Angezockt – Atelier Sophie

Wenn Anime-Fans nicht Anime schauen oder Manga lesen, tun sie was? Richtig, vermutlich zocken und darum geht es hier: Wir schnappen uns ein aktuelles Game und schreiben unsere Gedanken dazu nieder, um am Ende die Frage beantworten zu können, ob sich ein Kauf denn jetzt lohnt.

Atelier Sophie - BoxartPünktlich zur Ankündigung der Anime-Lizenzierung von Atelier Escha & Logy durch KSM dachte ich mir, man könne doch einen Artikel über die Games und im Speziellen über das kürzlich hierzulande erschienene Atelier Sophie: Fushigi na Hon no Renkinjutsushi (The Alchemist of the Mysterious Book) schreiben. Meine Gedanken hierzu bringe ich euch im Folgenden näher.

 

Die Spielreihe

Atelier Sophie ist das mittlerweile 17. Spiel der Atelier-Reihe, die in sechs Unterreihen aufgeteilt ist. Die drei PS3-Vorgänger Atelier Ayesha, Atelier Escha & Logy und Atelier Shallie gehörten beispielsweise zur Dusk-Reihe, während die drei Teile davor – ebenfalls PS3-Spiele – zur Arland-Reihe gehörten. Ganz so streng sieht man das mit der Unterteilung bei Gust allerdings nicht, denn altebekannte Charaktere lassen sich regelmäßig in neuen Spielen wiedertreffen und können teilweise sogar für die eigene Party gewonnen werden. Zudem sind die Geschichten miteinander verwoben. Doch worum geht es überhaupt? Die Atelier-Spiele sind typische japanische RPGs. Man spielt aus der Sicht eines oder zwei Alchemisten und ich lege deshalb so viel Wert auf den Begriff Alchemisten, da die Alchemie nicht nur ein wesentlicher Bestandteil der Spiele ist, sondern essenziell wichtig, da man mit der Alchemie seine Items erstellt und damit auch indirekt neue Waffen und Rüstungen freispielt und auch der Handlung dient die Alchemie als Mittel zur Erfüllung der eigenen Träume oder dem Abwenden von großem Unheil. Alchemie funktioniert dabei immer nach demselben Grundprinzip: Man geht hinaus in die Welt und tötet Monster, die beispielsweise Felle oder Schuppen droppen oder sucht an bestimmten Sammelstellen nach Pflanzen, Erzen, Gemüse, Steinen und vielem, vielem mehr. Dann geht es zurück ins Atelier zum Alchemiekessel, haut alles rein, rührt einmal drüber und erhält ein neues Item. Klingt einfach, ist aber ein sehr komplexes und ausgeklügeltes System, das bei jedem Spiel unterschiedlich funktioniert. Doch später mehr dazu.

 

Die Handlung

Atelier Sophie - Screenshot 1Die Protagonistin dieses Spiels, Sophie, hat ihr alchemistisches Wissen von ihrer Großmutter geerbt, die leider schon verstorben ist. Sophies sogenanntes Wissen beschränkt sich dabei aber nur auf eine Heilsalbe, die Sophie erstmal gründlich in den Sand setzt. Ein Buch ihrer Großmutter findet dies im Übrigen ausgesprochen komisch. Ja, ein Buch. Ein fliegendes, sprechendes Buch. Selbst in der Welt der Alchemisten ist das ein eher seltener Fall und so kommt es, dass Sophie diesem Buch die Erinnerungen zurückgeben will, die es verloren hat. Dazu muss Sophie sich neue Rezepte einfallen lassen. Diese schreibt sie dann in dem Buch namens Plachta nieder und Plachta bekommt dafür einen Teil ihrer Erinnerung wieder. Doch wer genau ist Plachta? Warum hat sie sich in ein Buch verwandelt und ihre Erinnerung verloren? Zusammen mit ihren Kindheitsfreunden Monika und Oscar begibt sich Sophie auf den Weg, um diese Fragen zu beantworten. Mit fortschreitender Story stoßen immer mehr Leute zu der Party und nebenbei gibt es auch noch einige andere Geschichten zu erleben …

 

Das Gameplay und meine Eindrücke

Atelier Sophie - Screenshot 2Man steuert sowohl in Stadt als auch Welt Sophie und hat alles dank Third-Person-Perspektive bestens im Blick. Auf der Weltkarte bewegt man einen Anker und wählt damit das nächste Ziel aus. Laufen auf der Weltkarte so wie auch das Synthetisieren kostet Zeit. Doch anders als in anderen Spielen, in denen man storyrelevante Aufgaben zu einem bestimmten Zeitpunkt erfüllt haben muss, spielt die Zeit hier eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist dies nur für beispielsweise Requests mit einem Zeitlimit. Schafft man diese Requests nicht, ist dies aber kein Beinbruch, sondern man erhält lediglich keine Belohnung. Ansonsten ist die Zeit nur bei einem Portale wichtig, das sich an einem bestimmten Tag öffnet. Wichtig ist jedoch, dass es neben Tagen nun auch noch Nächte gibt und sogar andere Wetterlagen. Dann erscheinen andere Monster. Klarer Minuspunkt geht an die Grafik, die mal wieder recht simpel ausfällt und auch teilweise recht eckig und kantig ist. Selbst die PS3, für die das Spiel auch erschien, kann da wesentlich mehr. Schön sind allerdings wieder die Illustrationen, die bei Events zum Einsatz kommen, und das Opening, das immer wieder zum Verweilen einlädt. Allgemein hat man sich musikalisch wieder richtig ins Zeug gelegt und schöne, passende Soundtracks auf die Beine gestellt. 

 

Das Sammelsystem

Zur Sammelstelle hin, eintüten und mitnehmen. Im Grunde keine großer Aufwand und nicht der Erwähnung wert, wäre da nicht ein neu hinzugefügtes Detail. Unter der Mini-Map oben rechts leuchtet erstmal nur eine Lampe, wenn man einen Dungeon betritt. Erlegt man Monster und sammelt Items gehen nach und nach bis zu vier weitere Lichter an. Das hat den Effekt, dass man qualitativ hochwertigere und mehr Items von einer Stelle bekommt. Leidiger Nebeneffekt: Die Monster werden auch wesentlich stärker.

 

Das Kampfsystem

Atelier Sophie - Screenshot 3Das Kampfsystem ist wie bei allen Atelier-Spielen rundenbasiert. Am Anfang entscheidet die Ausrüstung (Schnelligkeit) darüber, wer beginnt. Danach ordnet sich aufgrund der Schnelligkeit in Kombination mit der Waiting-Time, die abhängig ist vom eingesetzten Angriff, Skill oder Items. Aus diesen drei wählt man einmal die Runde aus und bestätigt. Es gibt natürlich noch die Option Flucht, die aber bei Bosskämpfen, wie könnte es anders sein, gesperrt ist. Zudem addiert sich zugefügter Schaden auf, der sich in Zusatzangriffe oder höhere Verteidigungswerte ummünzen lässt. Klingt nicht besonders spannend, was es in den meisten Fällen auch ist, da es oftmals nur immer wieder dieselben Aktionen sind. Einzig Bosskämpfe, Minibosskämpfe oder besondere Monster bieten Abwechslung, da dort andere Strategie nötig sind und diese Kämpfe auch länger dauern. Doch das Hauptaugenmerk der Spiele liegt auch nicht auf dem Kampfsystem, sondern …

 

Das Alchemiesystem

Atelier Sophie - Screenshot 4Das Alchemiesystem ist wie erwähnt sehr komplex, weswegen hier ein längerer Abschnitt folgt: Eine mannigfalitige Auswahl an Möglichkeiten machen es möglich, dass man entweder nutzlosen Staub oder ein Item, das Bosse fürchten lehrt, kreiert. Es geht ja schon damit los, dass es über 100 verschiedene Syntheseitems gibt. Und selbst gleiche Items unterscheiden sich durch Qualität und Eigenschaften. Die Items werden zudem noch in Kategorien zusammengeführt wie z.B. Öl, Wasser, Drache, Tier, Pflanze. Dabei kann das gleiche Item durchaus auch in mehreren Kategorien auftauchen. Man will also ein neues Item synthetisieren und hat auch schon passende Items gesammelt. Es werden dann bis zu vier verschiedene Kategorien verlangt, wobei man auch bei einer Kategorie schon mal zwei, drei oder mehr Items einsetzen muss. Ist die Auswahl an Items getroffen, geht es an die Auswahl des Kessels, was neu ist bei diesem Spiel. Bisher war es nicht möglich, den Kessel zu wechseln, da dieser selbst auch keine Eigenschaften besaß, die das Resultat verändert hätte. Doch dies hat sich bei diesem Spiel geändert und man kann zwischen mehreren Kesseln wählen, die man im Spielverlauf erhält.

Atelier Sophie - Screenshot 5Als Beispiel wird hier ein Uni Bag, also ein Angriffsitem, synthetisiert, welches drei Kategorien benötigt, die schon mit Uni, Red Uni und Crystal Shard ausgefüllt sind. Jedes dieser Items hat eine bestimmte Farbe und eine bestimmte Tetrisblock-Form, die es auf dem 5×5-Feld zu platzieren gilt. Je nach Kessel kann das auch ein 4×4- oder 6×6-Feld sein. Optimal platziert werden diese auf den leuchtenden Felder. Dabei gilt: Je heller das Leuchten, umso höher der Bonus. Die erste Kategorie füllt dabei den ersten Baken, die zweite den zweiten und die dritte den dritten. Hat man alle Items plaziert, bekommt die Farbe, die am meisten vertreten ist, noch einen Schub. Schlussendlich wird man noch gefragt, welche Eigenschaften man von den ursprünglichen Items auf das neue übertragen will.

Fakt ist also, dass das Alchemiesystem alles andere als simpel und leicht verständlich ist. Es ist wirklich überhaupt nicht leicht, sich für Items zu entscheiden und diese dann auch noch so zu platzieren, dass das fertige Item die Eigenschaften besitzt, die es haben soll. Wer mehr Zeit mit Synthese als mit Kämpfen verbringt, der hat seine Zeit nicht verschwendet, sondern den Sinn des Spiels verstanden. Nicht nur deswegen besitzt jedes Atelier-Spiel sein eigenes Alchemiesystem, die ähnlich komplex aufgebaut sind, aber in ihrer Herangehensweise trotzdem grundverschieden.

 

Trivia & Easter Eggs

  • Atelier Sophie - Screenshot 6Viele Attackennamen, Itemnamen, und Charakternamen sind deutschen Wörtern entlehnt.
  • Logy ist wieder mit von der Partie: Jedoch kann man ihn nicht in seine Party nehmen.
  • Pamela aus Atelier Meruru leitet dieses Mal den Kirchenshop.
  • Von Logy bekommt man den Tipp: Es gibt ein auf dem Kopf stehenden Haus als Dungeon, das vom Himmel gefallen ist. Zufälligerweise haust auch ein Drache in diesem.
  • Es gibt ein Item namens God’s Gift, auf das sich der Effekt „Power to destroy Gods“ synthetisieren lässt. Verwerflich? Auf alle Fälle effektiv.
  • Bei Tess (der Barmaid) kann man sich ein Dateticket kaufen. Normalerweise bei Männern beliebt, kann auch Sophie dieses erwerben.

 

Lohnt sich Atelier Sophie nun?

Der Anfang ist zäh und oftmals wenig aufschlussreich. Stundenlanges Monsterknüppeln, Synthetisieren und Umhergerenne für kleine Details aus Plachtas Erinnerung waren nicht wirklich großer Ansporn, das Spiel großartig fortzusetzen. Doch Hartnäckigkeit lohnt sich und wird mit guten Storyansätzen belohnt. Zwar längst nicht so gut wie bei Shallie oder meinem Favoriten Escha & Logy, jedoch immer noch besser als bei der Arland-Reihe, die ich wirklich nicht prickelnd fand. Für Einsteiger in die Atelier-Reihe würde ich deshalb die eben genannten und wesentlich preiswerteren Spiele empfehlen. Grafisch sollte aber auf alle Fälle mal aufgearbeitet werden. Wer kein Englisch kann, muss allerdings auch wieder auf diesen Teil verzichten, immerhin aber ist japanische Sprachausgabe beigelegt. Der Nachfolger Atelier Firis ist bereits für Ende September in Japan angekündigt, vor 2017 ist hierzulande aber wohl nicht damit zu rechnen. Genug Zeit also noch das angefangene Star Ocean und das frisch erhaltene Fairy Fencer: Advent Dark Force durchzuzocken und zu reviewen.

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