Um auf den Punkt Zeit für ein Spiel bzw die typische Spielzeit bei Spielen einzugehen - ich bin der Meinung…
Angezockt – Shin Megami Tensei IV Apocalypse ist kein Pokémon
Wenn Anime-Fans nicht Anime schauen oder Manga lesen, tun sie was? Richtig, vermutlich zocken und darum geht es hier: Wir schnappen uns ein aktuelles Game und schreiben unsere Gedanken dazu nieder, um am Ende die Frage beantworten zu können, ob sich ein Kauf denn jetzt lohnt.
Zwei Jahre nach Shin Megami Tensei 4 führt Atlus Fans im neusten Teil der Reihe erneut in die Alternativwelt zurück, um mit neuen Gesichtern eine alternative Geschichte rund um den Kampf zwischen Dämonen und Engeln zu erzählen. Ob Apocalypse mit seinem düsteren Setting auch etwas für Quereinsteiger ist, klären wir in unserem Test.
Machtlosigkeit im Endstadium
Willkommen im post-apokalyptischen Tokio. Du bist nur noch am Leben, weil dich ein runder Schutzwall vor den Engeln schützt, die dich mitsamt Dämonen vernichten wollten. Einer von uns fusionierte allerdings in letzter Sekunde mit einem Dämon und schuf so die Kuppel, die uns vom Tageslicht erfüllten Rest der Welt abschnitt. Von oberhalb gesandt verehren wir Samurai Flynn – den Protagonisten des Vorgängers – als letzte Hoffnung der Menschheit, die mittlerweile am Ende der Nahrungskette angekommen ist. Im Vergleich zu ihm bist du ein Niemand. Du bist Teenager Nanashi, ein Rekrut der Hunter Association, der für diese Versorgungstouren mit Kindheitsfreundin Asahi unternimmt und noch bevor er mittels Dämonen-App selbst am Kampf teilnehmen kann bei einem Überfall durch Oberdämon Merkabahs Garderobier Adramelech getötet wird. Um zumindest deine Kindheitsheitsfreundin zu retten, schließt du einen Pakt mit Gott Dagda und wirst fortan in den Kampf der Götter hineingezogen. Egal, wie sehr du dich gegen seine Entscheidungen wehrst, bist du letztendlich nur sein Sklave. Und nun zieh fort auf eine Reise, die viele Überraschungen für dich bereithält.
Zwischen den Fronten
Schon wieder kämpfen die arroganten Engel gegen die hinterlistigen Dämonen? Nicht ganz. Apocalyse stellt den Konflikt der Menschen untereinander und mit Dämonen und Engeln in den Hintergrund und erhebt eine neue Fraktion in die Reihen der Supermächte: Divine Power. Diese Gotteswesen kontrollieren fortan einen Drittel des Tokio, das man Schritt für Schritt auf der Karte freischaltet und zur Quicktravel-Liste hinzufügt. Die einzelnen Gebiete selbst sind schön entworfen, halten einen aber maximal durch Wegsperren vom Voranschreiten ab. Desto mehr Umwege du dabei in Kauf nimmst, desto größer ist die Belohnung. Das allgemein düstere Franchise legt in Sachen Bedrohlichkeit durch seinen gewöhnungsbedürftigen, aber passenden Artstil noch eine Schippe drauf. In den rund 50 Stunden Spielzeit sammelt man sein Geld durch Sammeln und Verkaufen von Nachschub, der nach einiger Zeit neu erscheint, und wählt alle paar Ortschaften aus 3 Varianten seine Ausrüstung neu aus. Wobei man eigentlich die Qual der Wahl gar nicht hat, denn es steht nur eine Variante für die drei Grundausrichtungen des Charakters – Nahkämpfer, Fernkämpfer, Magier – zur Verfügung.
Unterwegs mit Dämonen statt Pokémon
Ebenfalls ausgetauscht werden – und das mit fast jedem Level-Up – muss das Dämonen-Dreierteam, das sich mit Nanashi den Kämpfen stellt. Entweder bequatscht man über Kämpfe hinweg so lange den armen Dämon, bis er sich entnervt anschließt, oder man züchtet sich seine Supermutanten einfach durchs Fusionieren selbst. Dabei gehen die Fähigkeiten des Materials auf das Resultat über. Genauso verhält es sich mit den eigenen Fähigkeiten: Ist ein Dämon nach einigen Stufenanstiegen und neu erlernten Fähigkeiten erst mal ausgewachsen, gehen ausgewählte Fähigkeiten auf Nanashi über oder verstärken bereits bekannte Techniken bis zu 9 Mal. Die Empfehlungen für Fusionskombinationen erwiesen sich übrigens bei meinem Spieldurchlauf als der heilige Gral unter den Gameplay-Elementen und machten es möglich, das Spiel auch mal wegzulegen, ohne lange Wiedereinarbeitungsphasen zu fürchten.
Schere, Stein, Feuer, Eis, Blitz, Wind, Licht, Dunkelheit
Mit seinen fünf verschiedenen Attributwerten macht es Shin Megami Tensei IV Neu-Einsteigern nicht gerade schwer. Durch Kampfpartner, die vor dem gegnerischen Zug auch noch mal an der Reihe sind, kann man noch dazu kompensieren, was dem eigenen Team gerade fehlt. So ist man flexibel wie nie in der Zusammenstellung seiner Dämonen-Armee. Das Kampfsystem hat es aber immer noch in sich. Erneut zielt in den durch die Berührung von Silhouetten gestarteten Kämpfen alles auf das Ausnutzen von Schwächen ab, denn das gibt Bonuszüge und Buffs, während bei verfehlten und geblockten Angriffen das Gegenteil die Konsequenz ist. Wer dann so richtigen Nervenkitzel verspüren will, kann statt normalen Fähigkeiten auch diejenigen lernen, die zwar sehr wahrscheinlich kritisch treffen, aber oft danebengehen. Außerdem ist es möglich, dass ein Dämon im Kampf weggeweht wird, sodass man ihn erst mal suchen muss oder dir eine auftauchende Horde an Monstern schnell den Garaus macht. In dem Fall belebt Dagda dich aber einfach wieder.
Für alles gibt es eine App
Stufenanstiege machen den Protagonisten nicht nur stärker, auch steigern sie neben gemeldeten Leichen gefallener Kameraden die App-Punkte, die neue spielerische Komponenten ins Spiel bringen. Vom einfachen Erhöhen der Plätze für Dämonen und Fähigkeiten über die Regeneration von Lebens- und Manapunkten nach dem Kampf bis hin zu der Funktion, Dämonen um Geld anzubetteln, machen sie das Spiel um einiges weniger nervend. Neben den packenden Hauptquests gibt es ansonsten allerdings wenig zu tun in Apocalypse: Die Nebenquests sind einfache Such-, Jagd- und Zuchtaufträge oder Puzzlekämpfe. Noch dazu kommt das Spiel typisch für das Franchise komplett in Englisch daher – deutsche Untertitel oder japanische Sprachausgabe sucht man also vergeblich.
Lohnt sich Shin Megami Tensei IV Apocalyse?
Die Geschichte, die um die Machtlosigkeit der eigenen Spielfigur aufgebaut ist, packt von Sekunde null. Sollte die Story aus dem Vorgänger dann nicht mehr so gut sitzen, ist das gar kein Problem. Shin Megami Tensei IV Apocalyse erzählt das Wichtige neu und konzentriert sich dann auf Neues. Ist man mit dem Artstil erst einmal warmgeworden, vergehen die Stunden in der Apokalypse wie im Flug. Wer kein Problem damit hat, sich nach wenigen Stunden von einem der über 450 größtenteils aus Vorgängern bekannten Dämonen wieder zu trennen, wird auch mit dem simplen, aber fordernden Kampfsystem seinen Spaß haben. Alles in allem ist Shin Megami Tensei IV Apocalyse also ein mit seinen Neuerungen sehr runder und mit rund 50 Stunden Spielzeit auch sehr umfangreicher Handheld-Titel.
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