On Tour: Akiba Pass Festival 2018 – Zwischen Staunen und Geflenne

On Tour ist die Sammelkategorie für Reiseberichte von Teammitgliedern zu allen relevanten Conventions und Events, zu denen wir uns auf den Weg gemacht haben. Vielleicht ist ja auch etwas für euren nächsten Ausflug dabei.

Das Akiba Pass Festival ruft und wir kommen: Nejy und Dimbula machten sich bereits zum vierten Mal auf, um das jährliche Anime-Kinofestival zu besuchen. Es ist zwar das größte Europas, aber was hat sich getan? Zuerst einmal flogen Realfilme und OVAs auf Fanwunsch erst einmal aus dem Programm. Mit Hannover/Garbsen kam auch ein neues Kino hinzu und in den Bestehenden einige Aussteller wie Bandai Namco mit aktuellen Demos nach Köln. Der Traum von richtigem Rahmenprogramm neben den Filmvorführungen ging für Peppermint Anime (und die Besucher) jedoch auch dieses Jahr nicht in Erfüllung. Eine Premiere gab es dafür auf anderer Seite: Um Eureka Seven Hi-Evolution und Mademoiselle Hanamaru nachzuholen, fuhr Dimbula in der Woche darauf noch einmal zur Vorführung nach Hannover/Garbsen. Andere Dinge – wie, dass der Festivaltasche Samurai Flamenco beiliegt – ändern sich vermutlich nie.

Der Videobeitrag

Timeline 1

grüner Daumen

Wäre Your Voice -KIMIKOE- nicht im Rahmen des Festivals gezeigt worden, hätte ich ihn vermutlich ignoriert. Schon bei der Ankündigung (wir berichteten) wirkte das Trainingsprojekt für Jungsynchronsprecher wie eine graue Maus. Zu Unrecht, denn der Film treibt einem die Tränen in die Augen. Fakt ist: Studio Madhouse baut sich gerade einen Ruf für überaus solide Slice-of-Life-Anime auf, anstatt sich auf seinen Klassikern auszuruhen.

Timeline 2

gelber Daumen

Gerade noch rechtzeitig hat es Firework in das Programm des Festivals geschafft, denn die Lizenz zum Anime-Film, der dieses Jahr auch für den japanischen Oscar als bester Animationsfilm nominiert ist, sicherte sich vor Kurzem erst Universum Anime. Dabei geht es um die Jugendliche Nazuna Oikawa, die zu Hause nicht weiter aushält. Parallel planen Norimichi Shimada und Yuusuke Azumi mit Freunden herauszufinden, ob Feuerwerke rund oder flach explodieren, und in der Welt eines Shaft-Films ist nichts unmöglich. Schuld daran ist eine kleine Murmel.

Timeline 3

grüner Daumen

Genauso für den japanischen Academy Prize nominiert – und in Kürze auch für den Ehrenpreis der Anihabara Awards – ist Mary and the Witch’s Flower – ein Film, der uns dieses Jahr gezeigt hat, dass Studio Ghibli kein Monopol auf das hauseigene Look & Feel seiner Familienfilme hat – kein Wunder, bei Studio Ponoc arbeiteten schließlich überwiegend alte Ghibli-Hasen an dem Film. Mary and the Witch’s Flower ist aber nicht nur eine gelungene Kopie, sondern hat auch eine wunderschöne Botschaft.

Timeline 4

grüner Daumen

Verglichen mit Fate/Stay Night und Fate/Stay Night: Unlimited Blade Works könnte Fate/Stay Night: Heaven’s Feel die definitivste Umsetzung der komplexesten und hintergründigsten Route der Visual-Novel werden. Darin liegt allerdings auch ein Problem: Ohne Hintergrundwissen ist schnell Endstation und viel Charakterisierung wird vorausgesetzt, um mehr Zeit zu haben, kommende Plottwists vorzubereiten. Visuell erinnert Heaven’s Feel entgegen des Plakats mit seiner dunklen, blutigen Note vor allem an Fate/Zero.

Timeline 5

gelber Daumen

Das französische Ankama Animation kennt man vor allem von Dofus und Wakfu. Zusammen mit Studio 4°C produzierte man nun eine brutale, leicht trashige Geschichte in Anlehnung an die französischen Banlieus, die in der ersten Hälfte vor allem an Grand Theft Auto und in der zweiten Hälfte vor allem an ein verdrehtes Men in Black erinnert. Zusammen mit Anspielungen auf die Ninja Turtles und einen Rap- & Dubsteb-Soundtrack sieht man dem Film seinen europäischen Ursprung an.

Timeline 6

roter Daumen

Nett gemeint: Fans von japanischen Trash-Filmen hatten mit Kaiju Mono ordentlich zu lachen. Zwar ist der Streifen filmisch – wohl auch aus Budgetgründen – im vergangenen Jahrhundert steckengeblieben, außerdem sind 2 Stunden für einen Trashfilm schon ziemlich lang, aber die Gags um Profi-Wrestler und crossdressende Professoren sind schon okay. Währenddessen im anderen Kinosaal: Über 100 hochrote Köpfe hofften bei der OVA zu The Testament of Sister New Devil, dass man die Stöhngeräusche im Nachbarkino nicht hören kann.

Fazit:

Gefolgt von der Vorführung der gesamten Kizumonogatari-Filmtrilogie vergangenes Jahr – ursprünglich wollte man nur den ersten Teil zu zeigen – dürfte 2018 das bisher stärkste Line-up gewesen sein. Zum Teil ist es der Verdienst von Peppermint Anime selbst, die mit Mutafukaz einer französisch-japanischen Koproduktion entgegen der breiten Masse einen Highlight-Platz zugewiesen haben. Andererseits erwirtschaften Animefilme weltweit Rekordumsätze mit Mutterkonzern Aniplex an vorderster Front, was man zumindest an der Quantität guter Animefilme bemerkt. Ein weiterer Trend sind Trilogien: Besser einen guten Film produzieren, bevor man gleich drei startet, hieß es damals. Ob diese These immer noch Gültigkeit hat und ob wir den zweiten und dritten Teil von Fate/Stay Night: Heaven’s Feel wie schon die Trilogie zu Persona 3 auch im Kino sehen werden, wird die Zeit zeigen. So oder so ist Peppermint Animes Kino-Festival mehr denn je eine gute Adresse, um wichtige Anime-Filme des vergangenen Jahres nachzuholen, die man so gar nicht auf dem Schirm hatte.

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