Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Die Anime-Kolumne – »Magical Girl Spec-Ops Asuka« – ein historischer Blick auf das Genre
Genauso vielseitig wie Anime will auch die Anime-Kolumne sein, die sich Teilaspekte aus dem Kosmos herausnimmt und mit Witz analytisch auf dem Grund geht. Das Ergebnis ist dabei offen, interessant wird es aber allemal – wenn nicht, dann lasst es uns wissen.
Anime aus dem Magical-Girl-Genre erfreuen sich schon seit mehr als einem halben Jahrhundert großer Beliebtheit. Immer wieder sehen wir wie junge Mädchen von den unterschiedlichsten Entitäten magische Kräfte erlangen, alleine oder im Team kämpfen, bevor ihre Reise im Erfüllen ihrer vorgesehenen Aufgabe ein Ende nimmt. Man könnte von einem stetigen, erfolgsversprechenden Schema sprechen. Bis zur Anime-Winterseason 2019: Es zeigt sich »Magical Girl Spec-Ops Asuka« mit seinen kampferprobten Magical Girls, die bereits die Welt gerettet haben. Sein Plot dreht sich daher um die Frage: »Was kommt danach?« Ein neues Konzept? Oder doch nur ein weiterer Schritt in der Evolutionskette des Magiemädchen-Genres?
Um diese Frage beantworten zu können, blicken wir in der Geschichte des Genre zurück bis ins 13. Jahrhundert. Zu dieser Zeit gab es noch keine Anime und Manga, wie wir sie heute kennen, jedoch wurden Geschichten auf großen Bildrollen festgehalten. Das erste Werk, was ein Magical-Girl zeigt, trägt den Namen »Tales of Gisho and Gangyo«. Hier erlangt Zenmyo die Fähigkeit, sich in allerlei Dinge zu verwandeln, um die Menschen zu retten. Ihr Ende findet sie, als sie sich in einen Stein verwandelt. In den 60er Jahren greift Fujio Akatsuka mit »Himitsu no Akko-chan« das Thema wieder auf. Der Manga wurde von 1962 bis 1965 veröffentlicht und bekam 1969 seine Anime-Adaption durch Toei Animation (»Gegege no Kitarō«, »Sailor Moon«). In der Zwischenzeit wurde der Anime zum Manga »Maho Tsukai Sally« von Mitsuteru Yokoyama ebenfalls durch Toei Animation veröffentlicht. Beide grundlegenden Werke des Magical-Girl-Genres drehen sich um magisch begabte Mädchen, dessen Alltag stark durch ihre magischen Fähigkeiten beeinflusst wird. Sie lassen sich dem Comedy-Genre unterordnen. In den 80ern wurde dann eine erste Veränderung des Genres sichtbar. Werke wie »Magical Angel Creamy Mami« (1983-1984), »Magical Idol Pastel Yumi« (1986) und »Hime-chan no Ribbon« (1992-1993) setzten ihren Schwerpunkt auf Niedlichkeit und konzentrierten ihre Handlung nicht mehr alleine auf den von Magie beeinflussten Alltag, sondern auf fantastische Abenteuer. So reist zum Beispiel Yu in »Magical Angel Creamy Mami« in eine Fantasywelt, um ihre Kräfte wieder zu erlangen, nachdem sie diese durch ein Missgeschick verloren hat. Von den Kriegerinnen, wie wir sie heute kennen, fehlte jedoch noch jede Spur.
»Cutie Honey« (1973-1974) wagt den ersten Schritt in die uns bekannte Richtung. Zwar lagen die Kräfte von Honey immer noch in der Verwandlung, doch konzentrierten sich ihre Abenteuer mehr auf die Bekämpfung des Bösen. Regisseur Hiroshi Shidara baut 1979-1980 zusammen mit Toei Animation auf dem bis dahin Geschaffenen auf, indem er nach einer Idee von Shiro Jinbo das Werk »Angel, das Blumenmädchen« produziert. Hier verwandelt sich die 12-jährige Lunlun mithilfe eines Blumenschlüssels in das Magical Girl Angel, um die sieben Blumen zu finden, mit dessen Hilfe sie die böse Königin auf dem Planeten Flower stoppen kann. Sie wird begleitet von einem sprechenden Hund und einer sprechenden Katze, die vom eigentlichen König Flowers entsandt wurden, um Angel zu unterstützen. Als Gegner stellen sich ihr die Diener der bösen Königin entgegen. Mangaka Naoko Takeushi verleiht dem Genre 1992 eine Spur mehr Dramatik: Ihr Werk »Bishoujo Senshi Sailor Moon« löst unter den Titel »Sailor Moon« einen weltweiten Hype aus und wird dadurch ein wichtiger Teil der Globalisierung von Anime. Begleitet von einer sprechenden Katze muss Usagi, die sich in die magische Kriegerin Sailor Moon verwandeln kann, die Prinzessin des Mondes und den Silberkristall finden, um das dunkle Königreich aufzuhalten. Titel wie »Weeding Peach« (1994-1996), »Jeanne, die Kamikaze-Diebin« (1998-2000), »Cardcaptor Sakura« (1996-2000), »Tokyo Mew Mew« (2000-2003), »Doremi« (1999-2003) und »Pretty Cure« (2004-heute) orientieren sich an den Kriegerinnen in niedlichen Kostümen, dessen Handlung Action, Comedy und Drama vereint. Eine lange Era brach an, in denen die Kriegerinnen alleine oder im Team die Welt vor ihrer Zerstörung retteten.
Nachdem 2004 »Magical Girl Lyrical Nanoha«, ein Spin-off zu »Triangle Heart«, seinen Inhalt zum Teil am erwachsenen Publikum ausrichtete, folgte 2011 der große Umbruch des Genres mit »Puella Magi Madoka Magica«. Plötzlich gleicht das einst wortwörtlich rosige Magical-Girl-Genre einem Horrorfilm. Niedliche Alltagsszenen mischen sich mit Kämpfen, die vor Brutalität und Grausamkeit nur so strotzen. Die psychische Belastung der Charaktere wird bis an ihre Grenze gebracht. Ein Imagewechsel, um das über die Jahre älter gewordene Publikum nicht zu verlieren? Von nun an teilte sich das Genre in zwei Bereiche: diejenigen, die wie »Puella Magi Madoka Magica« sein wollten, und diejenige, die an dem niedlichen Ursprung festhielten. Über die Jahre folgten kreative Ideen wie »Magical Girl Ore« (2012-2014), in denen sich die Mädchen in männliche Krieger in Matrosen-Kleidchen verwandelten, oder »Magical Girl Site« (2013 bis heute), welcher Gore-Elemente einfließen lässt. Die Vielfältigkeit des Genres wird wächst, doch von einer erneuten Evolution ist nach acht Jahren keine Spur.
Angekommen in der heutigen Zeit bringt uns nun das Animationsstudio Liden Films (»Akashic Records of Bastard Magic Instructor«, »Love and Lies«) unter der Anleitung von Hideyo Yamamoto (»Prince of Tennis II«, »Strike the Blood«) die Anime-Adaption der 2015 bei Square Enix gestarteten Mangareihe »Magical Girl Spec-Ops Asuka« von Makoto Fukami (Drehbuch: »Psycho-Pass«) und Seigo Tokiya (Zeichnungen: »Crimezone«). Im Gegensatz zu den bisherigen Werken des Genres beginnt »Magical Girl Spec-Ops Asuka« seine Geschichte erst ab dem Zeitpunkt, nachdem die magischen Kriegerinnen die Welt bereits gerettet haben:
Die Magical Girls in »Magical Girl Spec-Ops Asuka« haben die Welt gerettet. Die Welt, aber nicht sie. Sie haben ihre Seelen einer anormalen Belastung ausgesetzt, ihre Hände in Blut getränkt und viele Kameradinnen verloren. Dies scheint kaum jemanden zu interessieren, wie in mehreren Szenen innerhalb des Anime zu vernehmen ist. Während die Magical-Girls in den bisherigen Titeln am Ende ihrer Reise ein glückliches Leben führen (mit Ausnahme von Zenmyo, die als Stein endet), geht für Asuka und die Magical Five der Kampf weiter. Nicht nur der erneut aufkommende Kampf gegen die Disas, sondern auch der Kampf mit den Folgen ihrer traumatischen Erlebnisse. Schuldgefühle, PTBS und ihre mangelnde Reintegrationsfähigkeit in die Gesellschaft sind nur einige der Folgen, mit denen sie sich auseinandersetzten müssen – ahnlich wie Soldaten, die aus dem Krieg zurückkehren. Rapture, War Nurse und Co. sind der Bedeutung des Worts entsprechend ebenfalls Soldaten. Soldaten in niedlichen, figurbetonten Kostümen, die viel Platz für Fanservice bieten. Da passt es ins Bild, dass die Magical Five im Gegensatz zu den bisherigen Magical Girls keine eigenständig argierenden Individuen, sondern eine Sondereinsatzkräfte des Militärs sind. Sie wurden extra für den Kampf gegen die Disas geschaffen. Dabei haben sie sich das Leben als Magical Girl niemals so brutal vorgestellt. Sie sahen in ihrer Kindheit doch die bunten Abenteuer im Fernsehen laufen. Entsprechend erschütternd war die Realität und umso größer ist der Wunsch danach, wieder ein friedliches Leben führen zu können. Doch das Militär baut auf seine Sondereinheit, sodass der Kampf weitergeht. »Magical Girl Spec-Ops Asuka« lässt sich daher als Magical-Girl-Titel umrahmt von militärischen Strukturelementen zusammenfassen.
Ist ein militärischer Magical-Girl-Titel nun eine Evolution des Genres? Ich würde sagen: »Nein!« Vielmehr zeigt »Magical Girl Spec-Ops Asuka« eine weitere Richtung auf, die das Genre nehmen kann. Die Geschichte bestätigt einmal mehr, welche vielseitigen Wege Genres gehen können wie zuvor in Ansätzen in »Magical Girl Ore« oder »Magical Girl Site«. Auch »Magical Girl Spec-Ops Asuka« leiht sich Ideen wie den fortwährenden Kampf und die Zusammenarbeit mit dem Militär, hält jedoch in vielen Punkten an Altbewährtem fest. Die Kriegerinnen kämpfen noch immer in niedlichen Kostümen brutal und unverblühmt gegen Schurken und Monster und dessen Story richtet sich an das erwachsene Publikum ebenso wie sich viele vorhergegangene Titel, an dem mutigen Schritt von »Puella Magi Madoka Magica« orientierten.