Angezockt – »God of War Ragnarök« – Wenn Vater und Sohn durchs Land ziehen

Wenn Anime-Fans nicht Anime schauen oder Manga lesen, tun sie was? Richtig, vermutlich zocken und darum geht es hier: Wir schnappen uns ein aktuelles Game und schreiben unsere Gedanken dazu nieder, um am Ende die Frage beantworten zu können, ob sich ein Kauf denn jetzt lohnt.

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Titel: God of War Ragnarök
Genre: Rollenspiel
Publisher: Sony Interactive Entertainment
Entwickler: SCE Santa Monica Studio
Release: 9. November 2022
USK: Ab 18 Jahren
UVP: 79,99 Euro

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Kaum ein Videospiel-Protagonist hat so viel durchgemacht wie der gute, alte Kratos. Allein sein Schicksal als Gott des Krieges in der originalen Trilogie enthält so viel Leid und Schmerz, dass selbst südkoreanische Drama-Regisseure die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Im Norden sollte alles besser werden. Dachte er zumindest. Denn auch im Auftakt seines neuen Abenteuers entriss ihm Gevatter Tod seine große Liebe. Umso intensiver ist nun die Verbindung zwischen ihm und seinem Sohn Atreus – sollte man meinen. Denn Kratos ist nicht gerade für große Worte und große Gefühle außerhalb seines Zorns bekannt. Nachdem uns der vierte Teil, der einfach wieder »God of War« genannt wurde, 2018 mit einem bösen Cliffhanger zurückließ, blicken wir nun gemeinsam gespannt auf »God of War Ragnarök«.

 

Die Apokalypse naht

Bereits am Ende von »God of War« wurde angeteast, dass mit dem Beginn der Ragnarök auch eines der schicksalhaftesten Ereignisse der nordischen Mythologie im nächsten Ableger eine Rolle spielen wird. Schicksalhaft deswegen, weil Ragnarök nicht weniger als der Untergang der Welt bedeutet. Der lange Fimbulwinter endet und Kratos kämpft inklusive seines Sohnemanns Atreus drei Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers immer noch mit den Konsequenzen ihres Handelns. Nachdem Baldur im Kampf gegen Kratos fiel, sinnt dessen Mutter Freya immer noch auf Rache. Dies offenbart sich uns direkt in einer spektakulären Eröffnungssequenz, was spätestens seit »Uncharted 2« zum Markenzeichen von Sonys First-Party-Titeln geworden ist.

Nachdem wir dies durchgestanden haben, präsentiert uns »God of War Ragnarök« direkt seine nächste große Stärke: das Vermitteln von Emotionen. In einer herzzerreißenden Sequenz trägt Atreus Fenrir zu Grabe, da dieser in dessen Armen der Altersschwäche und zahlreichen Verletzungen erlag. Schnell wird klar, wie gut Matt Sophos und Richard Zangrade Gaubert ihr Handwerk als Writer verstehen und mit welcher Liebe zum Detail Sony Santa Monica dieses Skript zum Leben erweckt haben. Zusammen mit den markanten Klängen des Komponisten Bear McCreary (unter anderem »Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht«, »Godzilla II: King of the Monsters«) entsteht eine Winterlandschaft, die von einer Sekunde auf die andere von brutal und düster zu melancholisch und märchenhaft wechseln kann.

God of War R-2

 

Laufen, Kämpfen, Schauen

Die Inszenierung mit ihrer unglaublich dichten, kinoreifen Geschichte ist eindeutig die größte Stärke von »God of War Ragnarök«. Zwar bietet das Spiel unglaublich viele RPG-Elemente, die euch Talente und Waffen von Kratos und Atreus verbessern lassen, von der »Devil May Cry«-artigen Spieltiefe des Kampfsystems, das man aus der alten Trilogie kannte, ist jedoch nicht mehr viel übrig.

God of War R-4

So besteht das Spiel grundsätzlich eher aus Herumlaufen, den Dialogen von Kratos und Atreus lauschen, die atemberaubend schöne Welt bestaunen, das Kriegsbeil schwingen, wieder Herumlaufen, 2–3 kleine Rätsel lösen, einen epischen Bosskampf erleben und das Ganze von vorne durchmachen. Ja, es ist repetitiv und ja, auch ich haben gesehen wie andere Reviews sogar so weit gegangen sind, das Spiel als langweilig zu bezeichnen. So weit würde ich aber nicht gehen. Es sollte auch 2023 noch möglich sein, Spiele zu veröffentlich die das Tempo rausnehmen. Durch den sehr langsamen Spielfluss, der jedoch ständig von Dialogen zwischen Kratos, Atreus und anderen Figuren der nordischen Mythologie begleitet wird, entsteht ein fast schon hypnotisches Spielerlebnis, das eine immer stärker werdende Identifikation mit den Figuren zulässt. Umso intensiver sind dann die besonders epischen, aber auch emotionalen Momente. Sony Santa Monica wollte hier kein Spiel erschaffen, das sich über sein Gameplay definiert, sondern über seine Inszenierung – und dies ist ihnen eindeutig gelungen.

 

Die Power der PlayStation 5

Wenige Spiele schöpfen bisher das volle Potenzial der PlayStation 5 aus und wir fangen erst gar nicht davon an, dass immer noch zu wenige Menschen im Besitz einer PlayStation 5 sind. »God of War Ragnarök« lässt mir jedoch zumindest im 4K-30-FPS-Modus regelmäßig die Kinnlade herunterklappen. So schön sieht einfach alles aus! Wer jedoch lieber butterweiche Animationen und ein weniger kinematografisches Erlebnis wählen möchte, kann in den Performance Mode wechseln, der 60 FPS bietet und trotzdem noch sehr, sehr gut aussieht.

God of War R-5

 

Das Fazit

grüner Daumen

Alles in allem ist »God of War Ragnarök« ein spielbares Epos. Ein weiterer Schritt die Welt der Filme und der Spiele verschmelzen zu lassen. Wenn Christopher Judge Kratos spricht, ist das Schauspiel. Wenn Bear McCrearys epischer Soundtrack aus den Lautsprechern oder Kopfhörern erklingt, läuft uns ein Schauer über den Rücken. Doch wer ein ausgeklügeltes, für sich stehendes Gameplay erwartet, welches nur durch seine spielerische Abwechslung selbst schon motiviert zum Controller zu greifen, der kann hier enttäuscht werden. Vor allem weil »God of War Ragnarök« nicht weniger als 30–40 Stunden Spielzeit von uns einfordert, in der besagtes Gameplay nur ein Mittel zum Zweck ist, um in den Genuss der fantastischen Geschichte zu kommen.

 

Plus Minus
  • wahre Next-Gen-Inszenierung: Grafik, Sound, Voice Acting auf höchstem Niveau
  • unglaublich viel Content, vor allem für Fans von Collectibles
  • technisch unglaublich sauber und stabil, keine merkbaren Ladezeiten
  • Gameplay könnte abwechslungsreicher sein, wirkt lediglich wie ein Mittel zum Zweck

Rezensionsexemplar - Sony

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