Angezockt – »Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo« – Ein Fluch oder doch eher ein Segen?

Wenn Anime-Fans nicht Anime schauen oder Manga lesen, tun sie was? Richtig, vermutlich zocken und darum geht es hier: Wir schnappen uns ein aktuelles Game und schreiben unsere Gedanken dazu nieder, um am Ende die Frage beantworten zu können, ob sich ein Kauf denn jetzt lohnt.

29007 492 800 eb0939bd066baaa6d3021d9c60ef0ab20a0f2817
Titel: Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo
Genre: Mystery-Adventure
Publisher: Square Enix
Entwickler: Square Enix
Release: 08. März 2023
USK: Ab 16 Jahren
UVP: 19,99 Euro

In unserem Freundeskreis ist es mittlerweile Tradition, dass wir uns die japanische Nintendo Direct zu Gemüte führen, während alle anderen die Direct in der hiesigen Sprache schauen. So kam es, dass wir uns bereits im Februar zu der ausgewählten Gruppe zählen durften, die wussten, dass »Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo« – ein Mystery Adventure im Visual-Novel-Gewand – relativ bald (nämlich am 08. März) nicht nur in Japan, sondern auch in Europa das Licht der Welt erblicken würde. Schon mit der Ankündigung sorgten der tolle 2D-Look des Spiels und natürlich die Mystery-Thematik bei uns für großes Interesse und umso mehr freute es uns, dass wir dank Square Enix die Möglichkeit hatten, das Spiel bereits wenige Tage vor Release anzufangen. Und das obwohl wir seit Ewigkeiten keine Visual Novel mehr gespielt haben und, um ehrlich zu sein, dem Genre sogar fast abgeschworen hatten.

 

Was ist die Story von »Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo«?

Eine Frage, die nicht einfach zu beantworten ist. Ein Großteil des Spaßes mit dem Spiel stammte aus unserer Unwissenheit – wir haben uns einfach auf das Spiel eingelassen. Um euch diese Möglichkeit auch zu geben, fassen wir uns kurz und weitgehend spoilerfrei.

6

»Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo« spielt in der späten Showa-Zeit (1926–1989) im Sumida-Bezirk von Tokyo. Dort machen seit langer Zeit die sogenannten Sieben Mysterien von Honjo ihre Runde, die in Verbindung zu einem Wiederbelebungsritual stehen sollen. Der junge Büroangestellte Shogo Okiie besucht eines Abends zusammen mit seiner Bekannten Yoko Fukunaga den Kinshibori-Park, um eins der Mysterien zu untersuchen. Er steht dem Ganzen skeptisch gegenüber, aber am Ende zwingen die Umstände ihn, an einem perfiden Ritual rund um die sieben Mysterien und den mit ihnen in Zusammenhang stehenden Flüchen teilzunehmen, um das zurückzugewinnen, was ihm genommen wurde. Doch Shogo ist nicht der Einzige auf der Suche nach der Wahrheit und so beginnt sich ein Netz des Unheils zu spinnen, das Realität und Okkultes miteinander verschwimmen lässt …

2

Ohne auf weitere Details einzugehen, um Spoiler zu verhindern, müssen wir sagen, dass uns die Geschichte von »Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo« so sehr gebannt hat, dass wir das Spiel innerhalb von drei Tagen neben der Arbeit durchgespielt haben. Das ergibt eine Spielzeit von ungefähr zehn bis zwölf Stunden. Selbstverständlich gibt es so einige Momente, die zu Kopfkratzen geführt haben, und hier und da kam der eine oder andere Twist etwas zu sehr mit dem Holzhammer, aber im Großen und Ganzen war die Zeit äußerst unterhaltsam und kurzweilig.

 

Doch wie bewegt man sich durch die Geschichte von »Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo«?

5

Wie eben erwähnt ist Shogo nur eine von vielen Personen, die die Sieben Mysterien erforscht, und tatsächlich ist es ein grundlegender Bestandteil von »Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo«, dass man zwischen der Perspektiven der verschiedenen Charaktere wechselt, Nachforschungen anstellt und so die Story vorantreibt. Dabei kann man sich jedoch nicht frei als Honjo bewegen, sondern man ist eine Art »mitbestimmender Zuschauer«. Dies wird einem dadurch suggeriert, dass man direkt zu Beginn des Spiels von einem Erzähler begrüßt wird. Neben dem steht ein Fernseher steht und in den, wenn eine Unterhaltung mit dem Erzähler beendet ist, wieder hineingezoomt wird. Des Weiteren gibt es ein Story-Übersichtsmenü, in dem man zwischen den einzelnen Abschnitten auswählen kann. Die einzelnen Abschnitte werden dort als kleine Bildschirme dargestellt, was das Gefühl des »mitbestimmenden Zuschauers« noch weiter verstärkt.

3

Das Übersichtsmenü hat dabei weitaus mehr Bedeutung als das Kapitel-Menü einer DVD, denn tatsächlich verlaufen nicht alle Storylines linear und falsche Entscheidungen können gut und gerne auch zu einem ungünstigen Ende für einen eurer Charaktere führen. Bisweilen sind diese bösen Enden auch notwendig, um etwas zu lernen, was ihr dann verwenden könnt, um den jeweiligen Charakter zu retten oder woanders weiterzukommen. Dabei verwendet »Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo« immer wieder interessante Mechaniken und zwingt Spielende auch außerhalb der abgetrampelten Gaming-Muster zu denken. Toll ist dabei auch, dass euch »Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo« zu Beginn in Form des Erzählers für ein paar Tipps an die Hand nimmt. Das vermittelt, was das Spiel von einem verlangt, ehe es euch allein losziehen lässt. Positiv ist außerdem, dass man bei Wiederholungen bestimmter Abschnitte auch mehrere Einstiegspunkte auswählen kann, um nicht den gesamten Abschnitt erneut spielen zu müssen. Man steigt dort ein, wo man etwas anders angehen möchte.

3

Die Abschnitte selbst variieren in ihrer Länge und der Freiheit, die sie Spielenden geben. Aber auch wenn wir Freiheit sagen, geht sie nie darüber hinaus, sich auf der Stelle aus der Perspektive des Charakters umzusehen, Dinge zu untersuchen, Leute zu befragen und in seltenen Fällen auch den Ort zu wechseln, an dem man sich gerade befindet. Komisch fanden wir dabei, dass manche Unterhaltungen beziehungsweise Untersuchungen von Gegenständen daraus bestanden, einfach immer und wieder den gleichen Prompt zu klicken, bis die Option entweder einen kleinen Haken erhielt oder die Texte begannen sich zu wiederholen. Es wäre verständlich gewesen, wenn die Unterbrechung damit zusammengehangen hätte, dass sich in der Umgebung etwas getan hat oder man etwas Neues machen kann, aber das war meistens nicht der Fall. Deshalb haben wir uns häufig unnötig aus der Story hinausgeworfen gefühlt. Auch die fehlende Synchronisation mindert die Immersion des Spiels ein wenig und bringt so sicher den ein oder anderen Lesemuffel dazu, das Spiel nicht anzufassen. Des Weiteren wird deutschen Spielenden eventuell negativ auffallen, dass das Spiel nur auf Englisch oder Japanisch spielbar ist.

 

Was ist mit den technischen Aspekten von »Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo«?

7

Bereits zu Beginn dieses Angezockt haben wir »Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo« als Mystery Adventure im Visual-Novel-Gewand beschrieben und als solches ist es in seiner grafischen Gestaltung eher simpel. Der gestalterische Fokus liegt ganz klar auf den 2D-Charakteren, die zwar animiert sind, aber auch das nur spärlich. Am Ende ist es wohl eine Frage des Geschmacks, aber uns gefielen die Designs der Charaktere wirklich gut und jeder von ihnen war einzigartig genug, um nicht im Mix unterzugehen. Wir haben das Spiel über Steam sowohl auf dem PC als auch auf dem Steam Deck gespielt und auf beiden Plattformen lief es – sowohl mit Tastatur und Maus als auch mit Gamepad – problemlos. Wenn man etwas bemängeln müsste, dann, dass einige Grafiken auf dem Steam Deck trotz passender Auflösung sehr verpixelt ausgesehen haben. Dies kann aber auch einfach ein Kompatibilitätsproblem gewesen sein, das mit den richtigen Einstellungen beseitigt werden kann. Trotzdem ist es verwunderlich, dass die maximale Auflösung des Spiels 1280 x 1024 beträgt. Dies stößt der ein oder anderen Person sicherlich sauer auf, uns störte es aber nicht.

Neben Steam ist das Spiel auch für die Nintendo Switch, iOS und Android verfügbar, und auch wenn wir zu der technischen Umsetzung dort nichts sagen können, können wir uns vorstellen, dass das Spiel auf diesen Plattformen auch gut spielbar ist.

 

Das Fazit

8

grüner Daumen

Nach unseren etwas mehr als zehn Stunden mit »Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo« müssen wir sagen, dass es schade ist, dass diese Adventure-Perle leider in der Releaseflut der letzten Zeit untergegangen ist und wollen das Spiel Visual-Novel-Fans und -Muffeln zugleich ans Herz legen. Für zwanzig Euro kann man nicht viel falsch machen und vielleicht führt euch »Paranormasight: The Seven Mysteries of Honjo« so wie uns zurück in die wunderbare Welt der Visual Novel.

 

Plus Minus
  • unterhaltsame Story
  • angenehme Länge
  • tolles Artwork
  • selbst für Visual-Novel-Muffel zugänglich
  • besondere Spielmechanik-Twists regen zum Nachdenken an
  • keine deutsche Sprachausgabe
  • maximale Auflösung von 1280 x 1024
  • unnötige Unterbrechungen in Dialogen

Rezensionsexemplar - Square Enix

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Scroll to top