Ersteindruck – »Sakamoto Days« – Eine bloße »Spy × Family«-Kopie? (Band 1)

Warum immer auf eine Review nach Abschluss der Serie warten, wenn man sich schon nach der ersten Episode beziehungsweise dem ersten Band einen Eindruck bilden kann? Da setzt Ersteindruck an und gibt schon einmal einen Ausblick darauf, ob es sich lohnt, dem Anime oder Manga eine Chance zu geben, oder nicht.

Sakamoto Days Band 1
Titel: Sakamoto Days
Genre: Action, Comedy
Mangaka: Yuto Suzuki
Start: November 2020 (JP)
Oktober 2022 (DE)
Bände: aktuell 9 Bände 
Verlag: Carlsen Manga
Preis: 7,50 € pro Band

(Basis für diesen Ersteindruck ist der erste Band.)

Spätestens seit des Erfolges von »Spy x Family« sind Spion-Geschichten im Trend. Ob Mangaka Yuto Suzuki aus diesem Grund seinen neuen Manga »Sakamoto Days« geschrieben hat, können wir heute nicht endgültig beantworten, doch genau wie sein großer Konkurrent setzt auch er eher auf Comedy statt auf große Action oder herzzerreißende Momente. Der Manga, der seit 2020 im »Weekly Shōnen Jump« läuft, erscheint seit 25. Oktober in Deutschland bei Carlsen Manga. Ob der etwas übergewichtige Sakamoto mit Loid Forger und seiner „Familie“ mithalten kann, werde ich heute versuchen zu klären.

(Zusammenfassung)

Einst war er der ultimative Auftragskiller, der beste von allen. Mord war seine Leidenschaft. Doch als er auf die Liebe seines Lebens trifft, schwört Sakamoto, sich zu ändern. Kurzerhand tauscht er seine Knarren gegen Schürzen ein und arbeitet nun in einem Supermarkt. Seine Frau und seine kleine Tochter bedeuten ihm alles. Als also der junge Shin auftaucht und seinen Ruhestand bedroht, muss Sakamoto wohl oder übel seine alten Tricks auspacken. Doch wie soll er gegen jemanden gewinnen, der Gedanken lesen kann?!

Carlsen Manga

 

Plus Aussehen ist nicht alles!

Sakamoto Days - Scan 1Sakamoto Days © 2020 by Yuto Suzuki / SHUEISHA Inc.

Verglichen mit Yor Forger aus »Spy x Family« wirkt Taro Sakamoto nicht wie ein ernstzunehmender Auftragskiller: Er sitzt den gesamten Tag in seinem Convenience Store und schlürft genüsslich Instant-Ramen. Ohne den Manga gelesen zu haben, würde man ihn eher mit Peter Griffin aus »Family Guy« vergleichen. Schon im ersten Kapitel erfahren wir aber, dass sich hinter seiner friedlichen Fassade ein ehemaliger Auftragskiller befindet, der sich lediglich ein kleines Fettpolster angefressen hat. Anstatt aber in einer groß aufgezogenen Geschichte zu enthüllen, dass Sakamoto viel stärker ist, als man glauben mag, zeigt uns der Manga mit nur einem einzelnen Panel, dass Sakamoto ein extrem fähiger Kämpfer ist.

»Sakamoto Days« spielt mit unseren Erwartungen als Lesende, baut aber die Punchlines der einzelnen Witze nicht auf, sondern liefert sie eher trocken und teilweise auch im Hintergrund ab. Dadurch bringt mich der Manga dazu, viel aufmerksamer zu lesen, um auch weitere, subtile Witze nicht zu verpassen. So denkt Sakamoto im dritten Kapitel lieber über eine Yakitori-Soße nach, als sich Gedanken über den Lärm zu machen, den er von draußen hören kann. Zusätzlich lässt sich der Manga durch die fehlenden großen Punchlines sehr flüssig lesen, da schwächere Witze auch mal eher überlesen werden können.

Diese Art des Gag-Timings funktioniert nur, weil Sakamoto als Figur so stark ist, dass ihn die Angriffe seiner Gegner kaum stören und er sich dadurch auf die banalen Dinge des alltäglichen Lebens konzentrieren kann. Teilweise wirkt der Humor ähnlich wie der von »Gintama«.

 

Mixed One-Trick-Pony?

Sakamoto Days - Scan 2Sakamoto Days © 2020 by Yuto Suzuki / SHUEISHA Inc.

Im Vergleich zu »Spy x Family« hat »Sakamoto Days« das Problem, dass ich im ersten Manga-Band noch keine wirkliche Gesamthandlung erkennen kann. Dies ist für Comedy-Manga und -Anime auch nicht immer unbedingt notwendig, wie beispielsweise »Pop Team Epic« oder »Grand Blue Dreaming« zeigen, aber trotzdem hilft eine Gesamthandlung dabei auch Leser zu binden, die mit Comedy-Serien nicht so viel anfangen können. Der erste Band von »Sakamoto Days« wirkt insgesamt eher wie eine Einführung in das Spion-Universum der Serie, weshalb davon auszugehen ist, dass wir im weiteren Verlauf neue Erlebnisse haben werden, die sicherlich auch einen stärkeren Zusammenhang zu vorherigen Handlungssträngen aufzeigen.

Weiterhin lebt die Serie bisher von ihrem sehr starken Kontrast zwischen Auftragskillerleben und normalem Bürgertum. Im ersten Band wirken die Witze auf mich extrem frisch und sogar noch abgedrehter, als es bei »Spy x Family« der Fall war. Trotzdem stellt sich mir die Frage, inwieweit dieser starke Humor allein die Serie auf lange Sicht tragen kann, speziell da ich nach dem ersten Band nun verstanden habe, dass Sakamoto viel stärker ist, als er aussieht, und ich dadurch nicht mehr überrascht werden kann.

»One-Punch Man« hat uns glücklicherweise bewiesen, dass eine Reihe, die auf einem einfachen Witz basiert, sehr lange unterhalten kann, solange sich die Figuren weiterentwickeln.

 

Plus Die Familie ist alles

Sakamoto Days - Scan 3Sakamoto Days © 2020 by Yuto Suzuki / SHUEISHA Inc.

Ähnlich wie bei »Spy x Family« spielt bei »Sakamoto Days« die Familie eine sehr große Rolle. Aber anstatt, dass die Charaktere das Konzept von Familie lernen müssen, ist Sakamoto zu Beginn des Mangas schon ein richtiger Familienmensch, der sein altes Leben für seine Frau an den Nagel gehangen hat. Glücklicherweise muss ich mich hier nicht – wie in vielen anderen Reihen – mit der Frage herumquälen, wann die Familie endlich vom zweiten Leben ihres Vaters erfährt. Sakamotos Frau kennt seine Vergangenheit und akzeptiert ihn vollständig, möchte aber nicht, dass er weiterhin Menschen tötet. Anstatt Sakamoto vor einen großen inneren Konflikt zu stellen, zeigt er die Liebe zu seiner Frau in seinen Handlungen, bei denen er nie aktiv daran denkt, eine andere Person zu töten.

Zusätzlich hat Sakamoto mit Shin und Shaotang Lu zwei weitere Freunde als Familienmitglieder aufgenommen. Shin als ehemaliger Auftragskiller-Kollege kann zwar wie Anya Forger Gedanken lesen, bisher wurde diese Fähigkeit aber eher sporadisch genutzt. Vielmehr steht die Vater-Sohn-Beziehung der beiden Figuren im Vordergrund der Geschichte: Shin lernt durch die Zusammenarbeit mit Sakamoto, warum dieser seinen alten Job an den Nagel gehangen hat und welche Bedeutung ein gemeinsames Familienleben haben kann. Shaotang Lu hingegen scheint schon immer eine Familie gesucht zu haben, da sie als Mafia-Tochter nur wenig Zuneigung erhalten hat.

Die Familie hält in »Sakamoto Days« also alles zusammen und kann als Rahmen verstanden werden: Alle Figuren suchen einen Rückhalt. Es ist sehr herzerwärmend zu sehen, dass sie diesen bei Sakamoto und seiner Familie finden können.

 

Fazit:

Ein Auftragskiller, ein Charakter mit psychischen Kräften und eine süße Tochter: »Sakamoto Days« scheint auf den ersten Blick viel bei »Spy x Family« abgeschaut zu haben. Zum Glück konnte ich relativ schnell erkennen, dass die Serie kein bloßer Abklatsch eines erfolgreichen Titels ist, sondern sehr schnell eine eigene Identität entwickelt.

»Sakamoto Days« kann schon im ersten Band durch sehr überraschenden Humor sowie sympathische Charaktere überzeugen. Speziell Fans von »Spy x Family«, »Gintama« oder generell Comedy-Manga sollten der neuen Reihe unbedingt eine Chance geben!

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