On Tour: Das sind die Erkenntnisse aus den Ehrengast-Panels der AnimagiC 2019

On Tour ist die Sammelkategorie für Reiseberichte von Teammitgliedern zu allen relevanten Conventions und Events, zu denen wir uns auf den Weg gemacht haben. Vielleicht ist ja auch etwas für euren nächsten Ausflug dabei.

Gemeinsam mit deutschen, japanischen und internationalen Firmen lädt die AnimagiC jedes Jahr jede Menge japanische Ehrengäste nach Mannheim ins Rosengarten-Kongresszentrum ein. Wer dem Ruf folgt, hält neben Signierstunden meist ein Q&A. Wir haben uns vier solche Q&As für euch angesehen, Fragen gestellt und die wichtigsten Erkenntnisse daraus notiert.

The Promised Neverland


Teilnehmer: Mamoru Kanbe (Regisseur des Anime) und Kenta Suzuki (Aniplex-Produzent des Anime)

(geschrieben von Dimbula)

The Promised NeverlandMamoru Kanbe (»Elfen Lied«) ist kein Unbekannter, wenn schaurige Stimmung und blutiges Geschehen im Vordergrund stehen sollen. Dieser Gedanke muss auch Kenta Suzuki und seinem Arbeitgeber, der Produktionsfirma Aniplex, gekommen sein, als er mit dem 57-jährigen Regisseur im Schlepptau und dem Animationsstudio CloverWorks im Rücken als eine von vielen Firmen beim Shueisha-Verlag eine Pitch-Präsentation um die Umsetzungsrechte hielt, nachdem er den Hitmanga schon im »Weekly Shōnen Jump« verfolgte. Suzuki selbst hatte Kanbe zuvor lediglich den Manga in die Hand gedrückt und gleich die Frage »Wann machen wir den Anime?« gestellt, nachdem sein Interesse feststand – den Erfolg des Manga und den Druck dadurch realisierte Kanbe erst später. Viel Zuspruch gab’s vom Publikum allerdings für seine Änderungen im Vergleich zum Manga: Weniger Monologe ließen Raum um die bedrohliche Stimmung in Bildern zu erzählen, Kameraeinstellungen wurden an die Positionierung von Überwachungskameras angelehnt und Isabellas Charakter erhielt neue Seiten, nachdem Kanbe glaubte, diese im Manga zu sehen. Ihre Schwangerschaft als Flashback nahm er dann allerdings hinaus – es hätte das Pacing in den finalen Momenten der ersten Staffel gestört. Letztendlich macht der Künstler aber einfach und denkt gar nicht so viel nach. Obwohl die Serie in Japan auch bei Schülern beliebt ist, lautet die Devise deshalb: Keine Rücksicht auf Verluste und so gruselig, wie es die Zensur im TV erlaubt! Bereits nächstes Jahr geht es mit Staffel 2 weiter. »Seid gespannt auf mehr Action-Szenen«, äußerte sich Suzuki abschließend zu diesem Thema.

Goblin Slayer


Teilnehmer: Kumo Kagyu (Autor der Light-Novel), Kousuke Kurose (Zeichner des Manga), Takaharu Ozaki (Regisseur des Anime), Tsunaki Yoshikawa (Animation-Producer des Anime)

(geschrieben von Dimbula)

Goblin SlayerDie Geschichte von »Goblin Slayer« beginnt wie für so viele Light-Novels auf einer Plattform, auf der User ihre selbstgeschriebenen Geschichten hochladen können. Beim »GA Bunko Grand Prix« hatte er mit dem Werk allerdings keinen Erfolg und auch nicht im darauffolgenden Jahr mit einem historischen Drama, weshalb man ihm riet, besser an »Goblin Slayer« weiterzufeilen, denn historische Dramen sind schwierig fürs junge Publikum. Als Fan amerikanischer Comics also Batman und den Punisher  als Vorbild für den Goblin Slayer genommen sowie die Namen der Fantasie der Zuschauer in Anlehnung an Pen-&-Paper-Abenteuer wie »Dungeons & Dragons« überlassen und weiter geht’s. Wenig später begann dann Yousuke Kurose seine Arbeit an der Manga-Umsetzung: Der junge Mangaka hatte gerade eine Serie beendet und »Goblin Slayer« aus verschiedenen Angeboten gewählt. Die Kampfszenen gehen ihm leicht von der Hand – genauso wie Kagyu übrigens, der neben Kampfszene auch besonders gerne die Szenen mit der Elfenbogenschützin schreibt: Kurose denkt dann einfach an Action-Movies, Finisher-Moves sowie Open Worlds wie »Far Cry«, »The Elder Scrolls« und »The Witcher«. Sowieso: »Was bei Berserk geht, geht auch bei mir«, meint Kurose. Seine Meinung teilt auch Ozaki: »Wir haben im Team viel diskutiert, in wie weit wir uns selbst zensieren müssen. Ich mochte aber vor allem die Charaktere und das menschliche Drama in dem Werk, weshalb wir uns entschieden, über die übermäßige Gewalt etwas Positives wie Freundschaft und Bindung zu erzählen«. Produzent Yoshikawa ergänzte: »Der Generationswechsel gibt den Kreativen mehr Freiheit in Bezug auf Gewalt als gestalterisches Mittel«. Letztendlich war nicht der Autor, sondern Ozaki schwierig für das Animationsteam: »Statt 3 bis 4 Anmerkungen standen in meinen Storyboards meist 12 Anmerkungen. Ich habe versucht, mich in die Rolle eines Kameramanns am Set von Tarantino-Filmen, »Mad Max« oder Sam Raimis »Spider-Man« zu versetzen, um diese weiten Kameraeinstellungen in die Kämpfen zu entwickeln. Den Sword-Maiden-Ark haben wir letztendlich deswegen vor den Angriff auf die Farm gezogen, damit wir die erste Staffel damit beenden können«. Das Beeindruckende für Ozaki war dabei, dass der junge Autor bei all den Referenzen auf alte Filmklassiker trotzdem mitdiskutieren konnte und Mangaka Kurose stieg während des Panels gleich mit ein: »Ich habe mich für meine Kampfszenen an John Wick orientiert«.

Overlord


Teilnehmer: Kugane Maruyama (Autor der Light-Novel), so-bin (Illustrator der Light-Novel), Yukie Sugawara (Drehbuch des Anime) und Minoru Ashina (Regisseur: »Overlord: Ple Ple Pleiades«)

(geschrieben von Yaku)

OverlordGerade erst als Gesamtausgabe erschienen, startete das Panel mit einem Screening der ersten Folge der zweiten Staffel im deutschen Synchrongewand, bevor die Gäste ein wenig von sich und natürlich über die Arbeit an »Overlord« erzählten: Die größte Überraschung des Panels war womöglich die Bekanntgabe, dass sich eine vierte Staffel der Anime-Serie in Produktion befinde. Genauere Angaben wurden aber nicht gemacht. Darüber hinaus wurde viel über die Produktion der Serie und die Herausforderungen eines solchen Werkes geredet: In der ersten Staffel drehte sich noch alles um Ainz Ooal Gown. Man wollte sich erst danach in Staffel 2 und 3 stärker um die Welt kümmern, in der die Serie spielt. In Staffel 1 brachte sich vor allem Kugane Maruyama noch stärker ein und das Team entdeckte viele Szenen, wo noch einmal Hand angelegt werden musste. Wenn Ainz Ooal Gown zum Beispiel eins statt zwei Hörnern in den Händen trug. Kleiner Fun-Fact: Staffel 2 und 3 wurden zeitgleich produziert und aufgrund der großen Nachfrage der Fans letztendlich in ebenjene zwei Staffeln geteilt, damit die Fans nicht so lange auf weiteres Material warten müssen. Yukie Sugawara wollte sich mit der Serie selber beweisen, dass sie ein solches Projekt zum ersten Mal in der Rolle der leitenden Drehbuchschreiberin und noch dazu die Umsetzung einer Light-Novel gestemmt bekommt. Auf die Frage, was besonders schwer gewesen sei, antwortete sie, dass man darauf achten müsse, alle Sub-Plots gleichwertig zur Haupthandlung in die Geschichte einzubauen. 

Rascal Does Not Dream of Bunny Girl Senpai


Teilnehmer: Soichi Masui (Regisseur des Anime), Kazuya Kita (Animation-Producer des Anime) und Shuko Yokoyama (Aniplex-Produzentin des Anime)

(geschrieben von Dimbula)

Rascal Does Not Dream of Bunny Girl SenpaiDass die Geschichte von »Rascal Does Not Dream of Bunny Girl Senpai« mit dessen metaphorischer Darstellung von pubertären Problemen weltweit verstanden wird, kommt laut Aniplex-Produzentin Shuko Yokoyama vor allem durch den Erfolg des Mediums Anime und dem Interesse seiner Konsumenten an Anime-Kultur. Das wäre vor 15 Jahre ganz anders gewesen! Insgesamt vier Firmen haben um das Werk von Hajime Kamoshida gebuhlt und Aniplex gewann letztendlich mit dem Plan, die ersten fünf Novels als Serie und Band 6 und 7, welche mit Selbstverwirklichung ein schweres Thema anschlagen, als Animefilm umzusetzen. Hajime Kamoshida (»The Pet Girl of Sakurasou«) ist auch kein Unbekannter und arbeitete bereits als Drehbuchschreiber an Anime-Produktionen mit. Seinen Rat bei der Präsentation, wie seine Charaktere aus den verschiedensten Blickwinkeln aussehen, hörte man entsprechend gern. Um die Probleme des Erwachsenwerdens umzusetzen, stellte sich Regisseur Soichi Masui auf der anderen Seite immer wieder ähnliche Situationen vor, wie er sie als Schüler oder Erwachsener erlebte. »Vor allem die alltäglichen, kleinen Bewegungen sind für Serien wie diese besonders wichtig«, meint er. Das Bunny-Girl-Visual selbst sei dann bloß noch »eine Falle für junge Herren« aus Marketinggründen, denn die Geschichte sei stark genug, dass die Zuschauer die Serie auch weiterverfolgen.

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