentlicht auf seiner Website. Auf der Comiket (Japans größte Manga-Messe) wurde dann der ehemalige Studio Ghibli-Mutterkonzern Tokuma Shoten auf ihn aufmerksam und veröffentlichte sein Werk in 7 Bänden. Keine Redakteure, keine Assistenten, keine Veröffentlichung in einen der dutzenden Manga-Magazine: Ihr könnt euch denken, was ich da vor dem Kauf für Bilder im Kopf hatte. Und dafür ist der Manga ehrlich gesagt nicht schlecht. Die Zeichnungen sind ziemlich solide. Kein Rasterfolien-Overuse, keine vertrottelt wirkenden Charaktere – okay, an den Hintergründen wurde dann doch gespart, aber da ist man von deutschen Manga-Markt, die auch ohne Assistenten zeichnen, ganz anderes gewohnt. Summa summarum hat mich der Manga zeichnerisch extrem überrascht.
Durchmischt: Orient, Bayern und andere Klischees
Cagaster spielt wie eingang erwähnt erwähnt in Südwestasien, sprich in dem Bereich, den wir Mittlerer Osten nennen. Es liegt also ein orientalisches Setting vor. Dies ist zwar jetzt nicht unbedingt bahnbrechend, aber im Jahr 2125 hat man den Orient noch nicht gesehen, oder? Im Jahr 2125 jedenfalls gehört dieser Orient mit allem, was östlich des Fernen Ostens liegt, zu einer Militärdiktatur namens Orientalische Koalition. Wer jetzt mit DDR-Klischees rechnet, den kann ich beruhigen, dieses Klischee bedient Hashimoto nicht. Alle anderen denkbaren Klischees werden aber bedient. So ist Europa natürlich das schöne Weideland, wo das Madel sich ums Vieh kümmert, und der Orient voll mit Händler-Scheichen. Während diese Stereotypen bei den Guten der Story in Form von Einzelkämpfer Kidow, Landei Ilie und Transvestiten-Barkeeper Mario noch positiv zu ebendiesen Charakteren beitragen, wirken die Bösen der Story – die „wahren Monstern“ laut Klappentext – dadurch einfach nur lächerlich. Das Militär des Regimes lässt sich dabei von so ziemlich jedem an der Nase herumführen und auch den Händler-Scheichen kann man neben Geldgier und Durchtriebenheit auch nichts Verwerfbareres vorwerfen.
Schlecht: Insekten bedrohen mein Leben? Egal, Mann!
Der 17-jährige Exterminator Kidow findet bei einem Auftrag von Händler-Kumpane Jin mitten in der sich durch die Krankheit Cagaster, die Menschen in riesige menschenfressende Insekten verwandelt, ausbreitenden Wüste in einem Autowrack die junge Ilie neben ihrem im Sterben liegenden Vater und entschließt sie vor ihrem Tod zu bewahren – entgegen dem Ratschlag von Jin – und mit in die Händlerstadt E-05 zu nehmen. Ein schöner Auftakt, aber danach ist Schluss: Die Handlung spielt größtenteils in den ummauerten Städten des diktatorischen Südwestasien-Regimes statt. Dass da die Story sich nicht weiterentwickelt und ebenso eingesperrt ist wie die Menschen in besagten Städten, muss ich glaube ich nicht sagen. Auch auf den Ursprung dieser unheilbaren Krankheit oder wie man sich damit infiziert wird nicht im 1. Band eingegangen – nicht einmal eine Verwandlung eines Menschen in ein Insekt durfe man mitterleben – aber dafür ist es vielleicht auch einfach noch zu früh. Und wenn der einsame Wolf Kidow dann auf Aufträge geschickt wird, erlebt man dies nur in einem Auszug, worauf dann wieder Szenen in der nächsten ummauerten Stadt folgen – diesmal dann ohne Charaktere wie Ilie und Mario, die die Story tragen könnten.
Fazit:
Es beschleicht mich das Gefühl, dass Hashimoto-san seine Vorstellung, wie sich Cagaster entwickeln soll oder wie er es entwickeln kann, nicht ganz durchgezogen hat – zumindest im ersten Band. Versteht mich nicht falsch, Cagaster ist definitiv ein guter Titel für das kleine Budget, das dem Mangaka zur Verfügung stand – nämlich keins – und kann auch mit eher durchschnittlichen Titeln der renommierten Verlage gut mithalten, aber ein besonders starker Titel ist Cagaster noch nicht. So wurde viel Potenzial verschenkt: Die hochangepriesenen menschlichen Abgründe kommen eher als Klischee-Überspitzungen rüber und man bleibt lieber in den langweiligen Städten, was eher wie lange Nebengeschichten wirkt. Bleibt also abzuwarten, ob sich der Manga in kommenden Bänden vor die Mauern traut oder vielleicht auch die Szenen innerhalb dieser Städte Interessanter gestaltet. Potenzial ist auf jeden Fall massig da. Freuen hingegen tue ich mich darauf, wie es mit Kidow und Ilie weitergeht, auch wenn dies aktuell relativ vorhersehbar scheint. Und dann ist da ja auch noch dieser mysteriöse Killer …
Update nach der ersten Hälfte:
Nach dem dritten Band der sechs Bände ist viel von meinem ursprünglichen Fazit so nicht mehr gültig – weshalb ich auch dieses Update schreibe. Der Manga hat sich in Band 2 und 3 sehr auf die immens tiefgreifende Hintergrundgeschichte von Ilie und die noch nicht so storyrelevante, aber immer noch interessante Hintergrundgeschichte von Kidow – dem eigentlich Herzensguten, der es aber nicht so zeigen kann – konzentriert. Gerade dieses Verstricken der Haupthandlung um Ilies Background hat eine Anzahl von Enthüllungen zur Folge, die mich wirklich völlig unerwartet getroffen haben, und auch die wahren Monster (siehe Klappentext) zeigen nun endlich ihr Gesicht, dadurch dass Ilies Vergangenheit sie einholt. Storymäßig lohnt es sich also definitiv am Ball zu bleiben, wir haben hier mit einem Fokus auf dem Thema Insekten sowohl als Bild für moralisch anekelnde Menschen als auch für ebendiese Gliederfüßler, die in Kolonien unter ihrer Königin leben, eine Kombination an Prämissen, die überraschend gut miteinander harmonieren.