Anime-Review: Relife

Relife - Cover(Quelle: MAL)
Titel: Relife
Genre: Romance / Drama
Studio: TMS Entertainment
Release: 2016
Folgen: 13 à 24 Minuten
Publisher: Crunchyroll
Preis: im Simulcast-Abo

Knapp 1 Monat ist die Season jetzt alt und dem Trend des Binge Watchings sei Dank, kann sich nun auch Crunchyroll nach Netflix‘ Vorbild an dem Trend versuchen und brachte pünktlich zum Seasonstart am ersten Juli alle 13 Folgen des Jugenddramas von TMS Entertainment auf seine Plattform. Die Manga-Vorlage von Sou Yayoi folgt dabei ebenfalls einem Trend: Erwachsene Protagonisten, die in ihrer Schulzeit Fehler begangen haben, die sie nicht mehr loslassen à la Boku dake ga Inai Machi. Die Qualität vieler solcher Manga-Vorlagen steht zwar meist außer Frage, doch ob Relife seiner Vorlage gerecht wird, schauen wir uns im Kommenden einmal genauer an.

(Zusammenfassung)

Nach nur drei Monaten kündigt der 27-jährige Arata Kaizaki seinen Job, den er nach seinem Uniabschluss angetreten hat. Danach lief es nicht gut für ihn: NEET, Single und nun drehen ihm seine Eltern auch noch den Geldhahn zu. Was für ein Glück also, dass ihm eines Abends ein Mann begegnet, der ihn einlädt, an einem Rehabilitierungsprogramm für NEETs mit Namen Relife teilzunehmen.

Mittels mysteriöser Verjüngungspillen wird er so nicht nur wieder zum 17-Jährigen, sondern hat auch die Chance, einen Teil seines Lebens nochmal zu wiederholen und herauszufinden, was in seinem Leben schiefgelaufen ist. Er besucht wieder die Oberschule, wo er unter anderem die stille Außenseiterin Chizuru Hishiro kennenlernt. Ihm bleibt jedoch nur ein Jahr, um herauszufinden, was ihm fehlt …

Handlung

Bei Werken wie dem von Yayoi Sou hat man das Gefühl der Autor verpackt seine begangenen Fehler tief in den Gefühlen des Protagonisten und versucht diese im Verlauf der Handlung mit dem Leser zu teilen, was Relife unglaublich menschlich wirken lässt. Es bringt den Zuschauer so zum Umdenken, wenn nicht sogar zur Veränderung, wenn man es zulässt. Stichwörter wie der Luxus der Jugend oder mit dem Alter vergessene Emotionen treffen dabei im arbeitstüchtigen Japan einen Nerv. Die Episoden sind streng nach Manga eingeteilt und beschäftigen sich in Abschnitten jeweils mit den Charakteren. Nun geht der Manga jedoch auch nach der 13. Folge weiter und so kriegt gerade Hishiro wenig Screentime ab. Während Arata sich also immer wieder mit dem Selbstmord seiner Kollegin konfrontiert sieht, kann so eine Beschäftigung mit einem Nebencharakter über einige Folgen durchaus langweilige Züge annehmen. Die nächsten Aktionen sind dabei in gewisser Weise durchschaubar, hin und wieder aber mit unvermuteten Facetten versehen. Gerade das offene, dramatisierte Ende ist ein Beispiel dafür, da es trotz der Enthüllung in sich sehr rund rüberkommt durch die Vorhersehbarkeit. Und wenn die Gefühlspalette dann abgearbeitet ist, schafft es eine Mischung an Running Gags, Situationscomedy und Awkwark-Moments die ernste Stimmung aufzulockern, ohne sie zu zerstören, aber auch hin und wieder ohne lustig zu sein.

Charaktere

Auch hier macht es der Mangaka es TMS Entertainment mit einer Gruppe an selbstreflektierenden Charakteren, die sich ihren Schwächen bewusst sind, einfach. Sie bedienen zwar übliche Stereotypen, was für die Comedyeinlagen jedoch nötig ist. Im Verlauf des Anime machen angetrieben durch Arata Kaizaki die meisten Charaktere enorme Charakterwandel durch. Dieser selbst wirkt eher wie ein vom Schicksal übel mitgespieltes, hilfsbereites, bedachtes Stehaufmännchen mit guten Menschenkenntnissen als jemand, der charakterliche Probleme hat. Zu der freundelosen Chizuru Hishiro fühlt er sich emotional hingezogen, kann es sich aber nicht erklären. Ihr wiederrum fehlt es an Feingefühl im Umgang mit Menschen und mit sich selbst, was dazu führt, dass sie sogar Liebe googeln muss. Sie will sich zwar ändern, schafft es aber nicht alleine und wird durch ihre direkte Art oft missverstanden. Im Freundeskreis der beiden existieren außerdem noch Rena Kariu, die leicht aus der Verfassung zu bringen ist, Ooga heimlich liebt und nicht verlieren kann, was ihr starke Komplexe bereitet, und Kazuomi Ooga, einem schlauen Schönling, der weder Karius noch seine eigenen Gefühle versteht. Es verbleiben An Onoya, ein kontaktfreudiges Mädchen, was viel rumblödelt, und Ryou Yoake, Arata Kanizakis Supporter vom Forschungsinstitut, der hinter seiner fröhlichen, sadistischen Art, viel mit sich rumzutragen hat.

Animation

Animationstechnisch hat sich Relife selbst auch um einige Jahre verjüngert und nutzt nun Animationstechniken, die längst ausgestorben schienen. Entsprechend besticht die Animation, der an Anime aus den 2008er Jahren erinnert, auch mit einem Stil, der schnell zum Punkt kommt, was man an dem simplen Charakterdesign schon sieht. Typisch für die Zeit muss man nach computergenerierten Modellen mit der Lupe suchen und findet ein richtig auffallendes nur in Form eines Feuerwerks, da ansonsten vielem ein handgezeichneter Look verliehen wurde. Für das Jahr 2008 also sehr solide: Schade, dass wir schon 2016 haben. Zur Verteidigung muss man aber sagen, dass dieser Stil dem des Manga nachempfunden ist. Besonders sieht man das an den Comedy-Szenen mit ihren vereinfachten Charakterzeichnungen, ihrer übertriebenen Mimik und ihren simplen, teilweise bemusterten Hintergründen, was irgendwie an Noragami erinnert. Auch wie in Noragami hat man hier wieder Sprichwörter wie den Stich ins Herz bildlich umgesetzt. Ansonsten bleibt Relife mit einer Flashback-Folge im Weißstich und Erinnerungen mit schwarzem, rundem, verwaschenem Rand eher im Durchschnitt, was auch für die ED-Animation gilt, die eher Scroller als Animation ist, aber schöne buntstiftgezeichnete Endbilder je nach Folge hat.

Sound

Was Relifes Soundkulisse angeht, ist der Soundtrack sicher kein Komplettreinfall aber hier definitiv das schwächste Glied des Anime, was größtenteils an Masayasu Tsuboguchi liegt, dessen erster Anime-Soundtrack ebender von Relife ist. Das geht soweit, dass man bei dieser nicht nachbearbeitet wirkenden, simplen Hintergrundmusik einzelne klassische Instrumente wie da Klavier, den Bass oder das Schlagzeug oft nur alleine spielen hört und viele Tracks die Stimmung gar nicht unterstreichen. Komischerweise passt dies zum Gesamtstil, denn auch Sounds wie Hintergrundgespräche lassen sich nur ganz schwer ausmachen. Mit Button von Penguin Research setzt definitiv auch das OP keine Maßstäbe, ist aber insgesamt gut. Ansonsten hat man sich für die Endings zwölf alte Lieder von Sonys alten Minidiscs lizenziert. Die Songs erschienen hierbei alle zwischen 1996 und 2003 und stammen von Künstlern wie T.M.Revolution, Mika Nakashima oder L’Arc-en-Ciel. Überraschenderweise passen ihre unterschiedlichen Stile gut zu den Stimmungen, mit denen die einzelnen Folgen enden – leider aber nicht zur über die Folgen konstant bleibenden ED-Animation. Die Synchronsprecher wie die Stimme von Kariu gefielen mir allesamt ziemlich gut.

Fazit

Handlung: Charaktere: Animation: Sound: Gesamt:
9 / 10 10 / 10 8 / 10 6 / 10 83 / 100

Relife ist also gerade durch seine lockere Art eher weniger der geistige Nachfolger von Erased, bedient aber definitiv dieselbe Zielgruppe und hat ähnlich viele Stärken und Schwächen, wie der Anime von vorletzter Season. Ich persönlich kann mit alten Animationstechniken mit ganzeinheitlichem, handgezeichnetem Stil und einem minimalistischen Soundtrack mehr abverlangen als Plotlücken und plötzlichem 3D-CGI. Hinter dem komödiantischen Ansatz können Relifes Thematiken komplettiert durch ein offenes, aber rundes Ende Umdenken und Veränderung in einem auslösen.

Plus Minus
  • menschliches Charakterdrama
  • offenes, aber rundes Ende
  • simpler, ganzeinheitlicher Stil
  • teilweise unlustige Comedy
  • alte Animationstechniken
  • abgespeckte Soundkulisse

Ähnlich: Shigatsu wa Kimi no Uso (Anime) + Orange (Anime)

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